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Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)

Titel: Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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kontrollieren. Das Virus aus dem toten Mädchen zu holen oder die guten Sachen aus den Mohnsamen zu extrahieren erfordert vielleicht unterschiedliche chemische Prozesse, aber es ist so oder so ein Verbrechen.
    »Gutes Argument«, stimmte Miller zu. »In der Nähe der Casinoebene … nein, das stimmt nicht. Das Casino war die zweite Stufe. Die erste Stufe war die Drohung mit der Verstrahlung. Sie haben eine Menge Leute in die Strahlenschutzräume gesteckt und sie dort gebraten, um das Protomolekül glücklich zu machen. Erst danach haben sie die Casinos infiziert.«
    Wo kann man ein Drogenlabor einrichten, das nahe genug an den Strahlenschutzräumen ist?, fragte Muss.
    Der wallende silberne Strom flog über ihm vorbei und wehte nach links und rechts. Winzige Metallkringel regneten herab und zogen dünne Rauchfahnen hinter sich her.
    »Wenn ich einen uneingeschränkten Zugang hätte, würde ich mich für die Reservekontrolle entscheiden. Das ist ein Raum, der nur in Notfällen benutzt wird. Wenn nicht gerade Inventur ist, lässt sich dort nie jemand blicken. Alles, was nötig ist, um ihn vollständig zu isolieren, ist bereits vorhanden. Kein Problem.«
    Da Protogen auf Eros für die Sicherheit gesorgt hat, bevor sie die Aufgabe an entbehrliche Gauner übertragen haben, hatten sie die Gelegenheit, so etwas zu arrangieren, erklärte Muss ihm und lächelte dabei freudlos. Siehst du? Ich wusste doch, dass du es bis zu Ende durchdenken kannst.
    Weniger als eine Sekunde lang verschwand Muss, und Julie Mao – seine Julie – trat an ihre Stelle. Sie lächelte und war schön, strahlend. Das Haar schwebte um sie herum, als werde es nicht von der Schwerkraft beeinflusst. Dann war sie fort. Ein Alarmsignal warnte ihn vor der aggressiven Atmosphäre.
    »Halte durch«, sagte er zu der brennenden Luft. »Ich bin gleich da.«
    Etwas weniger als dreißig Stunden waren seit dem Augenblick vergangen, in dem er erkannt hatte, dass Juliette Andromeda Mao nicht tot war. Jetzt deaktivierte er die Verriegelung und zog den Karren in das Reservesystem, das im Notfall die Kontrolle der Umweltbedingungen auf Eros übernehmen konnte. Unter den Auswüchsen des Protomoleküls waren die sauberen, einfachen Konturen der Pulte zu erkennen, die den Bedienern so wenig Spielraum für Irrtümer wie möglich lassen sollten. Bündel dunkler Fasern ringelten sich über die Wände, den Boden und die Decke. Von der Decke hingen Büschel wie Spanisches Moos herab. Hinter dem Bewuchs leuchteten noch die LED-Lampen, doch der größte Teil des Lichts stammte von glühenden blauen Punkten, die in der Luft schwebten. Schon beim ersten Schritt sank er bis zum Fußgelenk ein. Der Karren mit der Bombe musste draußen bleiben. Der Anzug meldete ihm eine verrückte Mischung exotischer Gase und aromatischer Kohlenwasserstoffe, doch im Innern roch er nur sich selbst.
    Die Räume der Reservestation waren verwandelt, transformiert. Er ging durch den Bereich, der das Abwasser kontrollierte, und kam sich vor wie ein Höhlentaucher. Die blauen Lichter tanzten um ihn herum, als er vorbeikam. Ein paar Dutzend blieben funkelnd am Anzug hängen. Fast hatte er Hemmungen, sie vom Helmvisier abzustreifen, weil er fürchtete, sie könnten schmieren wie tote Glühwürmchen, doch sie wirbelten nur in die Luft davon. Die Monitore der Luftversorgung zeigten zuckende Kurven, tausend Warnmeldungen und Benachrichtigungen über Vorfälle, die unter dem Geflecht des Protomoleküls auf den Bildschirmen nur halb zu erkennen waren. Irgendwo in der Nähe plätscherte Wasser.
    Sie lag in einem Dekontaminationsraum auf einem Bett aus dunklen Fäden, die aus ihrem Rücken hervorgequollen waren und sich mit den aufgefächerten Haaren zu einem Polster verwoben hatten, wie man es in einem Märchen zu sehen erwartet hätte. Winzige Lichtpunkte schimmerten auf dem Gesicht, den Armen und den Brüsten. Die knochigen Auswüchse, über denen sich ihre Haut gespannt hatte, waren weiter angeschwollen und stellten stützende Verbindungen zu der weichen Unterlage her. Die Beine waren verschwunden, nicht mehr erkennbar in dem dunklen fremden Geflecht. Sie erinnerte Miller an eine Meerjungfrau, die ihre Flossen gegen eine Raumstation eingetauscht hatte. Die Augen waren geschlossen, bewegten sich jedoch unter den Lidern. Sie atmete.
    Miller blieb neben ihr stehen. Das Gesicht entsprach nicht ganz der Julie, die er sich vorgestellt hatte. Die reale Frau hatte ein breiteres Gesicht, und die Nase war nicht ganz so

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