Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)
es mir.«
»Er wollte uns eine private Versicherung verkaufen. Hundert im Monat, genau wie der letzte Kerl.«
»Der letzte Kerl?«, fragte Havelock. »Dann ist das schon einmal passiert?«
»Klar«, erwiderte der Manager. »Jeder muss an irgendwen zahlen. Das ist der Preis, wenn man einen Laden betreibt.«
Miller schloss das Terminal und runzelte die Stirn. »Sehr philosophisch. Aber wenn das der Preis ist, den man zahlen muss, was tun wir dann hier?«
»Ich dachte, Sie … Ihre Leute hätten diesen Mist unter Kontrolle. Seit wir aufgehört haben, an die Loca zu zahlen, konnte ich sogar ordentliche Gewinne verbuchen. Jetzt fängt alles wieder von vorne an.«
»Warten Sie mal«, erwiderte Miller. »Wollen Sie damit sagen, dass die Loca Greiga keine Schutzgelder mehr nimmt?«
»Klar. Und nicht nur die. Die Hälfte der Leute, die ich im Bough kenne, tauchen nicht mehr auf. Wir dachten, die Cops hätten endlich mal etwas getan. Jetzt haben wir diese neuen Dreckskerle am Hals, und es fängt wieder von vorne an.«
Die kalte Angst kroch Miller den Rücken hinauf. Er blickte zu Havelock, der den Kopf schüttelte. Auch er hatte noch nichts davon gehört. Die Golden Bough Society, Sohiros Truppe, die Loca Greiga. Das gesamte organisierte Verbrechen auf Ceres erlitt Rückschläge, und eine neue Kraft besetzte die Nischen. Vielleicht war es reiner Opportunismus, vielleicht auch etwas anderes. Auf die nächste Frage hätte er am liebsten verzichtet. Havelock würde ihn für paranoid halten.
»Wie lange ist es her, dass die alten Eintreiber keine Schutzgelder mehr kassieren?«, fragte Miller.
»Keine Ahnung. Schon ziemlich lange.«
»Vor oder nachdem der Mars den Wassertransporter vernichtet hat?«
Der Manager verschränkte die dicken Arme vor der Brust und kniff die Augen zusammen.
»Vorher«, sagte er. »Vielleicht ein oder zwei Monate davor. Hat das etwa miteinander zu tun?«
»Ich versuche nur, den Zeitrahmen zu bestimmen«, antwortete Miller. »Der neue Bursche, dieser Mateo – hat er Ihnen gesagt, wer hinter der neuen Versicherung steckt?«
»Das herauszufinden ist doch wohl Ihre Aufgabe, oder?«
Die Miene des Inhabers war so verschlossen, dass Miller förmlich die Rollläden einrasten hörte. Ja, Asher Kamamatsu wusste, wer ihn erpresste. Er war mutig genug, sich darüber zu beschweren, aber er zeigte nicht mit dem Finger auf den Verantwortlichen.
Interessant.
»Vielen Dank.« Miller stand auf. »Wir geben Ihnen Bescheid, wenn wir etwas herausfinden.«
»Es freut mich, dass Sie an dem Fall arbeiten«, gab der Inhaber ebenso sarkastisch zurück.
Im Tunnel vor dem Laden blieb Miller stehen. Das Viertel befand sich im Grenzland zwischen heruntergekommenen und respektablen Wohngegenden. Weiße Flecken zeugten von übermalten Graffiti. Männer auf Fahrrädern kurvten umher, die Schaumstoffräder summten auf dem polierten Stein. Miller ging langsam und richtete den Blick auf die Decke, bis er die Überwachungskamera gefunden hatte. Er zückte das Terminal, suchte in der Datenbank nach dem Code der Kamera und überprüfte den Zeitpunkt anhand der Standbilder aus dem Geschäft. Eine Weile spielte er mit den Kontrollen herum und spulte die Kunden im Schnelldurchlauf vor und zurück. Dann hatte er Mateo gefunden, wie dieser gerade das Geschäft verließ, das Gesicht zu einem überlegenen Grinsen verzerrt. Miller hielt das Video an und vergrößerte das Bild. Havelock, der ihm über die Schulter spähte, pfiff leise durch die Zähne.
Der geteilte Kreis der AAP war auf dem Armband des Gauners deutlich zu erkennen. So ein Armband hatte er auch in Julie Maos Wohnloch gefunden.
In was für eine Gesellschaft hast du dich da begeben, Mädchen?, dachte Miller. Du hast etwas Besseres verdient. Du musst wissen, dass du etwas Besseres verdient hast.
»He, Partner«, sagte er laut. »Kannst du den Bericht über die Vernehmung allein schreiben? Ich muss noch etwas erledigen, und es wäre wohl nicht klug, wenn du dabei bist. Ist nicht persönlich gemeint.«
Havelock zog die Augenbrauen bis zum Haaransatz hoch.
»Willst du die AAP verhören?«
»Ich klopfe mal ein bisschen auf den Busch«, erklärte Miller.
Miller hatte damit gerechnet, dass ein Wachmann in einer bekannten AAP-Bar sofort auffiele. Die Hälfte der Gesichter, die er in dem schwachen Licht des John Rock Gentlemen’s Club sah, gehörte jedoch ganz normalen Bürgern. Mehr als ein Mitarbeiter von Star Helix war darunter. Aus den Lautsprechern tönte reine
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