Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)
Havelock.
»Hätte besser sein können.«
»Hat sie den Auftrag widerrufen?«
Miller schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe ihn immer noch, aber ich soll mir möglichst wenig Mühe geben.«
»Könnte schlimmer sein. Du wirst schon herausfinden, was passiert ist, und vielleicht kannst du nach der Dienstzeit ein paar Stunden herumschnüffeln, einfach nur, um in der Übung zu bleiben.«
»Genau«, sagte Miller. »Nur zum Training.«
Ihre Schreibtische waren ungewöhnlich gut aufgeräumt. Die Barriere von Akten, die Havelock zwischen sich und dem Rest der Wache geschaffen hatte, war abgeschmolzen, und Miller entnahm den Blicken und Handbewegungen seines Partners, dass der Cop wieder in den Tunnels auf Streife gehen wollte. Ob er sich noch einmal bewähren wollte, ehe die Versetzung genehmigt wurde, oder ob er einfach nur ein paar Leuten die Köpfe einschlagen wollte, konnte Miller nicht erkennen. Vielleicht lief beides sogar auf ein und dasselbe hinaus.
Lass dich bloß nicht umbringen, ehe du hier herauskommst, dachte Miller. Laut sagte er: »Was haben wir denn so?«
»Ein Elektroladen in Sektor Acht, drei Ebenen Richtung Zentrum«, berichtete Havelock. »Eine Beschwerde wegen Erpressung.«
Miller saß einen Moment da und betrachtete seinen Widerwillen, als gehörte er jemand anders. Es war, als hätte Shaddid einem Hund einen Happen frisches Fleisch hingehalten, um danach gleich wieder auf den Abfall zu deuten. Vorübergehend hatte er Lust, den Laden in die Luft zu jagen, und beinahe hätte er dem Impuls sogar nachgegeben. Schließlich seufzte er, setzte die Füße auf den Boden und stand auf.
»Also gut«, sagte er. »Dann wollen wir den Handel und Wandel auf der Station sichern.«
»Der Mann ist ein Vorbild.« Havelock überprüfte seine Dienstwaffe. Das hatte er in der letzten Zeit häufig getan.
Der Laden gehörte einer Kette an und verkaufte vor allem Unterhaltungselektronik. Auf sauberen weißen Regalen standen Kampfsimulationen, Erkundungs- und Sexspiele. Über die Lautsprecher jodelte eine Frau irgendetwas, das einer Mischung aus einem islamischen Gebetsruf und einem Orgasmus im Rockrhythmus ähnelte. Die Hälfte der Spiele waren in Hindi mit chinesischen und spanischen Übersetzungen. Die andere Hälfte war in Englisch mit Hindi als Zweitsprache. Der Verkäufer war kaum mehr als ein Junge, höchstens sechzehn oder siebzehn Jahre alt mit einem dünnen schwarzen Bart, den er trug wie ein Ehrenzeichen.
»Kann ich Ihnen helfen?« Mit einer Abneigung, die an Verachtung grenzte, beäugte er Havelock. Der Detective zückte seinen Ausweis und sorgte dafür, dass der Junge zugleich die Dienstwaffe bemerkte.
Miller holte die Beschwerde auf sein Terminal. »Wir würden gern mit Asher Kamamatsu sprechen. Ist er da?«
Für einen Gürtler war der Inhaber sehr dick. Größer als Havelock, mit einem Schmerbauch und dicken Muskelsträngen auf Schultern, Armen und Hals. Wenn Miller blinzelte, konnte er unter den Schichten von Zeit und Enttäuschung einen siebzehnjährigen Jungen erkennen, der dem Angestellten an der Theke sehr ähnlich sah. Das Büro war für die drei Männer fast zu groß, überall standen Kisten mit pornografischer Software.
»Haben Sie die Erpresser geschnappt?«, fragte der Inhaber.
»Nein«, antwortete Miller. »Wir versuchen immer noch zu ermitteln, wer sie überhaupt sind.«
»Verdammt, das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Die Überwachungskamera des Ladens hat Bilder gemacht. Ich habe Ihnen sogar den verdammten Namen genannt.«
Miller blickte auf sein Terminal. Der Verdächtige hieß Mateo Judd, ein Hafenarbeiter mit einem nicht sehr auffälligen Vorstrafenregister.
»Sie glauben also, er sei allein«, erklärte Miller. »Na gut. Dann schnappen wir ihn uns und buchten ihn ein. Es gibt ja keinen Grund, herauszufinden, für wen er arbeitet. Wahrscheinlich ist es sowieso niemand, der Ihnen etwas übelnehmen könnte. Meiner Erfahrung nach werden die Eintreiber des organisierten Verbrechens kommentarlos ersetzt, wenn man einen ausschaltet. Aber da Sie sowieso völlig sicher sind, dieser Kerl stelle das ganze Problem dar …«
Die säuerliche Miene des Inhabers verriet Miller, dass er den wunden Punkt getroffen hatte. Havelock lehnte sich an einen Stapel Kisten mit der Aufschrift СИРОТЛИВЫЕ ДЕВУШКИ und lächelte.
»Berichten Sie mir einfach, was er wollte«, schlug Miller vor.
»Das habe ich doch schon dem letzten Cop erzählt«, erwiderte der Manager.
»Erzählen Sie
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