Leviathan erwacht - Corey, J: Leviathan erwacht - Leviathan Wakes (The Expanse Series Book 1)
Arbeit auf den Frachtern«, erklärte Amos. »Decks schrubben oder saufen und vögeln. Ich weiß schon, wo meine Prioritäten liegen.«
Als sie durch das Gewirr der Gänge schritten, lief eine leichte Vibration durch das Schiff, und die Schwerkraft setzte allmählich wieder ein. Sie hatten Schub gegeben. Holden bediente die Schieberegler seiner Schuhe mit der Hacke und stellte die Magnethaftung ab.
Ihnen begegnete kaum ein Mensch, und die wenigen, die sie sahen, hatten es eilig, sprachen nicht und warfen ihnen höchstens einen Blick zu. Da sich ihnen sechs Schiffe näherten, waren die meisten Diensthabenden schon auf ihrem Posten. Als Kapitän Yao gesagt hatte, sie werde in einer Stunde ihre Torpedos abfeuern, hatte es nicht einmal andeutungsweise nach einer Drohung geklungen. Sie hatte lediglich eine Tatsache formuliert. Für die meisten jungen Matrosen auf dem Schiff wäre es vermutlich der erste echte Kampfeinsatz, sofern es überhaupt so weit kam. Holden bezweifelte es.
Er fragte sich, was er davon halten sollte, dass Yao bereit war, eine Handvoll Schiffe aus dem Gürtel einfach nur deshalb zu vernichten, weil sie sich nicht zu erkennen gaben und in der Nähe vorbeiflogen. Jedenfalls ließ dies vermuten, dass sie ebenso wenig zögern würde, einen Eisfrachter wie die Canterbury auszuschalten, wenn sie es für richtig hielt.
Gunderson ließ sie vor einer Luke anhalten, die mit OQ117 beschriftet war. Er schob eine Karte ins Schloss und winkte sie hinein.
»Das ist besser, als ich es erwartet hätte«, sagte Shed. Es klang beeindruckt.
Das Quartier war nach den Maßstäben der Raumfahrt recht groß. Es verfügte über sechs Beschleunigungsliegen, einen kleinen Tisch und vier Stühle, die mit Magnethaltern am Boden befestigt waren. Hinter der offenen Tür eines Schotts befand sich ein kleiner Nebenraum mit Toilette und Waschbecken. Gunderson und der Marineleutnant folgten ihnen in die Kabine.
»Dies ist vorläufig Ihre Unterkunft«, erklärte der Chief. »An der Wand ist ein Com. Zwei von Leutnant Kellys Leuten werden draußen postiert. Rufen Sie die Leute, und sie werden Ihnen alles besorgen, was Sie brauchen.«
»Wie wär’s mit was zu beißen?«, schlug Amos vor.
»Wir lassen etwas schicken. Sie bleiben hier, bis Sie gerufen werden«, erklärte Gunderson. »Leutnant Kelly, haben Sie noch etwas zu ergänzen, Sir?«
Der Marineleutnant betrachtete sie.
»Die Männer draußen sind zu Ihrem Schutz abgestellt, werden aber unfreundlich reagieren, falls Sie Ärger machen«, sagte er. »Haben Sie das verstanden?«
»Laut und deutlich, Leutnant«, erklärte Holden. »Keine Sorge, wir sind bestimmt die angenehmsten Gäste, die Sie je hatten.«
Kelly nickte Holden mit einer Miene zu, die anscheinend echte Dankbarkeit verriet. Er war ein Profi, der eine unangenehme Aufgabe zu erledigen hatte. Holden hatte Mitgefühl mit ihm. Außerdem wusste er, wie unangenehm Marinesoldaten tatsächlich werden konnten, wenn man sie ärgerte.
Gunderson sagte: »Wollen Sie Mister Holden gleich zu seinem Termin begleiten, Leutnant? Ich könnte unterdessen seiner Crew hier helfen, sich einzurichten.«
Kelly nickte und fasste Holden am Ellbogen.
»Begleiten Sie mich bitte, Sir.«
»Wohin gehen wir, Leutnant?«
»Leutnant Lopez wollte Sie sofort nach Ihrer Ankunft sprechen. Ich führe Sie zu ihm.«
Shed blickte nervös zwischen dem Offizier und Holden hin und her. Naomi nickte. Sie würden sich wiedersehen, sagte Holden sich selbst. Er war sogar geneigt, es selbst zu glauben.
Kelly führte Holden in raschem Schritt durch das Schiff. Er hielt das Gewehr nicht mehr im Anschlag, sondern hatte es sich locker über die Schulter gehängt. Entweder war er zu der Ansicht gelangt, Holden werde keinen Ärger machen, oder er war überzeugt, Holden im Notfall schnell überwältigen zu können.
»Darf ich fragen, wer Leutnant Lopez ist?«
»Er ist der Mann, der Sie sprechen will«, erwiderte Kelly.
Sie blieben vor einer schlichten grauen Tür stehen, Kelly klopfte an und führte Holden in eine kleine Kabine mit einem Tisch und zwei unbequemen Stühlen. Ein dunkelhaariger Mann baute gerade einen Rekorder auf. Er winkte mehr oder weniger in die Richtung eines Stuhls. Holden setzte sich. Der Stuhl war sogar noch unbequemer, als es den Anschein gehabt hatte.
»Sie können gehen, Mister Kelly«, sagte der Mann, der vermutlich Lopez war. Kelly ging und schloss hinter sich die Tür.
Als Lopez fertig war, setzte er sich Holden gegenüber an
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