Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lewis, CS - Narnia 1

Lewis, CS - Narnia 1

Titel: Lewis, CS - Narnia 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Wunder von Narnia
Vom Netzwerk:
»Ihr werdet das erste Königspaar von Narnia sein.«
    Der Kutscher riß erstaunt den Mund auf, und seine Frau wurde rot.
    »Ihr werdet all diesen Kreaturen Namen geben und über sie regieren. Ihr werdet für Recht und Ordnung unter ihnen sorgen, und ihr werdet sie vor ihren Feinden schützen, wann immer es nötig sein wird. Und es wird nötig werden, denn in dieser Welt treibt sich eine böse Hexe herum.«
    Der Kutscher mußte zwei-oder dreimal kräftig schlucken. Dann räusperte er sich.
    »Mit Ihrer Erlaubnis, Herr«, sagte er, »und mit gütigstem Dank auch von meiner Frau–aber ich bin nicht der richtige Mann für so‘ne Arbeit. Ich bin nicht lang zur Schule gegangen.«
    »Nun«, entgegnete Aslan. »Kannst du mit dem Spaten und mit dem Pflug umgehen und Felder bestellen?«
    »Ja, Herr, das kann ich schon eher. Mit solchen Arbeiten bin ich ja aufgewachsen.«
    »Kannst du freundlich und gerecht über diese Kreaturen regieren, ohne zu vergessen, daß sie nicht Sklaven sind wie die geistlosen Tiere der Welt, aus der du kommst, sondern sprechende, freie Wesen?«
    »Das sehe ich, Herr«, entgegnete der Kutscher. »Ich werd’versuchen, es allen recht zu machen.«
    »Wirst du auch deine Kinder und Kindeskinder in diesem Sinn erziehen?«
    »Zumindest würd’ich’s versuchen, Herr. Ich würd’mein Bestes tun. Das würden wir doch, Nellie, oder nicht?«
    »Und wirst du weder unter deinen Kindern noch unter den anderen Kreaturen jemanden bevorzugen? Und wirst du auch nicht dulden, daß sie sich gegenseitig unterdrücken oder schlecht behandeln?«
    »So was würd’ich nie dulden, Herr, und das ist die Wahrheit. Ich werd’s ihnen schon besorgen, wenn ich sie bei so was erwische«, sagte der Kutscher, dessen Stimme im Verlauf dieser Unterhaltung immer bedächtiger und kraftvoller wurde und immer mehr der Stimme ähnelte, die er damals auf dem Land gehabt hatte.
    »Und wenn sich ein Feind gegen das Land erhebt–was sicherlich geschehen wird–und es gibt Krieg, wirst du dann der erste beim Angriff und der letzte beim Rückzug sein?«
    »Nun ja, Herr«, sagte der Kutscher zögernd. »So was weiß man nie so recht, bevor man’s ausprobiert hat. Vielleicht stellt sich raus, daß ich ein wahrhaftiger Feigling bin. Gekämpft hab’ich noch nie, höchstens mal mit den Fäusten. Aber ich will versuchen, meine Pflicht zu erfüllen–zumindest hoffe ich, daß ich’s versuchen werd’.«
    »Mehr wird von einem König nicht verlangt«, sagte Aslan. »Die Krönung wird in Bälde stattfinden. Gesegnet seist du, deine Kinder und Kindeskinder. Einige von ihnen werden Könige über Narnia sein, andere werden Archenland regieren, das jenseits der südlichen Berge liegt. Und du, kleine Tochter«, fuhr er zu Polly gewandt fort, »sei mir willkommen. Hast du dem Jungen sein schlimmes Betragen in der Halle der Standbilder im trostlosen Palast von Charn, dem verfluchten Land, verziehen?«
    »Ja, Aslan, wir haben uns wieder versöhnt.«
    »Gut so«, sagte Aslan. »Und nun zu dem Jungen.«
     
     

GOLDAPFEL ERLEBT EIN ABENTEUER
     
     
     
    Digory hielt die Lippen fest zusammengepreßt. Er fühlte sich immer weniger wohl in seiner Haut. Vor allem hoffte er, daß er nicht gleich losheulen mußte oder sonst etwas Peinliches anstellte.
    »Sohn Adams«, sagte Aslan. »Bist du bereit, die Untat zu sühnen, die du meinem geliebten Land Narnia in der Stunde seiner Geburt angetan hast?«
    »Tja, ich weiß nur nicht so recht, was ich tun könnte«, antwortete Digory. »Die Hexe ist nämlich weggerannt und…«
    »Ich fragte, ob du bereit bist«, sagte der Löwe.
    »Ja.« Eine Sekunde lang war Digory der verrückte Einfall gekommen, zu sagen: »Ich helfe dir, wenn du meiner Mutter hilfst.« Aber gerade noch rechtzeitig wurde ihm klar, daß der Löwe nicht zu denen gehörte, mit denen man Geschäfte zu machen versuchte. Doch als er »ja« sagte, dachte er an seine Mutter, an seine Hoffnungen, und wie sie jetzt alle davonflogen. Die Kehle wurde ihm eng, und er hatte Tränen in den Augen.
    »Aber bitte, Löwe–bitte, könntest du mir was geben, damit meine Mutter wieder gesund wird?« Bis zu diesem Augenblick hatte er auf die großen Vordertatzen des Löwen hinuntergestarrt und auf die riesigen Krallen, doch jetzt blickte er in seiner Verzweiflung auf und sah dem Löwen direkt ins Gesicht. Was er da sah, bescherte ihm die größte Überraschung seines Lebens. Das goldbraune Gesicht war zu ihm heruntergebeugt, und große schimmernde Tränen standen in

Weitere Kostenlose Bücher