Lewis CS - Narnia 3
ich bin.“
„Ja“, meinte der König. „Jetzt wissen wir, wie er ist: Er ist ein übermäßig stolzer, verschwenderischer, grausamer und selbstherrlicher Tyrann.“
„Im Namen Aslans - dann sollten wir noch heute Tashbaan verlassen“, schlug Suse vor.
„Das ist leichter gesagt als getan, Schwester“, wandte Edmund ein. „Nun muß ich euch allen sagen, was mir die letzten beiden Tage und auch schon zuvor durch den Kopf gegangen ist. Peridan, sei so gut und schau an der Tür nach, ob dort auch kein Spion steht! Alles in Ordnung? Gut. Denn das, was ich jetzt sage, muß geheim bleiben.“
Alle sahen plötzlich sehr ernst aus. Königin Suse sprang auf und rannte zu ihrem Bruder hinüber. „O Edmund“, rief sie. „Was ist denn los? Du machst so ein schreckliches Gesicht!“
PRINZ CORIN
Meine liebe Schwester“, sagte König Edmund. „Du mußt jetzt deinen ganzen Mut zusammennehmen. Denn ich sage dir klipp und klar, daß uns große Gefahr droht.“
„Wieso, Edmund?“ fragte die Königin.
„Ich glaube nicht, daß es so einfach sein wird, Tashbaan zu verlassen. Solange der Prinz Hoffnung hatte, dein Jawort zu erlangen, waren wir hochgeschätzte Gäste. Aber bei der Mähne des Löwen - ich glaube, sobald du ihn offen abweist, werden wir kaum mehr sein als gewöhnliche Gefangene.“
Einer der Zwerge pfiff leise vor sich hin.
„Ich habe Eure Majestäten gewarnt, ich habe euch gewarnt“, sagte Patschfuß der Rabe.
„Ich war heute morgen beim Prinzen“, fuhr Edmund fort. „Er ist leider gar nicht daran gewöhnt, seinen Willen nicht durchzusetzen. Er ist sehr erbost, daß du dir so lange Zeit nimmst und immerzu ausweichende Antworten gibst. Um ihn vorzubereiten, habe ich eine wegwerfende Bemerkung über die Wankelmütigkeit der Frauen gemacht und angedeutet, seine Werbung könne vergeblich sein. Er wurde böse und gefährlich. In jedem Wort, das er sprach, lag unter dem Deckmantel von höflichem Gerede eine klare Drohung.“
„Ja“, sagte Tumnus. „Als ich gestern mit dem Großwesir zu Abend speiste, war es genauso. Er fragte mich, wie mir Tashbaan gefiele. Ich konnte ihm nicht sagen, daß mir jeder einzelne Stein dieser Stadt zuwider ist, aber lügen mochte ich auch nicht. So sagte ich ihm also, daß mein Herz jetzt, Wo der Hochsommer naht, den kühlen Wäldern und den taufeuchten Hängen Narnias entgegenschlägt. Er setzte ein Lächeln auf, das nichts Gutes zu bedeuten hatte, und sagte: ‚Nichts wird dich daran hindern, dort wieder herumzutanzen, kleines Ziegenbein - vorausgesetzt natürlich, ihr laßt uns zum Tausch eine Braut für unseren Prinzen da.‘“
,Meint ihr, er würde mich mit Gewalt zur Frau nehmen?“ rief Suse.
„Das befürchte ich, Suse“, sagte Edmund.
„Aber wie kommt er nur darauf? Glaubt der Tisroc, unser Bruder, König Peter der Prächtige, ließe sich das bieten?“
„Sir“, sagte Peridan zum König. „So verrückt können die hier doch nicht sein. Glauben die denn, Narnia würde einem solchen Streich untätig zusehen?“
„Nun“, meinte Edmund. „Ich vermute, daß der Tisroc Narnia nur wenig fürchtet. Narnia ist ein kleines Land. Aber es ist auch ein freies Land und als solches dem Tisroc schon immer ein Dorn im Auge. Ihm wäre nichts lieber, als uns auszulöschen oder zu verschlucken. Als er es erstmals zuließ, daß der Prinz als dein Bewerber nach Feeneden kam, Schwester, da suchte er vielleicht nur einen Grund, gegen uns vorzugehen. Höchstwahrscheinlich wäre es ihm am liebsten, wenn er auf einen Schlag Archenland und Narnia bekäme.“
„Soll er es nur versuchen!“ meinte der zweite Zwerg. „Zur See sind wir so stark wie er. Und wenn er uns auf dem Landweg angreift, muß er erst einmal die Wüste durchqueren.“
„Wahr gesprochen, Freund“, entgegnete Edmund. „Aber bildet die Wüste einen sicheren Schutz? Was meint Patschfuß dazu?“
„Ich kenne die Wüste gut“, sagte der Rabe, „denn ich habe sie in meinen jüngeren Jahren kreuz und quer überflogen. Eines ist gewiß: wenn der Tisroc den Weg über die große Oase einschlägt, wird es ihm nicht gelingen, ein großes Heer nach Archenland zu führen. Sie könnten die Oase zwar am Ende eines Tagesmarsches erreichen, doch die Quellen dort führen nicht genug Wasser, um den Durst aller Soldaten und Tiere zu löschen. Aber es gibt noch einen anderen Weg.“
Shasta spitzte mehr und mehr die Ohren.
„Derjenige, der diesen Weg finden will“, sagte der Rabe, „muß von den Gräbern der alten Könige aus
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