Lewis CS - Narnia 3
Archenland, wo das auch immer liegen mag. Und das müssen Narnianen sein. Ich frage mich allerdings, wo der wirkliche Corin steckt.
„Wo warst du, Corin?“ fragte die Dame, deren Hände noch immer auf Shastas Schultern ruhten.
„Ich - ich weiß nicht“, stammelte Shasta.
„Siehst du, Suse“, sagte der König. „Ich konnte auch kein Wort aus ihm herauskriegen - sei es nun wahr oder gelogen.“
„Eure Majestäten! Königin Suse! König Edmund!“ sagte eine Stimme: Und als Shasta sich umwandte, um den Sprecher anzuschauen, traf ihn fast der Schlag, denn es war eines dieser komischen Wesen, die er aus dem Augenwinkel heraus gesehen hatte, als er zur Tür hereingekommen war. Es war etwa so groß wie er selbst. Von der Hüfte an aufwärts sah es aus wie ein Mann, aber seine Beine waren behaart wie die einer Ziege. Sie waren auch geformt wie Ziegenbeine, und Ziegenhufe und einen Schwanz hatte das Wesen auch. Seine Haut war rot, sein Haar lockig, im Gesicht trug es einen kurzen Spitzbart und auf dem Kopf zwei kleine Hörner. Es war ein Faun, doch Shasta hatte noch nie etwas von einem Faun gehört. Wer das Buch Der König von Narnia gelesen hat, den interessiert es vielleicht, daß dies haargenau derselbe Faun war - er hieß Tumnus -, den Lucy, die Schwester von Königin Suse, damals am allerersten Tag traf, nachdem sie den Weg nach Narnia gefunden hatte. Doch er war inzwischen um einiges älter geworden, denn Peter, Suse, Edmund und Lucy regierten jetzt schon seit einigen Jahren als Könige und Königinnen von Narnia.
„Eure Majestäten“, sagte der Faun. „Der junge Prinz hat einen kleinen Sonnenstich. Schaut ihn euch nur an! Er ist ganz benommen. Er weiß nicht, wo er ist!“
Nun hörten natürlich alle sofort auf, mit Shasta zu schelten und ihn auszufragen. Sie umsorgten ihn, legten ihn auf ein Sofa und stopften ihm Kissen unter den Kopf. Dann gab man ihm aus einem goldenen Becher eisgekühlten Fruchtsaft zu trinken und befahl ihm, sich still zu verhalten.
So etwas war Shasta noch nie widerfahren. Er hätte nicht einmal zu träumen gewagt, jemals auf so einem bequemen Sofa zu liegen und einen solch köstlichen Saft zu trinken. Er überlegte sich noch immer, was wohl den anderen zugestoßen sein mochte und wie um alles in der Welt er wohl fliehen und sich bei den Gräbern mit ihnen treffen konnte. Und was mochte wohl passieren, wenn der richtige Corin wieder auftauchte?
Die Leute, die sich in diesem kühlen, luftigen Raum aufhielten, waren sehr interessant. Neben dem Faun gab es zwei Zwerge. Auch diese Art von Lebewesen hatte Shasta noch nie gesehen. Und einen sehr großen Raben gab es auch. Alle übrigen waren Menschen; Erwachsene, aber noch jung, und alle - die Frauen und die Männer - hatten hübschere Gesichter und schönere Stimmen als die meisten Bewohner Kalormens.
„Nun, hohe Schwester“, sagte der König zu Königin Suse. „Was meinst du? Wir sind nun schon volle drei Wochen hier in dieser Stadt. Hast du dich schon entschieden, ob du diesen Prinzen Rabadash heiraten willst oder nicht?“
Die Dame schüttelte den Kopf. „Nein, Bruder, ich werde ihn nicht heiraten“, sagte sie. „Nicht für alle Juwelen Tashbaans.“
Oh! dachte Shasta. Sie sind zwar König und Königin, aber sie sind nicht miteinander verheiratet. Es sind Geschwister.
„Fürwahr, Schwester“, sagte der König. „Ich wäre enttäuscht von dir, wenn du ihn erhört hättest. Ich muß dir sagen: Schon als der Botschafter des Tisroc zum ersten Mal wegen dieser Heirat nach Narnia kam - und auch später noch, als der Prinz bei uns in Feeneden zu Gast war -, hat es mich sehr erstaunt, daß du ihm so viel Gunst erwiesen hast.“
„Das war meine Torheit, Edmund“, entgegnete Königin Suse. „Und ich flehe dich an, Nachsicht mit mir zu üben. Doch als dieser Prinz bei uns in Narnia war, betrug er sich völlig anders als hier in Tashbaan. Ihr habt ja alle gesehen, welch großartige Leistungen er in dem großen Wettkampf vollbracht hat, den unser Bruder, König Peter der Prächtige, für ihn veranstalten ließ, und wie demütig und höflich er sich in diesen sieben Tagen betrug. Doch hier in seiner eigenen Stadt hat er ein anderes Gesicht gezeigt.“
„Ah!“ krächzte der Rabe. „Es gibt ein altes Sprichwort: Man muß den Bären in seiner Höhle gesehen haben, bevor man ein Urteil über ihn abgeben kann.“
„Sehr richtig, Patschfuß“, sagte einer der Zwerge. „Und ein anderes lautet: Komm und lebe mit mir, dann zeige ich dir, wer
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