Lewis CS - Narnia 3
nordwestlich reiten, und zwar so, daß er die Doppelspitze des Berges Pire immer genau vor sich sieht. Dann wird er nach einem Tagesritt oder wenig mehr zum Eingang eines Felsentales kommen, der so eng ist, daß man ihn kaum als solchen erkennt. Wenn man in dieses Tal hineinblickt, ist weder Gras noch Wasser noch sonst etwas zu sehen. Doch wenn man hineinreitet, trifft man auf einen Fluß, an dessen Ufern man bis nach Archenland reiten kann.“
„Kennen die Kalormenen diesen Weg?“ fragte die Königin.
„Freunde“, sagte Edmund. „Wozu soll diese Unterhaltung führen? Wir wollen doch nicht wissen, ob Narnia oder Kalormen den Sieg davontrüge, wenn es zum Krieg zwischen den beiden Ländern käme. Wir wollen wissen, wie wir die Ehre der Königin und unser Leben retten und aus dieser teuflischen Stadt fliehen können.“
„Ich bin an allem schuld“, jammerte Suse und brach in Tränen aus. „Hätte ich nur niemals Feeneden verlassen. Wie glücklich waren wir doch, bevor diese Botschafter aus Kalormen kamen. Die Maulwürfe pflanzten gerade einen Obstgarten für uns … oh … oh.“ Und sie vergrub das Gesicht in den Händen und schluchzte.
„Mut Suse, nur Mut!“ mahnte Edmund. „Vergiß nicht … Aber was ist nur los mit dir, Meister Tumnus?“ Denn der Faun packte sich an beiden Hörnern, als wolle er seinen Kopf festhalten. Dabei krümmte er sich vor und zurück, als hätte er Leibschmerzen.
„Sprecht mich nicht an, sprecht mich nicht an!“ rief Tumnus. Ich denke. Ich denke so sehr, daß ich kaum atmen kann. Wartet, wartet, ihr müßt warten!“
Einen Augenblick lang machten alle ein verwirrtes Gesicht und schwiegen. Dann schaute der Faun auf, atmete tief ein, wischte sich die Stirn und sagte: „Das einzige Problem ist, mit Vorräten beladen zu unserem Schiff hinunterzugelangen - ohne gesehen oder aufgehalten zu werden.“
„Ja“, sagte einer der Zwerge trocken. „Genau, wie es für den Bettler, der reiten will, das einzige Problem ist, daß er kein Pferd hat.“
„Warte, warte“, sagte Tumnus ungeduldig. „Wir brauchen nur einen Vorwand, uns heute zu unserem Schiff hinunterzubegeben und Vorräte an Bord zu schaffen.“
„So?“ meinte König Edmund zweifelnd.
„Tja“, fuhr der Faun fort. „Wie wäre es denn, wenn Eure Majestäten den Prinzen für morgen abend zu einem großen Fest auf unserer Galeere, der Kristallpracht , einlüden? Man müßte die Einladung so freundlich wie möglich abfassen, ohne die Ehre der Königin zu verletzen, damit der Prinz Hoffnung schöpft und meint, sie sei im Begriff, sich erweichen zu lassen.“
„Ein sehr guter Ratschlag“, krächzte der Rabe.
„Und dann“, fuhr Tumnus aufgeregt fort, „dann fiele es überhaupt nicht auf, wenn wir zum Schiff hinuntergingen, um Vorbereitungen für unsere Gäste zu treffen. Einige von uns müßten sich zum Basar begeben und jeden Minim bei den Obst-und Zuckerwerkshändlern und bei den Weinverkäufern ausgegeben - geradeso, als gäben wir wirklich ein Fest. Dann bestellen wir Zauberer und Jongleure und Tänzerinnen und Flötenspieler, alle für morgen abend.“
„Ich verstehe“, sagte König Edmund und rieb sich die Hände.
„Dann“, erklärte Tumnus, „dann begeben wir uns heute abend alle an Bord des Schiffes. Und sobald es dunkel genug ist …“
„Setzen wir die Segel und machen die Ruder klar …!“ ergänzte der König.
„Und fahren hinaus aufs Meer!“ rief Tumnus. Er machte einen Luftsprung und begann zu tanzen.
„Und richten unsere Nasen gen Norden“, sagte der erste Zwerg.
„Und fahren heim. Hoch lebe Narnia und der Norden!“ ergänzte der andere.
„Und am nächsten Morgen wacht der Prinz auf und stellt fest, daß die Vögel ausgeflogen sind!“ fügte Peridan hinzu und klatschte in die Hände.
„O Meister Tumnus, lieber Meister Tumnus!“ rief die Königin. Sie griff nach seinen Händen und tanzte mit ihm im Kreis herum. „Du hast uns alle gerettet.“
„Der Prinz wird uns verfolgen“, wandte einer der Lords ein.
„Das macht mir die geringsten Sorgen“, erklärte Edmund. „Ich habe alle Schiffe gesehen, die im Fluß liegen, und kein großes Kriegsschiff und auch keine schnelle Galeere war dabei. Soll er uns doch verfolgen! Die Kristallpracht kann jedes Schiff versenken, das er uns hinterherschickt - wenn es uns überhaupt einholt!“
„Sir“, sagte der Rabe. „Uns wird kein besserer Plan einfallen als der des Fauns, selbst wenn wir uns sieben Tage lange beraten. Aber bevor die Eier gelegt
Weitere Kostenlose Bücher