Lewis CS - Narnia 3
warum Aravis von zu Hause fortgelaufen sei.
Als Aravis ihre Geschichte beendet hatte, meinte Lasaraleen:
„Aber Liebling, warum heiratest du denn diesen Ahoshta Tarkaan nicht? Alle finden ihn ganz wunderbar. Er wurde eben zum Großwesir ernannt, jetzt wo der alte Axartha tot ist. Wußtest du das nicht?“
„Das ist mir egal. Ich kann seinen Anblick nicht ertragen“, erklärte Aravis.
„Aber Liebling, stell dir nur vor: er hat drei Paläste, und einer davon ist dieser herrlich schöne Palast unten am See in Ilkeen.“
„Was mich betrifft, so kann er seine Paläste behalten“, sagte Aravis.
„Du warst schon immer ein komisches Mädchen, Aravis“, sagte Lasaraleen. „Was willst du eigentlich noch mehr?“ Doch schließlich gelang es Aravis, ihre Freundin zu
überzeugen, daß es ihr ernst war. Sie schmiedeten sogar Pläne.
Es war kein Problem, die beiden Pferde zum Nordtor hinaus und zu den Gräbern zu bringen. Keiner würde einen gutgekleideten Pferdeknecht, der ein Streitroß und eine Stute mit Damensattel zum Fluß hinunterführte, anhalten und ausfragen, und Lasaraleen hatte viele Pferdeknechte, die sie schicken konnte. Aber was Aravis selbst betraf, so war das Ganze nicht so einfach. Aravis schlug vor, man könne sie
ja in der Sänfte hinter geschlossenen Vorhängen hinaustragen.
Aber Lasaraleen erklärte, Sänften benutze man nur in der Stadt. Der Anblick einer Sänfte, die zum Stadttor hinausgetragen wird, müsse einfach auffallen.
Doch schließlich klatschte Lasaraleen in die Hände und rief: „Oh, da fällt mir etwas ein. Es gibt noch einen Weg aus der Stadt hinaus, wenn man nicht das Stadttor benutzen will. Der Garten des Tisroc - möge er ewig leben - führt bis zum Wasser hinunter. Dort gibt es eine kleine Tür.
Sie ist natürlich nur für die Leute bestimmt, die im Palast wohnen - aber weißt du“, und nun kicherte sie wieder, „wir gehören ja fast zum Palast. Du hast Glück gehabt, daß du ausgerechnet mich getroffen hast. Der liebe Tisroc (möge er ewig leben!) ist so nett. Wir werden fast jeden Tag in den Palast gebeten, und wir sind dort beinah wie zu Hause. Ich liebe all die Prinzen und die Prinzessinnen, und von Prinz Rabadash bin ich völlig hingerissen. Ich habe jederzeit, bei Tag und Nacht, Zutritt zum Palast. Warum sollte ich also nicht im Dunkeln mit dir hineingehen und dich unten am Wasser zur Tür hinauslassen? Dort sind immer ein paar Kähne angebunden. Und selbst wenn wir erwischt werden …“ „Dann wäre alles verloren“, sagte Aravis. Aber sie wußte auch keine bessere Lösung. „Ja. Wir müssen es riskieren.
Wann können wir aufbrechen?“
„Oh, nicht heute abend“, erklärte Lasaraleen. „Auf keinen Fall. Heute abend findet ein großes Fest statt - ich muß mir jetzt gleich die Haare frisieren lassen -, und da ist im Palast alles taghell erleuchtet. Eine Unmenge von Leuten wird dasein!
Wir müssen bis morgen abend warten.“
Das waren schlechte Nachrichten; aber Aravis war gezwungen, das Beste daraus zu machen. Der Nachmittag zog sich endlos lange hin. Aravis war sehr erleichtert, als Lasaraleen sich endlich auf den Weg zu dem Fest machte. Aravis hatte genug von ihrem Gekicher und Geplapper. Sie legte sich früh zu Bett. Es war wunderschön, wieder mit Kissen und Laken zu schlafen.
Doch auch der nächste Tag wollte kein Ende nehmen.
Lasaraleen fing immer wieder von vorne an und erklärte Aravis, Narnia sei ständig von Schnee und Eis bedeckt und von Dämonen und Zauberern bewohnt. Sie fand, Aravis sei einfach verrückt, ausgerechnet nach Narnia zu wollen. „Und dann auch noch mit einem Bauernjungen!“ schalt Lasaraleen. Auch Aravis hatte viel darüber nachgedacht und war zu dem Schluß gekommen, eine Reise mit Shasta müsse eigentlich mehr Spaß machen als das Leben der Reichen in Tashbaan. Deshalb entgegnete sie: „Du vergißt, daß auch ich ein Niemand sein werde, wenn wir in Narnia ankommen - genau wie er.
Außerdem habe ich es versprochen.“
Wenn ich mir vorstelle“, sagte Lasaraleen, die fast weinte, „daß du die Frau eines Großwesirs sein könntest, wenn du nur vernünftig wärst!“
Aravis ging nach draußen, um sich in Ruhe mit den Pferden zu unterhalten. „Kurz vor Sonnenuntergang bringt euch ein Pferdeknecht zu den Gräbern“, erklärte sie. „Aber jetzt ist Schluß mit den Packgäulen. Ihr werdet wieder gezäumt und gesattelt. Hwins Satteltaschen müssen mit Lebensmitteln vollgepackt werden, und du,
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