Lewis CS - Narnia 4
bekommen.«
»Haben wir für diese Narreteien Zeit?« fragte Nikabrik. »Wie ist unser Plan? Schlacht oder Flucht?«
»Schlacht, wenn es sein muß«, meinte Trumpkin, »aber dafür sind wir noch nicht gut genug vorbereitet, und dieser Platz hier ist kaum zu verteidigen.«
»Ich bin gar nicht dafür fortzulaufen«, erklärte Kaspian. »Hört auf ihn! Hört auf ihn!« riefen die Wohlbeleibten Bären. »Was wir auch tun, laßt uns vor allem nicht laufen . Jedenfalls nicht vor dem Abendbrot und auch nicht gleich hinterher.« »Die, welche zuerst laufen, laufen nicht immer auch zuletzt«, meinte der Zentaur. »Und warum wollen wir es den Feinden überlassen, unseren Standort zu bestimmen, statt ihn uns selbst zu wählen. Laßt uns einen gesicherten Platz suchen.« »Das ist klug, Eure Majestät, das ist klug«, sagte Trüffeljäger. »Aber wohin sollen wir uns denn begeben?« fragten mehrere Stimmen. »Eure Majestät«, begann Doktor Cornelius, »und ihr vielfältigen Geschöpfe. Ich bin dafür, daß wir nach Osten am Fluß entlang in die großen Wälder fliehen. Die Telmarer hassen jenen Bereich. Sie haben immer Angst vor dem Meer gehabt und vor dem, was über das Meer kommen könnte. Darum haben sie die großen Wälder hochwachsen lassen. Wenn die Überlieferung wahr ist, so stand das alte Feeneden an der Flußmündung. Dort ist alles für uns und gegen unsere Feinde. Wir müssen nach Aslans Mal gehen.«
»Aslans Mal?« fragten mehrere Stimmen. »Wir wissen gar nicht, was das ist.«
»Aslans Mal liegt am Rand der großen Wälder. Es ist ein gewaltiger Hügel, den die Narnianen in sehr alten Zeiten über einem verwunschenen Platz errichteten, wo sich ein sehr zauberkräftiger Stein befand oder vielleicht noch befindet. In den Hügel hineingebaut sind Gänge und Höhlen, und der Stein befindet sich genau in der Mitte. Die Anlage bietet Raum für alle unsere Vorräte. Außerdem können diejenigen unter uns, die besonders schutzbedürftig und an unterirdisches Leben gewöhnt sind, in den Höhlen Zuflucht finden. Die übrigen können sich im Wald lagern. Sollten wir sehr bedrängt werden, so können wir uns alle - außer dem ehrenwerten Riesen - in den Hügel zurückziehen. Dort wären wir vor jeder Gefahr - ausgenommen Hunger - sicher.« »Es ist nur gut, daß wir einen gelehrten Mann bei uns haben«, meinte Trüffeljäger, aber Trumpkin murmelte in seinen Bart: »Suppe und Säbel! Mir wäre es lieber, unsere Anführer dächten weniger an alte Ammenmärchen und mehr an Nahrungsmittel und Waffen.« Aber alle stimmten dem Vorschlag von Cornelius bei, und noch in der gleichen Nacht, eine halbe Stunde später, befanden sie sich alle auf dem Marsch. Vor Sonnenaufgang hatten sie Aslans Mal erreicht.
Das war wirklich ein Ort, der Ehrfurcht einflößte. Ein runder grüner Hügel erhob sich auf dem Gipfel eines anderen Berges. Er war seit langem mit Bäumen überwachsen; ein kleiner, niedriger Torweg führte in ihn hinein. Die Tunnel im Innern des Hügels bildeten einen Irrgarten, solange man sie nicht kannte. Sie waren mit kleinen Steinen eingefaßt und überdacht. Auf den Steinen erblickte Kaspian, der im Zwielicht die Augen zusammenkneifen mußte, seltsame Zeichen, Schlangenmuster und Bilder, auf denen die Form eines Löwen immer wiederkehrte. Das alles schien zu einem noch älteren Narnia zu gehören als dem, von dem ihm die Kinderfrau erzählt hatte. Kaum hatten sie ihre Quartiere im Mal bezogen, als sich das Glück gegen sie wandte. Die Kundschafter des Königs Miraz fanden sehr bald ihr neues Lager, und er selbst tauchte mit seinem Heer am Rand der Wälder auf. Wie so oft, zeigte sich auch hier, daß der Feind stärker war, als man angenommen hatte. Kaspians Herz sank, als er sah, wie eine Kompanie nach der anderen heranmarschierte. Zwar mochten sich Miraz’ Leute davor fürchten, in den Wald zu gehen, aber mehr noch fürchteten sie sich vor Miraz. Unter seinem Befehl trugen sie die Schlacht tief in den Wald hinein und manchmal fast an das Mal heran. Kaspian und andere Anführer machten natürlich viele Ausfälle in das freie Land. So kämpfte man an allen Tagen und manchmal auch nachts, und meistens stand es um Kaspians Seite schlechter als um die des Gegners. Da kam der Abend eines Tages, an dem alles denkbar schlecht verlaufen war. Nachdem es den ganzen Tag gegossen hatte, hörte der Regen in der Dämmerung nur auf, um einer bitteren Kälte zu weichen. An diesem Morgen hatte Kaspian seine bisher größte Schlacht
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