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Lewis CS - Narnia 4

Lewis CS - Narnia 4

Titel: Lewis CS - Narnia 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiedersehen in Narnia
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Nachtigall, die zu singen anfing, wieder aufhörte und von neuem begann. Geradeaus war es noch ein wenig heller. Sie ging auf das Licht zu und kam auf einen Platz, wo die Bäume weniger dicht standen und wohin der Mond große Lichtflecken und Kreise warf. Mondlicht und Schatten gingen so ineinander über, daß man nicht genau erkennen konnte: war dort etwas, und was war es? In diesem Augenblick brach die Nachtigall - endlich zufriedengestellt mit ihrem Stimmen in vollen Gesang aus. Lucys Augen gewöhnten sich allmählich an dieses Licht, und sie konnte die ihr am nächsten stehenden Bäume besser erkennen. Eine große Sehnsucht nach den alten Zeiten, als die Bäume in Narnia noch sprechen konnten, überfiel sie. Sie wußte genau, wie jeder dieser Bäume sprechen und welche menschliche Form er annehmen würde - wenn man ihn nur erwecken könnte. Sie betrachtete eine Silberbirke: diese würde eine sanfte, säuselnde Stimme haben und wie ein schlankes, tanzlustiges junges Mädchen aussehen, dem die Haare ins Gesicht fielen. Sie sah die Eiche an: diese würde ein vertrockneter, aber gutmütiger alter Mann mit krausem Bart und haarigen Warzen im Gesicht und an den Händen sein. Sie blickte zu der Buche auf, unter der sie stand; ach - das wäre die schönste von allen. Sie wäre eine anmutige Göttin, glatt und aufrecht, die Herrin des Waldes. »O Bäume, Bäume, Bäume«, sprach Lucy, die vorher nicht die Absicht gehabt hatte, überhaupt zu reden. »O Bäume, erwacht! Erwacht! Erwacht! Erinnert ihr euch nicht? Kennt ihr mich nicht mehr? Baumgeister und Nymphen, kommt heraus, kommt zu mir!«
Obwohl nicht ein Lüftchen sich rührte, regten sich alle Bäume um sie her. Die Blätter raschelten, als wenn sie sprächen. Die Nachtigall unterbrach ihren Gesang, als wolle sie lauschen. In wenigen Augenblicken, so fühlte Lucy, würde sie verstehen, was die Bäume sagen wollten. Aber dieser Augenblick kam nicht. Das Rascheln verstummte. Die Nachtigall setzte ihren Gesang fort. Selbst im Mondlicht sah der Wald wieder ganz gewöhnlich aus. Aber Lucy hatte das Gefühl - wie man es manchmal hat, wenn man versucht, sich auf einen Namen oder eine Zahl zu besinnen, und sie liegen einem auf der Zunge, entgleiten aber, ehe man sich richtig erinnert -, daß sie um Haaresbreite etwas versäumt hatte. Es war ihr, als habe sie den Bruchteil einer Sekunde zu früh oder den Bruchteil einer Sekunde zu spät zu den Bäumen gesprochen oder als habe sie alle richtigen Worte bis auf eines gebraucht oder aber ein verkehrtes Wort hinzugefügt.
Ganz plötzlich wurde sie müde. Sie ging zurück ins Lager, kuschelte sich zwischen Suse und Peter und schlief ein. Kalt und unfroh erwachten alle am nächsten Morgen im grauen Dämmerlicht des Waldes. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, und alles war feucht und schmutzig.
»Äpfel! Heißajuchhei!« sagte Trumpkin mit betrübtem Grinsen, »ich muß schon sagen: die einstigen Könige und Königinnen überfüttern ihre Höflinge nicht gerade.«
Sie erhoben sich, schüttelten sich und blickten um sich. Die Bäume waren dick, und sie konnten nach jeder Richtung nur einige Meter weit sehen.
»Eure Majestäten wissen vermutlich den Weg genau?« fragte der Zwerg.
»Ich nicht«, antwortete Suse. »Diese Wälder habe ich noch nie in meinem Leben gesehen. Eigentlich hatte ich angenommen, wir müßten am Fluß entlanggehen.«
»Dann hättest du das, finde ich, rechtzeitig sagen sollen«, bemerkte Peter mit verständlicher Schärfe.
»Oh, kümmere dich doch nicht um sie«, sagte Edmund. »Sie war schon immer ein Waschlappen. Du hast doch einen Taschen-kompaß, Peter, nicht wahr? Gut, dann ist die Sache klar wie dicke Tinte. Wir müssen uns beim Marschieren nach Nordwesten halten - den kleinen Fluß dort überqueren, den - wie heißt er doch gleich? - Sturzbach.«
»Ich weiß«, fiel Peter ein, »den, der bei der Festung Beruna oder bei der Berunabrücke, wie der LKF sie nennt, auf den großen Fluß trifft.«
»Richtig! Wir überqueren ihn und steigen bergan: dann sind wir um acht oder neun Uhr herum am Steintisch - ich meine bei Aslans Mal. Hoffentlich hält König Kaspian ein gutes Frühstück für uns bereit.«
»Und hoffentlich hast du recht«, meinte Suse. »Auf all das kann ich mich nicht mehr besinnen.«
»Das ist bei den Mädchen leider immer so«, bemerkte Edmund zu Peter und dem Zwerg. »Sie können niemals eine Landkarte im Kopf behalten.«
»Weil in unseren Köpfen nämlich schon etwas anderes drin ist«,

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