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Lewis, CS - Narnia 5

Lewis, CS - Narnia 5

Titel: Lewis, CS - Narnia 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Reise auf der Morgenroete
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Ich frage mich, ob alle meine Freundinnen so sind. Da sind noch viele andere Bilder. Nein, ich werde nicht mehr hinschauen. Nein, nein–und mit großer Anstrengung blätterte sie um, aber vorher war noch eine riesige Zornesträne auf die Seite getropft.
    Auf der nächsten Seite kam sie zu einem Zauberspruch Zur Belebung des Geistes. Hier gab es weniger Bilder zu sehen, aber die wenigen waren einfach wunderschön. Und das, was Lucy las, war eher wie eine Geschichte als wie ein Zauberspruch. Die Geschichte erstreckte sich über drei Seiten, und bevor sie am Ende der Seite angelangt war, hatte sie vergessen, daß sie las. Sie erlebte die Geschichte, als geschähe sie in Wirklichkeit, und all die Bilder waren ebenfalls wirklich. Als sie auf der dritten Seite angelangt war und zu Ende gelesen hatte, dachte sie: Das ist die schönste Geschichte, die ich jemals gelesen habe, oder die ich jemals lesen werde. Oh, ich wollte, ich hätte zehn Jahre lang weiterlesen können. Zumindest will ich sie noch einmal lesen.
    Aber hier begann die Zauberkraft des Buches zu wirken.Man konnte nicht zurückblättern. Die rechten Seiten konnte man umblättern; aber die linken Seiten nicht.
    O wie schade! dachte Lucy. Ich hätte sie so gerne noch einmal gelesen. Na ja, jedenfalls will ich sie mir merken. Sie handelte von … von … o je, es verblaßt alles! Und selbst der Teil auf dieser letzten Seite verschwindet! Das ist ein sehr seltsames Buch. Wie kann es nur sein, daß ich die Geschichte vergessen habe? Sie handelte von einem Becher und einem Schwert und einem Baum und einem grünen Berg, soviel weiß ich noch. Aber an den Rest kann ich mich nicht mehr erinnern. Was soll ich bloß machen?
    Aber es fiel ihr nie mehr ein. Seit jenem Tag empfand Lucy jedesmal ein Glücksgefühl, wenn sie etwas erlebte, was sie an diese vergessene Geschichte im Buch des Zauberers erinnerte.
    Sie blätterte um, und zu ihrer Überraschung waren auf dieser Seite überhaupt keine Bilder. Doch die ersten Worte lauteten: Ein Zauberspruch, um unsichtbare Dinge sichtbar zu machen. Sie las ihn durch, um sich mit den schwierigen Wörtern vertraut zu machen, dann sagte sie ihn laut vor sich hin. Sie wußte sofort, daß er wirkte, denn während sie sprach, wurden die Großbuchstaben oben auf der Seite farbig, und am Rand tauchten die Bilder auf. Es war, wie wenn etwas, was mit unsichtbarer Tinte geschrieben wurde, nach und nach sichtbar wird. Aber statt die Farbe von Zitronensaft anzunehmen (das ist die einfachste unsichtbare Tinte), wurde hier alles golden und blau und dunkelrot. Es waren eigenartige Bilder, und sie enthielten viele Gestalten, die Lucy nicht allzusehr gefielen. Und dann dachte sie: Ich glaube, ich habe alles sichtbar gemacht, nicht nur die Stampfer. An einem Ort wie hier gibt es ja vielleicht noch viele andere unsichtbare Dinge. Ich bin nicht sicher, daß ich sie alle sehen will.
    In diesem Augenblick hörte sie sanfte, schwere Schritteauf dem Korridor hinter sich; und natürlicherinnerte sie sich daran, daß man ihr gesagt hatte, der Zauberer liefe immer auf bloßen Füßen herum und mache nicht mehr Geräusche als eine Katze. Es ist immer besser, sich umzudrehen, statt sich von hinten anschleichen zu lassen, und das tat Lucy. Dann leuchtete ihr Gesicht auf, und einen Moment lang (aber das wußte sie natürlich nicht) sah sie fast so schön aus wie die andere Lucy auf dem Bild, und mit einem kleinen Aufschrei des Entzückens und mit ausgestreckten Armen rannte sie vorwärts. Denn dort in der Tür stand Aslan selbst, der Löwe, der höchste aller Könige. Und er war fest und wirklich undwarm, und er ließ es zu, daß Lucy ihn küßte und sich in seiner schimmernden Mähne vergrub. Und an dem leisen erdbebenartigen Geräusch, das aus seinem Innern kam, meinte Lucy sogar zu spüren, daß er schnurrte.
    »O Aslan«, sagte sie. »Es ist lieb von dir, daß du gekommen bist.«
    »Ich war die ganze Zeit hier«, antwortete er. »Aber du hast mich eben erst sichtbar gemacht.«
    »Aslan!« meinte Lucy fast ein wenig vorwurfsvoll. »Treibe keine Scherze mit mir. Als ob ich dich sichtbar machen könnte!«
    »Doch, das tatest du«, sagte Aslan. »Glaubst du denn nicht, daß ich meinen eigenen Regeln gehorche?«
    Nach einer kleinen Pause redete er weiter. »Kind«, sagte er. »Ich glaube, du hast gelauscht.«
    »Gelauscht?«
    »Du hast gehört, was deine beiden Schulfreundinnen über dich gesagt haben.«
    »Oh, das meinst du? Ich hätte nie gedacht, daß das

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