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Lewis, CS - Narnia 5

Lewis, CS - Narnia 5

Titel: Lewis, CS - Narnia 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Reise auf der Morgenroete
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wie Lucy. Auf dem nächsten Bild stand Lucy (denn das Mädchen auf dem Bild war sie selbst) mit offenem Mund und einem ziemlich schrecklichen Ausdruck auf dem Gesicht da und sang oder sagte etwas. Auf dem dritten Bild war sie unendlich schön geworden. Wenn man bedenkt, wie klein das Bild zuerst ausgesehen hatte, war es eigenartig, daß die Lucy auf dem Bild jetzt genauso groß zu sein schien wie die wirkliche Lucy; und sie sahen sich gegenseitig in die Augen, und die wirkliche Lucy schaute nach ein paar Minuten weg, weil sie von der Schönheit der anderen Lucy geblendet war, obwohl sie in diesem wunderschönen Gesicht noch immer eine gewisse Ähnlichkeit mit sich selbst entdeckte. Und jetzt erschienen ihr die Bilder klar und rasch hintereinander. Sie sah sich auf einem hohen Thron bei einem Wettbewerb in Kalormen, und alle Könige der Welt kämpften um sie, weil sie so schön war. Dann wandelten sich die Wettbewerbe zu Kriegen, und ganz Narnia und Archenland, Telmar und Kalormen, Galma und Terebinthia lagen kahl durch den Zorn der Könige und Grafen und Herzöge, die um ihre Gunst kämpften. Dann wechselte das Bild, und die noch immer unendlich schöne Lucy war wieder in England. Und Suse (die immer als die Schönheit der Familie gegolten hatte) kam aus Amerika zurück. Die Suse auf dem Bild sah genauso aus wie die wirkliche Suse, nur unscheinbarer und mit einem häßlichen Ausdruck auf dem Gesicht. Suse war eifersüchtig auf die strahlende Schönheit Lucys, aber das machte gar nichts, weil sich jetzt niemand mehr für Suse interessierte.
    Ich werde den Zauberspruch sprechen, dachte Lucy. Es ist mir egal. Ich werde es tun. Sie dachte es ist mir egal, weil sie das starke Gefühl hatte, daß sie es nicht tun durfte.
    Aber als sie wieder auf die ersten Worte des Zauberspruchs schaute, da sah sie mitten in der Schrift an einerStelle, wo vorher ganz sicher kein Bild gewesen war, das große Gesicht eines Löwen, des Löwen, das Gesicht Aslans, das ihr entgegenstarrte. Es war aus derart strahlendem Gold, daß sie dachte, es bewege sich aus der Buchseite heraus auf sie zu. Tatsächlich war sie sich hinterher nie ganz sicher, ob es sich nicht doch ein wenig bewegt hatte. Auf jeden Fall kannte sie den Ausdruck auf dem Gesicht sehr gut. Der Löwe knurrte, und man konnte fast alle Zähne sehen. Sie bekam furchtbare Angst und blätterte sofort um.
    Ein wenig später stieß sie auf einen Zauberspruch, der einem verriet, was die anderen von einem dachten. Lucy hätte den anderen Zauberspruch–der einen unendlich schön machte–furchtbar gerne ausprobiert. Deshalb hatte sie das Gefühl, sie müsse als Entschädigung dafür, daß sie den anderen nicht gesagt hatte, wenigstens diesen Spruch ausprobieren. Sehr schnell, damit sie es sich nicht noch einmal anders überlegte, sprach sie die Worte (aber nichts kann mich dazu bringen, euch den Spruch zu verraten). Dann wartete sie darauf, daß etwas passierte.
    Da nichts geschah, begann sie, die Bilder zu betrachten. Und sofort sah sie etwas, was sie zuallerletzt erwartet hätte–ein Bild eines Dritte-Klasse-Abteils im Zug, in dem zwei Schulmädchen saßen. Sie erkannte sie sofort. Es waren ihre Schulfreundinnen Marjorie und Anne. Nur war es jetzt viel mehr als nur ein Bild. Es lebte. Sie konnte sehen, wie die Telegrafenmasten vor dem Fenster vorbeiflogen. Sie sah, daß die beiden Mädchen lachten und redeten. Nach und nach (wie bei einem Radio, das warmläuft) konnte sie hören, was sie sagten.
    »Werde ich dich in diesem Schuljahr ab und zu sehen?« fragte Anne. »Oder bist du noch immer so begeistert von dieser Lucy?«
    »Ich weiß nicht, was du mit begeistert meinst«, antwortete Marjorie.
    »O doch, das weißt du«, sagte Anne. »Im letzten Schuljahr warst du ganz verrückt nach ihr.«
    »Nein, das war ich nicht«, protestierte Marjorie. »So blöde bin ich nicht! Sie ist ja auf ihre Art ganz nett. Aber gegen Ende des Jahres hatte ich ziemlich genug von ihr.«
    »Dazu werde ich dir keine Gelegenheit mehr geben!« rief Lucy. »Du falsches Biest!« Aber der Klang ihrer eigenen Stimme erinnerte sie lediglich daran, daß sie mit einem Bild sprach und daß die richtige Marjorie weit weg in einer anderen Welt war.
    Also, dachte Lucy, das hätte ich nicht von ihr erwartet! Und ich habe so viel für sie getan im letzten Schuljahr und habe zu ihr gehalten, wie das nicht viele von den anderen Mädchen getan hätten. Und das weiß sie auch! Und jetzt sagt sie so etwas–ausgerechnet zu Anne!

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