Lewis, CS - Narnia 7
dein Vorgesetzter? Was geht dich dieser Stall an? Er ist nur für die Narnianen.«
»Nein, mein Vater«, versetzte Emeth. »Du hast gesagt, daß ihr Aslan und unser Tasch eins seien. Wenn das wahr ist, dann ist doch auch Tasch in diesem Stall. Wieso behauptest du, daß ich nichts mit ihm zu tun habe? Ich sterbe gern tausend Tode, wenn ich nur einmal Tasch ins Angesicht sehen könnte.«
»Du bist ein Narr und verstehst nichts von den großen Dingen«, sagte Rischda Tarkhan.
Emeths Gesicht wurde hart. »Ist es denn nicht wahr, daß Tasch und Aslan eins sind?« fragte er. »Hat uns etwa der Affe belogen?«
»Natürlich sind sie ein und dieselben«, meldete sich Kniff.
»Schwör das, Affe!« verlangte Emeth.
»Ach, du lieber Himmel«, wimmerte Kniff, »warum bedrängt ihr mich denn so? Mein Kopf tut mir schon weh. Ja, ja, ich schwöre es.«
»Dann, mein Vater«, sagte Emeth, »bin ich fest entschlossen, in den Stall zu gehen.«
»Du Narr«, begann Rischda Tarkhan wieder. Aber sofort riefen die Zwerge: »Komm, komm, du Schwarzgesicht. Warum läßt du ihn nicht hinein? Warum läßt du Narnianen ein und hältst dein eigenes Volk zurück? Was hast du im Stall versteckt, das deine eigenen Leute nicht sehen dürfen?«
Tirian und seine Freunde konnten nur den Rücken Rischda Tarkhans sehen. Sie wußten nicht, was er für ein Gesicht machte, als er mit den Achseln zuckte und sagte: »Ihr seid Zeugen, daß ich schuldlos bin am Blut dieses jungen Narren. Geh nur hinein, tollkühner Knabe, aber beeil dich.«
Genauso wie Rotschopf kam nun Emeth vor auf den Grünstreifen zwischen Feuer und Stall. Seine Augen glänzten, sein Gesicht drückte Würde aus, seine Hand lag am Griff des Schwertes, und seinen Kopf hielt er aufrecht. Jutta fühlte sich dem Weinen nahe, als sie in sein Gesicht schaute. Kleinod flüsterte dem König ins Ohr:
»Bei der Mähne des Löwen, der junge Krieger gefällt mir, wenn er auch ein Kalormene ist. Er hat einen besseren Gott als Tasch verdient.«
»Wenn wir nur wüßten, was wirklich drinnen ist«, sagte Eugen.
Emeth öffnete die Tür und ging hinein in den dunklen Stall. Langsam schloß er die Tür hinter sich. Nur ein paar Minuten vergingen – aber es schien länger zu sein –, da öffnete sich die Tür wieder. Eine Gestalt in kalormenischer Bewaffnung taumelte heraus, fiel auf den Rücken und blieb unbeweglich liegen. Dann schloß sich die Tür wieder. Der Hauptmann sprang auf die liegende Gestalt zu und beugte sich vor, um ihr ins Gesicht zu sehen. Er schien sehr überrascht. Doch dann wandte er sich der Menge zu und rief aus:
»Der voreilige Bursche hat seinen Willen bekommen. Er hat Tasch gesehen und ist tot. Laßt euch das eine Warnung sein!«
»Ja, ja«, sagten die armen Tiere. Aber der König und seine Freunde starrten zuerst auf den toten Kalormenen, und dann blickten sie einander an. Denn sie, die so nahe dabeistanden, konnten sehen, was der Menge, weiter ab vom Feuer, verborgen blieb: Der Tote war nicht Emeth. Es war ein anderer, ein älterer Mann, dicker und nicht so groß wie Emeth und mit einem langen Bart.
»Ho – ho – ho«, kicherte der Affe. »Noch einer? Will noch einer? Na, weil ihr alle so schüchtern seid, werde ich den nächsten auswählen. Du, du, Eber. Komm sofort her! Treibt ihn hoch, Kalormenen! Er soll Taschlan von Angesicht zu Angesicht sehen.«
»O – o mph«, grunzte der Eber und hob sich schwer auf seine Füße. »Kommt nur, versucht mal meine Hauer!« Tirian sah, wie das tapfere Tier um sein Leben kämpfte und ihm kalormenische Soldaten mit gezogenen Krummsäbeln auf den Leib rückten. Keiner kam dem Eber zu Hilfe.
Da schwoll in Tirian der Zorn übermächtig. Es kümmerte ihn nicht mehr, ob das der geeignete Augenblick war, dazwischenzutreten oder nicht. »Schwerter heraus!« flüsterte er den anderen zu. »Den Pfeil an die Sehne, folgt mir!«
Im nächsten Augenblick sahen die erstaunten Narnianen, wie sieben Gestalten vor den Stall sprangen, vier von ihnen in blitzendem Panzer. Des Königs Schwert glänzte im Schein des Feuers. Er schwang es über sein Haupt und rief mit lauter Stimme:
»Hier stehe ich, Tirian von Narnia in Aslans Namen. Mit meinem Leib will ich beweisen, daß Tasch ein widerwärtiger Unhold ist und der Affe ein vielfacher Verräter. Die Kalormenen verdienen den Tod. An meine Seite, alle treuen Narnianen! Wollt ihr warten, bis die neuen Herren euch alle einen nach dem andern umbringen?«
Der Kampf
Schnell wie der Blitz
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