Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lewis, CS - Narnia 7

Lewis, CS - Narnia 7

Titel: Lewis, CS - Narnia 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der letzte Kampf
Vom Netzwerk:
Das Ding im Kesselteich
     
    Es war in den letzten Tagen des Wunderlandes Narnia, da lebte weit oben im Westen hinter dem Laternendickicht und nahe am großen Wasserfall ein Affe. Hier im tiefen Wald hatte nämlich die Hexe Jadis mitten unter dichte Bäume eine ständig leuchtende Laterne hingezaubert. Niemand wußte, wann der Affe zum ersten Mal in dieser Gegend gesehen wurde. Einen zweiten, ebenso siebengescheiten, dazu so häßlichen und verrunzelten Affen gab es wohl nirgends. Er bewohnte ein kleines Holzhaus, mit Laub gedeckt, oben in der Astgabel eines großen Baumes. Der Affe hieß Kniff.
    Es lebten nur wenige sprechende Tiere, Menschen, Zwerge oder sonstige Lebewesen in diesem Teil des Waldes. Einen Freund und Nachbarn aber hatte Kniff doch, einen Esel namens Grauohr. Beide behaupteten, Freunde zu sein. Aber Grauohr war mehr Kniffs Diener als sein Freund, denn er verrichtete alle Arbeit. Wenn sie zusammen zum Fluß gingen, füllte Kniff die großen Fellflaschen mit Wasser, aber Grauohr mußte sie tragen. Hatten sie irgend etwas aus dem Städtchen weiter unten am Fluß zu besorgen, so stieg Grauohr hinab. Auf seinem Rücken trug er die leeren Körbe und kam mit schweren, gefüllten Körben wieder. Und all die leckeren Dinge, die er mitbrachte, verzehrte Kniff allein.
    »Du siehst selbst, Freund Grauohr«, sagte der Affe, »ich kann kein Gras und keine Disteln fressen wie du. Ich brauche andere Sachen.«
    Und Grauohr erwiderte stets: »Natürlich, Kniff, natürlich. Das sehe ich doch ein.«
    Grauohr beklagte sich nie, weil er wußte, daß Kniff viel klüger war als er. Er fand es nett von Kniff, daß er sein Freund sein durfte. Hatte Grauohr aber doch einmal etwas einzuwenden, so erklärte Kniff einfach:
    »Ich verstehe besser als du, was getan werden muß. Du weißt, du bist nicht klug, Grauohr.«
    Und Grauohr antwortete darauf: »Du hast ganz recht, Kniff, ich bin nicht klug.« Er seufzte und tat dann alles, was Kniff wollte.
    Eines Morgens im Frühjahr gingen die beiden am Ufer des Kesselteiches spazieren. Dieser große Teich liegt genau unter den Felsen am westlichen Ende von Narnia. Ein großer Wasserfall stürzt in den Teich hinunter mit einem Getöse wie unaufhörlicher Donner, auf der anderen Seite des Teiches aber fließt der Narniafluß heraus. Der Wasserfall läßt den Teich tanzen und schäumen und wühlt das Wasser auf, als ob es kochte. Daher der Name ›Kesselteich‹. Am lebhaftesten benimmt sich der Wasserfall im zeitigen Frühjahr, wenn der Schnee schmilzt und das Wasser von den Bergen herabläuft, woher der Fluß kommt.
    Als die beiden Tiere auf den Kesselteich blickten, streckte Kniff plötzlich seinen braunbehaarten Zeigefinger aus und rief: »Sieh doch, was ist das?«
    »Was ist was?« fragte Grauohr.
    »Da, das gelbe Ding, das gerade den Wasserfall hinabschießt. Da ist es wieder. Es treibt. Wir müssen herauskriegen, was das ist.«
    »Müssen wir das?« fragte Grauohr.
    »Natürlich müssen wir das«, antwortete Kniff. »Es kann doch etwas Brauchbares für uns sein. Sei so nett, spring schnell in den Teich und fisch es heraus. Dann können wir es uns genauer ansehen.«
     
     
    »In den Teich springen?« fragte Grauohr mit schlackernden Ohren.
    »Na, wie sollen wir es sonst herausholen, wenn du nicht hineinspringst?« fragte der Affe.
    »Aber…aber«, stammelte Grauohr, »wäre es nicht besser, wenn du ins Wasser gingest? Du willst ja unbedingt wissen, was das ist, und ich bin gar nicht so neugierig. Du hast doch auch Hände mit auf die Welt bekommen. Du bist so gut dran wie ein Mensch oder ein Zwerg, denn du kannst Dinge festhalten. Ich aber habe nur Hufe.«
    »Wirklich, Grauohr«, sagte Kniff, »ich hätte nicht gedacht, daß du so etwas von mir verlangen könntest. Wirklich, das hätte ich von dir nicht gedacht.«
    »Warum, was habe ich denn Unrechtes gesagt?« fragte der Esel kleinlaut, denn er merkte, daß Kniff tief gekränkt war. »Ich meinte doch nur, daß du …«
    »Von mir zu wollen, daß ich ins Wasser gehe!« sagte der Affe. »Als ob du nicht sehr gut wüßtest, was für eine schwache Brust wir Affen haben und wie leicht wir uns erkälten! Nun gut. Ich will hineingehen. Mir ist zwar schon ganz kalt in diesem grausamen Wind, aber ich gehe. Wahrscheinlich werde ich daran sterben. Das wird dir leid tun.« Kniffs Stimme klang ganz so, als ob er gleich in Tränen ausbrechen müßte.
    »Bitte, tu es nicht! Bitte, tu es nicht! Bitte, tu es nicht!« rief Grauohr verzweifelt. »So

Weitere Kostenlose Bücher