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Lexikon der Oeko-Irrtuemer

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Titel: Lexikon der Oeko-Irrtuemer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk und Miersch Maxeiner
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die Folge sein müßte. Dieser sei ein weit empfindlicherer biologischer »Alarmgeber« als die in der Elbmarsch aufgetretene Leukämieart. In den Ländern der ehemaligen Sowjetunion konnte jedoch selbst nach dem Unfall von Tschernobyl kein erhöhtes Leukämierisiko festgestellt werden, wohl aber Schilddrüsenerkrankungen. 3
    › Mit der Messung der Emissionen des Kraftwerks Krümmel wurde das nicht eben als atomfreundlich bekannte Öko-Institut beauftragt. Es kommt zu dem Schluß, »daß aus den Ergebnissen der Emissionsüberwachung keine leukämierelevante Dosis durch Emissionen aus dem Kernkraftwerk Krümmel in der Elbmarsch und in den anderen Bereichen der Umgebung ableitbar ist«. 4 Die Strahlenbelastung durch die natürliche Umwelt ist über 200mal stärker als die Strahlenexposition aus dem Normalbetrieb eines Kernkraftwerkes.
    › Professor Horst Jung vom Hamburger Universitäts-Krankenhaus rechnet die Belastung durch sogenannte »Niedrigstrahlung« vor, deren biologische Effekte mit der Maßeinheit »Sievert« erfaßt werden. Das im Umkreis des Reaktors aufgefangene Regenwasser hat 0,015 Becquerel, das heißt, pro Sekunde finden 0,015 radioaktive Zerfälle darin statt. Pro Minute sind das 0,9 Zerfälle. Würde ein Kind 250 Liter von diesem Regenwasser trinken, entspräche dies einer Strahlendosis von 0,035 Mikrosievert. »Um die aufgetretenen Leukämien zu verursachen, hätte jedes Kind in der Elbmarsch aber eine Dosis von mehr als 200000 Mikrosievert erhalten müssen«, resümiert der Direktor des Instituts für Biophysik und Strahlenbiologie. 5
      
    Jörg Michaelis vom Mainzer Kinderkrebsregister, der Ende 1997 eine Studie zu den Leukämiefällen veröffentlichte, vermutet andere Ursachen für die tragischen Erkrankungen. So diskutieren Epidemiologen vor allem die sogenannte »Greaves Hypothese«. Blutkrebs tritt danach besonders bei Kindern auf, deren Immunsystem im frühen Kindesalter nicht genügend trainiert wurde. Entsprechende Hinweise fand Michaelis in den Lebensumständen und in den Familiengeschichten der erkrankten Kinder. Auffällig war allerdings auch ein Zusammenhang mit dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in den Gärten der betroffenen Familien.
    Das Ergebnis der zahlreichen Untersuchungen formulierte der ehemalige Hamburger Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) und Autor des Buches »Seveso ist überall« so: »Wenn etwas als Ursache für die Leukämie-Häufungen in der Elbmarsch ausgeschlossen werden kann, so ist es das Kernkraftwerk Krümmel.« 6
    Unterdessen geht der Streit weiter - wobei sich im Hintergrund längst alles um Politik dreht. Das Land Schleswig-Holstein (SPD/Die Grünen) läßt sich die Auseinandersetzung um Krümmel Ende der neunziger Jahre noch einmal 5,8 Millionen Mark für eine neuerliche Fall-Kontrollstudie kosten. Viel herauskommen wird nach Ansicht führender deutscher Krebsexperten nicht: »Diese Studie ist Unsinn.« 7 Unter Wissenschaftlern schüttele man nur noch den Kopf, sagt beispielsweise Horst Jung von der Hamburger Universitätsklinik. Die Wochenzeitschrift »Die Zeit« bedauert, daß die knappen Mittel für epidemiologische Studien »vorsichtig gesagt, unangemessen« ausgegeben werden, denn gleichzeitig fehle es an Geld für Untersuchungen ungleich größerer Krebsrisiken, beispielsweise an Arbeitsplätzen in Industrie und Handwerk. Das Resümee des »Zeit«-Wissenschafts-Redakteurs Gero von Randow: »Für SPD und Grüne, ehemalige Arbeiterpartei die einen und habituell linksstehend die anderen, ist die symbolische Ausstrahlung eines AKW längst bedeutsamer als das Risiko derer geworden, die täglich acht Stunden lang ihre Haut zu Markte tragen.« 8
      
    1 Presseerklärung des Hamburger Senats vom 24. 9. 1996. 2 Gemeinsame Presseerklärung der Universität Mainz und des Bundesumweltministeriums vom 27. 11. 1997. 3 Mitteilung, Universität Mainz/Klinikum, Juni 1996. 4 Presseerklärung des Hamburger Senats vom 24. 9. 1996. 5 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4. 2. 1997. 6 Presseerklärung des Hamburger Senats vom 24. 9. 1996. 7 Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 4. 2. 1997. 8 Die Zeit Nr. 47/1996.

Aus welchen Quellen stammt die Radioaktivität, mit der wir belastet werden?
      
    Die durchschnittliche Strahlenbelastung eines Bundesbürgers beträgt etwa 4 Millisievert (mSv) pro Jahr. Davon gehen etwa 60 Prozent auf natürliche Quellen wie die kosmische Strahlung, die natürliche Strahlung aus Boden und Gestein sowie auf natürlich vorkommende

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