Reisefuehrer Kroatische Kueste Dalmatien
Bild: Blick über die Dächer von Cavtat
Stellen Sie sich vor: 1777 km Küste, vor der sich 1184 Inseln aneinanderreihen: große wie Brač und winzige wie Lokrum, bewohnte Inseln und unwirtliche Felsriffe, üppig grüne und solche, die nur als Schafweide taugen, zu unzähligen Buchten zerfranste und von Stränden gesäumte – ist das nicht ein Traum?
Die meisten Inseln liegen direkt vor der dalmatinischen Küstenlinie im Adriatischen Meer. Diese Küste ist, wen wundert’s, eines der schönsten Segelreviere Europas und eine Ferienlandschaft, deren vielfältige Reize, deren immer wieder neue und andere Stimmungen, deren Rauheit und Lieblichkeit Ihnen in Erinnerung bleiben wird.
Mit dem bis zu 1700 m hohen, steil emporstrebenden Dinarischen Gebirge bildet das Festland einen dramatischen Riegel. An seinem Fuß ducken sich die Küstenorte, und in seinem Windschutz gedeihen Trauben, Orangen, Oliven und Palmen. Dabei ist diese ungewöhnliche Landschaft noch ganz jung. Erst nach der letzten Eiszeit wurde das Küstengebirge überflutet; die Gipfel wandelten sich in Inseln, die Täler in Wasserstraßen. Wenn Sie mit der Küstenfähre unterwegs sind, ist der Entstehungsprozess vor allem bei der Passage durch das Archipel von Zadar wunderbar nachzuvollziehen; beidseits die Inseln Ugljan und Dugi otok, dazwischen das kleine Iž.
Paradiesisch: glasklares Wasser, eine kleine Badebucht und schattenspendendes Grün
Die Menschen leben dem Meer zugewandt
Überhaupt, die Küstenfähre: Fahren Sie wenigstens eine Tagesetappe mit dem Schiff – es gibt keinen schöneren Weg der Annäherung an diese Küste, an der die Grenzen zwischen Wasser und Land aufgelöst scheinen. Bei einer Schiffsfahrt wird auch ersichtlich, wie die Menschen hier ausschließlich dem Meer zugewandt leben. Die vielen, venezianisch geprägten Hafenstädtchen scheinen einem einzigen Prinzip folgend angelegt: dem Meer ihre schönste Seite zu präsentieren. Die Weite, die Ferne und die Sehnsucht nach dem Aufbruch an andere Küsten sind hier ständig präsent. Nirgendwo wird dieses Gefühl so schön gespiegelt wie in der dalmatinischen Musik, in den traditionellen Liedern der klapa -Chöre. Man erspürt es auch in den verpoppten Versionen eines Tomislav Bralić, des wohl beliebtesten Interpreten moderner dalmatinischer Musik, die sich leider oft als arge Schnulze entpuppt.
Es werden viele Legenden erzählt von der Entstehung der dalmatinischen Küste, von Gottes wunderbarem Werk in dieser sonst so harschen Landschaft. Weinte er tatsächlich über die kahlen Felsen, und seine Tränen wurden zu Inseln? Auf jeden Fall hat er auch das Land hinter dem Bergriegel beschenkt: mit tief eingeschnittenen Schluchten, durch die sich Flüsse ihren Weg bahnen, wie im Nationalpark Paklenica und der Cetina-Schlucht, mit der über Kalksteinstufen gurgelnden Krka im gleichnamigen Nationalpark und mit der Märchenlandschaft der Plitvitzer Seen, auch sie ein Welterbe der Unesco. Wer gern wandert, klettert, mit dem Mountainbike in die Berge will oder Kajak fährt, findet in diesen und den vielen anderen Naturparks ein herrliches Revier.
Tiefe Schluchten und gurgelnde Flüsse
Früher waren die Dalmatiner große Seefahrer, mit ihren Schiffen segelten sie bis Amerika; heute rüsten sie noch Ölplattformen mit kleinen wendigen Rettungsbooten aus, und auf den Werften bauen sie Fischer- zu Ausflugsbooten um. Die große Zeit des Schiffbaus aber ist vorbei. Kroatiens Wirtschaft, insbesondere die Industriebranche, hat nach der Loslösung von Jugoslawien eine dramatische Talfahrt erlebt und kommt nur mit Mühe wieder auf die Beine. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, besonders unter jungen Menschen. Der Tourismus allerdings boomt, was Dalmatien zu einer wenn nicht der reichsten Region des Lands macht.
Wovon träumen die Kroaten? Familie, Job, Sicherheit – darin unterscheiden sie sich nicht von den meisten Mitteleuropäern. Vom Wiedererstarken der Nation, vom Anerkanntwerden in Europa, vom Beitritt zur EU, das sind Ziele, auf die Kroatien lange hinarbeiten musste. Nicht die fremde Kultur, nicht die schwächelnde Wirtschaft waren die Gründe, dass die EU so lange die Tore vor dem hoffenden Kroatien verschloss, sondern hässliche Worte wie Korruption und Kriegsverbrechen. Die Verquickung von Politik, Justiz und Wirtschaft war ein Erbe des sozialistischen Vielvölkerstaats. Das Netzwerk zu entwirren wurde erst in den letzten zehn Jahren mit Vehemenz versucht. Ähnlich verhält es sich mit der
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