Lexikon der Oeko-Irrtuemer
geschieht. Luft, Wasser, Boden, Menschen, Tiere und Pflanzen werden direkt oder indirekt beeinträchtigt und geschädigt. Wir sollten es wirklich nicht übertreiben. Energiesparen gebietet derzeit die Vernunft, nicht aber die Rohstoffknappheit. Auch könnten die Preise, die derzeit eher sinken, unerwartet wieder ansteigen.
Im Moment versucht man in Deutschland, den Energiepreis beispielsweise durch eine ökologische Steuerreform künstlich zu verteuern. Daß künstliche Knappheit - wenn sie denn alle Länder treffen würde - den Erfindungsgeist beflügelt, zeigt die 1973 von den ölexportierenden Ländern ausgelöste Energiekrise: Weltweit einsetzende, drastische Sparmaßnahmen ließen das Ölkartell alsbald brüchig werden, und der Ölpreis fiel in den Keller. Also Vorsicht: Eine wirklich konsequente Energiesteuer würde eventuell nicht nur den Verbrauch, sondern in der Folge auch die Steuereinnahmen auf Tiefststände bringen.
1 Frankfurter Rundschau vom 31. 7. 1996. 2 Presseblick IZE, Juni 1997. 3 Shell, Fakten und Argumente 1997. 4 G. Easterbrook, A Moment on the Earth, 1995. 5 Shell, Aktuelle Wirtschaftsanalysen, Heft 27, September 1996.
»Wir verbrauchen immer mehr Energie«
In den letzten 25 Jahren nahm der Energieverbrauch weltweit um etwa die Hälfte zu. 1998 ist er allerdings zum erstenmal seit 16 Jahren leicht gesunken. Fossile Energieträger sind am Gesamtenergieverbrauch mit 90 Prozent beteiligt. Die Kernenergie bringt es auf 7,4 Prozent, die Wasserkraft auf 2,6 Prozent. Solarstrom und Windkraft bewegen sich im globalen Maßstab noch nicht in nennenswerten Größenordnungen (Stand 1996). 1
Für die Zukunft werden zwei Drittel des vermuteten Verbrauchszuwachses in den Schwellen- und Entwicklungsländern erwartet, die Industrieländer werden nur noch wenig zulegen. Dieser Trend ist schon heute zu erkennen. In Deutschland ging der Verbrauch an Primärenergie von 1990 bis 1995 sogar um etwa 5 Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten zurück (etwa 1 Prozent). [Grafik siehe unten]
Produktion und Energieverbrauch in der Industrie (alte Bundesländer)
Der Endenergieverbrauch der Industrie ist in den letzten 25 Jahren (1970 bis 1995) um knapp 20 Prozent gesunken, gleichzeitig nahm die Produktion von Gütern um knapp 45 Prozent zu. Der spezifische Energieverbrauch nahm ab. (Quelle: Esso Energieprognose 1996)
Energieverbrauch gemessen am Bruttosozialprodukt
Der spezifische Energieverbrauch in den großen Industrienationen ist stark gesunken. Die freien Marktwirtschaften sparten erheblich erfolgreicher Energie als die ehemaligen Planwirtschaften, in denen dieser Trend nicht zu verzeichnen war. (Quelle: R. Bailey 1995)
Von 1996 bis 2020 wird ein weiterer Rückgang um etwa 6,5 Prozent erwartet. 2 1997 betrug der Rückgang aufgrund der milden Witterung sogar schon 2 Prozent.
Wir sparen uns allerdings von einem ausgesprochen hohen Niveau herunter: Der Energieverbrauch eines Deutschen ist etwa zehnmal so hoch wie der eines Chinesen. Beim Pro-Kopf-Verbrauch liegt Deutschland derzeit weltweit an zehnter Stelle der Spitzenverbraucher 3 , im europäischen Vergleich gleichauf mit Holland an fünfter Stelle 4 .
Nimmt man den absoluten Verbrauch, so konsumieren die Deutschen 4 Prozent der Weltenergie bei einem Anteil von nur 1,5 Prozent an der Weltbevölkerung. Die globalen CO 2 -Emissionen der Deutschen liegen unter 5 Prozent. 5 Innerhalb des Gesamtverbrauchs verschieben sich dabei in Deutschland die Gewichte langsam aber sicher in erfreulicher Weise: Nur das relativ umweltfreundliche Erdgas und die erneuerbaren Energieträger legen mengenmäßig deutlich zu. 6
Der Energieverbrauch blieb hinter den Erwartungen zurück
Der tatsächliche Primärenergieverbrauch der Bundesrepublik (Westdeutschland) entwickelte sich in der Vergangenheit erheblich moderater als in den Energieprogrammen der Bundesregierung vorgesehen. (Quelle: GSF-Forschungszentrum 1991 / Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen)
Genauso erfreulich ist eine weitere Entwicklung: Wohlstand und Energieverbrauch wurden deutlich voneinander entkoppelt. Dies gilt für alle großen Industrienationen, beispielsweise für die USA, Japan und Frankreich, macht sich aber auch immer stärker in Schwellenländern wie China oder Indonesien bemerkbar. [Grafik siehe vorherige] Deutschland war hier aber besonders erfolgreich, vor allem die Industrie: Mit 27 Kilogramm Steinkohleeinheiten pro 1000 Mark
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