Liaden 3: Gestrandet auf Vandar
Captain ihr einen Befehl erteilen konnte, Shan jedoch nicht. Und der Captain würde sie nicht von Bord schicken, dazu war sie als Erster Maat viel zu wertvoll, obwohl Shan es am liebsten gesehen hätte, wenn sie von Bord gegangen wäre.
Sie legte ihre Hand auf den Melder, der Scanner erkannte sie, und die Tür glitt auf. Shan blickte von seinem Bildschirm hoch, als sie den Raum betrat.
»Guten Tag, Priscilla.«
»Guten Tag, Captain.«
Er verzog leicht den Mund, als er merkte, dass sie innerlich immer noch ein wenig angespannt war.
»Bist du noch böse auf mich, mein Liebling?«
Mit ausgestreckter Hand ging sie auf ihn zu und atmete erleichtert auf, als er sie ergriff. »Ich hatte angenommen, du seiest wütend auf mich.«
»Keineswegs. Aber ich gebe zu, dass ich um dich Angst habe«, erwiderte er wahrheitsgemäß. »Immer mehr Leute, die mir am Herzen liegen, geraten in Gefahr.« Er zeigte auf den Schirm. »Ich erhielt eine Pinbeam-Nachricht von Anthora.«
»Geht es ihr gut?«, erkundigte sich Priscilla; sie spürte, dass sich in Shan immer mehr Emotionen aufbauten, neue Gefühle, die sie bis jetzt noch nicht bei ihm kennengelernt hatte und die sie nicht alle einzuordnen wusste.
Shan lachte kurz auf. »Sie berichtet, dass sie Agenten der AIA daran gehindert hat, sich gewaltsam Zutritt zu Trealla Fantrol zu verschaffen, und bittet mich als ihren Thodelm um Erlaubnis, die primären Schutz- und Verteidigungsschilde zu aktivieren … was sie im Übrigen bereits von sich aus getan hat. Außerdem teilt sie mir mit, dass sie und einige der Katzen für eine Weile nach Jelaza Kazone übersiedeln werden.«
Priscilla sank auf die Armlehne eines Sessels und starrte Shan an. »Anthora befindet sich immer noch auf Liad? Ich dachte …«
»Dass sich alle in Sicherheit gebracht hätten? Nun, davon ging ich ebenfalls aus. Doch meine Schwester hat mich davon in Kenntnis gesetzt, dass sie geblieben ist, um den Baum zu bewachen«, erklärte er nicht ohne eine Spur von Bitterkeit.
Der Baum – das lebendige Symbol von Korvals Pracht und Größe, Hunderte von Jahren alt, eine Viertelmeile hoch und immer noch wachsend. Priscilla überlegte, welche Bedeutung diesem Symbol zukam und welche politischen Vorteile es mit sich brächte, Anthora als Hüterin dieses Baumes auf Liad zurückzulassen. Die Liaden blickten auf eine lange Tradition komplizierter politischer Strukturen zurück, die Uneingeweihten oftmals kaum verständlich waren; und aus ihrer Zeit im Tempel wusste sie, dass uralte Symbole eine wichtige Funktion besaßen, wenn es um die Repräsentation von Macht und Einfluss ging. Als sie hochblickte, sah sie, dass Shan sie aufmerksam beobachtete.
»Jelaza Kazone«, meinte sie, ihre Worte mit Bedacht wählend, »ist der Sitz des Delm, das ursprüngliche Clanhaus. Einmal erzählte mir Val Con, dass die ältesten Teile dieses Anwesens unterirdisch angelegt wurden, also ist es vermutlich besser befestig als Trealla Fantrol. Und wenn Anthora es für ihre Pflicht hält, auf Liad zu bleiben, um den Baum zu bewachen, ist es sicher das Vernünftigste, wenn sie sich in seiner unmittelbaren Nähe aufhält, direkt in Jelaza Kazone.«
»Genau das sind auch ihre Argumente«, versetzte er trocken; sie bemerkte das Aufflackern von Leidenschaft, Härte und einem inneren Feuer, doch diese Anwandlungen wurden geschickt gebändigt und seinem üblichen Muster untergeordnet.
»Nachdem versucht wurde, in Trealla Fantrol einzudringen«, fuhr er nach einer kurzen Pause fort, »hat sich der Captain dazu entschlossen, den Ersten Maat mit einer bestimmen Aufgabe zu betrauen.«
Sie neigte den Kopf und wartete die Instruktionen des Captains ab; eine vage Furcht beschlich sie und nistete sich tief in ihrem Herzen ein.
»Du wirst dem Lademeister yo’Lanna ausrichten, er möge sich sofort bei mir einfinden. Danach sorgst du persönlich dafür, dass die Waffenmodule, die hier eintreffen sollen, an die entsprechenden Fixpunkte gebracht und dort verankert werden. Der Monitor zeigt an, wann sich deren automatische Systeme mit dem Hauptcomputer vernetzt haben. Danach kommst du zu mir zurück.«
»Waffenmodule.« Sie starrte ihn entgeistert an. »Aber die Passage ist doch bereits bewaffnet, Shan …«
»Aber nun haben wir unser Arsenal aufgestockt und volle Kampfstärke erreicht.« Er mied ihren Blick, doch sein Inneres schottete er nicht vor ihr ab, wofür sie der Großen Göttin dankte. »Anthora hat mir berichtet, dass Agenten vor unserer Haustür
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