Liaden 3: Gestrandet auf Vandar
Brigsbee anfing, die beiden mit ihren neugierigen Fragen zu piesacken. »Cory, woher kommt ihr eigentlich?«
Seelenruhig blickte er ihr in die Augen. »Von zu Hause.«
Zhena Trelu seufzte. »Ja, sicher, Cory. Aber wo ist euer Zuhause?«
Seine schmale Hand zeigte ein wenig in die Höhe und in Richtung Osten – dort lag Fornems Tor.
Wieder stieß Zhena Trelu einen Seufzer aus. »Na schön, Cory, ich schlage Folgendes vor: Wenn jemand euch nach eurer Heimat fragt, dann sagt ihr einfach, ihr kämet aus Porlint. Hierher verirren sich nur wenige Flüchtlinge, aber es sind schon seltsamere Dinge geschehen. Vielleicht seid ihr von eurem ursprünglichen Weg abgekommen, und wenn man erst einmal Fornems Tor passiert hat, muss man früher oder später hier landen.«
Cory trank seinen Tee aus und blickte auf seine Frau. »Unsere Heimat ist Porlint«, betonte er und richtete dann seinen Zeigefinger auf sie. »Woher kommst du, Meri?«
Meri zwinkerte verblüfft. »Aus Porlint«, antwortete sie schüchtern, um dann verschmitzt zu grinsen. »Cory!«
»Du bist ein ungezogenes Gör«, schalt er sie, doch sie lachte nur und stand auf, um den Tisch abzuräumen.
Der Truck startete gleich beim ersten Drehen des Zündschlüssels. Zhena Trelu nickte zufrieden und lehnte sich zur Seite, um die Beifahrertür zu öffnen. So schmal wie ihre beiden Gäste waren, passten sie alle drei auf die Sitzbank.
Die Tür schwang weit auf und Cory hievte sich in die Fahrerkabine. Das Mädchen folgte ihm, blieb jedoch zögernd auf dem Trittbrett stehen; in ihren grauen Augen lag ein misstrauischer Ausdruck.
»Wenn sie die Arme bewegen muss, um dieses Ding zu fahren, solltest du vielleicht nicht so dicht neben ihr sitzen«, riet sie Val Con. »Ich kann mich ja auf deinen Schoß setzen, falls es dir nichts ausmacht, dann hat sie mehr Ellenbogenfreiheit.« Sie grinste. »Das Ding sieht mir schon unsicher genug aus; ich möchte nichts tun, um das Risiko noch zu vergrößern.«
»Wahrscheinlich hast du recht«, räumte er ein und betrachtete eine Reihe von Hebeln und Fußpedalen. »Es ist immer von Nachteil, wenn man dem Piloten einengt.« Er rückte wieder näher an die Tür heran, und Miri machte es sich auf seinem Schoß bequem.
»Nein!«, schnappte Zhena Trelu.
Erschrocken sah Miri in Val Cons Augen. »Ich glaube, wir haben was verkehrt gemacht. Was sagst du dazu, Boss?«
»Wir werden versuchen, uns Gewissheit zu verschaffen.« Er wandte sich der grimmig dreinblickenden alten Frau zu. »Nein?«, wiederholte er. »Ich verstehe nicht, Zhena Trelu. Was ist falsch?«
Zhena Trelu verbiss sich die Bemerkung, die ihr als erste einfiel, und sagte sich, dass die beiden schließlich Ausländer waren und vielleicht andere Vorstellungen von korrektem Benehmen hatten. Sie musste nur an die Zhena ihres eigenen Sohnes denken – ein Dickkopf und Temperamentbündel, aber sie hatte Granic geliebt und war immer bestrebt gewesen, für ihn nur das Beste zu tun.
Sie seufzte. »Es ist ja schön, dass ihr zwei euch liebt. Sehr schön sogar. Und es ist nur natürlich, dass ein junges Paar den Wunsch hat, sich zu berühren. Aber in der Stadt gibt es Leute, die kein Verständnis dafür hätten, Miri so dasitzen zu sehen wie … wie eine … na ja. Zu Hause dürft ihr euch nach Herzenslust umarmen und liebkosen. Aber wenn ihr draußen unter Leuten seid, müsst ihr das tun, was sich schickt.« Sie legte eine Pause ein und fragte sich, ob die beiden überhaupt verstanden, was sie meinte. Cory hob eine Braue, aber er blickte sie aufmerksam und voller Ernst an. Auch Meri hatte ihr Augenmerk auf sie gerichtet, und auf ihrer Stirn bildete sich eine kleine Falte.
»Flüchtlinge haben es ohnehin schon schwer genug«, fuhr Zhena Trelu fort. »Man nimmt gleich immer das Schlechteste von ihnen an. Und wenn die Leute in der Stadt glauben, ihr könnt euch nicht benehmen, geben sie euch vielleicht keine Arbeit, wenn ihr mal welche sucht. Das gilt besonders für dich, Cory. Ein verantwortungsvoller und respektabler Zamir muss stets darauf achten, dass er seiner Zhena alle Ehre macht. Aber er muss auch dafür sorgen, dass sie selbst nichts unternimmt, womit sie sich blamieren könnte. Schließlich sollen die Leute nur Gutes von ihr denken.
Du gehst sofort von Corys Schoß runter, Meri, damit er zu mir herüberrutschen kann … ja, so ist’s recht. Setz dich, Meri, und mach die Tür zu.«
Nachdem die Sitzordnung zu Zhena Trelus Zufriedenheit geregelt war, legte sie einen Gang ein
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