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LIADEN: Showdown für Clan Korval (German Edition)

LIADEN: Showdown für Clan Korval (German Edition)

Titel: LIADEN: Showdown für Clan Korval (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Lee , Steve Miller
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Gärten
     
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    Obgleich er sich nicht sonderlich beeilte, erreichte Shan das Haus früher, als er es sich gewünscht hätte, und legte seine Handfläche auf den Rufsensor. Dabei unterdrückte er ein Seufzen.
    Ein Klingelton ertönte, nur schwach zu vernehmen von der anderen Seite der Tür. Die letzte Note war noch nicht ganz aus dem Ohr entschwunden, da wurde die Tür aufgeworfen und in der Öffnung zeigte sich eine Liadenfrau von außergewöhnlicher Schönheit, mit goldenem Haar über den steifen Schultern und violette Augen in einem dermaßen rigide ruhigen Gesicht, dass es wie eine Skulptur wirkte, die mit großer Sorgfalt aus purem, blassem Gold geformt worden war anstatt aus lebendem Fleisch.
    Shans wache Heilersinne spürten den erwarteten Ärger, verbunden zu gleichen Teilen mit Angst und Erleichterung – eine gefährliche Kombination, die nicht geeignet war, um eine ruhige Diskussion unter Geschwistern zu ermöglichen.
    Nun, es gab keine andere Möglichkeit, als einfach anzufangen, dachte er sich und verbeugte sich zur liebevollen Geste eines älteren Bruders.
    »Guten Abend, Schwester«, sagte er in der Niederen Sprache, die Novas bevorzugte Sprache war, mehr als Terranisch, das er lieber benutzte. »Wie schön, dich hier zu finden! Ich hoffe, dass du eine angenehme Reise hattest?«
    Nova verzog den Mund. »Eine angenehme Reise«, wiederholte sie so tonlos, dass darin kein Sprachmodus erkennbar war. Sie holte Luft und machte einen Schritt nach hinten, bewegte ihre Hand in einem Willkommensgruß. »So trete doch ein, Bruder.«
    Mit Entschlossenheit trat er ein und wanderte den Raum entlang zum Weintisch. Er ergriff ein Glas und goss sich etwas von Erobs akzeptablem roten Tafelwein ein, was eigentlich sehr unhöflich von ihm war. Der Code erwartete von ihm, dass er wartete, bis ihm jemand eine Erfrischung anbot, aber auf der anderen Seite sagte der Code auch, dass informelles Verhalten unter Geschwistern akzeptabel war. In jedem Falle bot er Nova damit die Gelegenheit, etwas irritiert zu sein, was wiederum die giftige Mischung ihrer Emotionen etwas entschärfen könnte.
    »Wein, Schwester?«, fragte er über seine Schulter hinweg. »Erobs Roter ist durchaus annehmbar. Der Canary ist ein wenig süß und der Jade war mir etwas moderig neulich – aber vielleicht war es auch nur eine schlechte Flasche.«
    »Den Roten gerne, sehr freundlich«, sagte Nova ruhig neben ihm. Shan seufzte unmerklich. Gut, er hatte den Ansturm von Novas Temperament öfter überstanden, als er zählen konnte, er würde es ohne Zweifel auch jetzt überleben. Er goss ein zweites Glas Rotwein ein und überreichte es seiner Schwester, die ihren Kopf neigte und einen kleinen Schluck nahm.
    Shan nippte an seinem Wein und zählte langsam Richtung zwölf.
    Er war bei neun angekommen, als Nova ihr Glas abrupt auf den Tisch stellte und ihre Blicke sich trafen.
    »Ich hatte kürzlich Gelegenheit, mich über Neuigkeiten mit Priscilla Mendoza auszutauschen«, sagte sie in beiläufigem Ton. »Sie sagte mir, dass unser Bruder und Miri Robertson nun in wahrer Lebenspartnerschaft verbunden sind.«
    »Oh, es ist eine magische Beziehung, ohne Zweifel«, sagte Shan mit vorgespielt guter Laune. »Ich kann die Verbindung klar sehen – jeder Heiler kann das, der riskiert, dass sein Blick für Stunden geblendet wird.«
    »Ich verstehe.« Sie machte eine Pause, die Anspannung war in ihrer Haltung deutlich erkennbar. Dennoch war ihre Stimme ruhig und stetig, als sie sprach.
    »Priscilla nennt sich jetzt Captain der Dutiful Passage und erlaubte mir zu erfahren, dass sie nunmehr yos’Galan beigetreten ist als Lebenspartnerin des Thodelms.«
    Shan grinste. »Niemals zuvor habe ich Priscillas Mut höher eingeschätzt!«
    Nova seufzte. »Noch eine wahre Lebenspartnerschaft, Bruder? Es könnte Missfallen erregen, wenn man glauben könnte, dass du die Anweisungen des Ersten Sprechers aus schierer Willkür ignorierst.«
    » Schiere Willkür?« Er hob die Augenbrauen. »Sind wir Korval oder sind wir es nicht? Wir handeln niemals aus schierer Willkür! Dein Studium der Aufzeichnungen wird dich dies sicher gelehrt haben!«
    »Shan.«
    Er seufzte und rieb die Nasenspitze. »Ich kann es nicht beurteilen. Der einzige Maßstab, den ich habe, ist das, was ich zwischen Val Con und Miri sehe – und das, was ich zwischen unseren Eltern erfahren habe. Ich – wir – sind etwas – anders. Wodurch wir uns unterscheiden, kann ich nicht sagen.«

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