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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Gesichtsausdruck ganz anders war als seinerzeit. Beide, der Mann und die Frau, hatten, wie Col jetzt entdeckte, markante und sympathische Gesichtszüge. Die Frau hatte Riffs Wangenknochen, und der Mann hatte Riffs Augen.
    »Jemand, der euch sehen möchte«, wiederholte Col. Er hatte sie eigentlich vorsichtig vorbereiten, ihre Gedanken langsam in die Vergangenheit zurückführen wollen; aber ihre unglaubliche Ähnlichkeit mit Riff hatte das überflüssig gemacht. Es war so eindeutig, dass sie ihre Eltern waren – sie mussten ihr eigen Fleisch und Blut einfach erkennen!
    »Es ist Riff«, murmelte Col. »Eure Tochter.«
    Riff hatte sich halbwegs hinter ihm versteckt. Und als er beiseite trat, stand sie mit gebeugtem Kopf da wie ein ungezogenes Kind. Ihre Mutter und ihr Vater sahen sie an, sahen sich an, sahen sie wieder an. Col konnte die Reaktion nicht deuten: Überraschung oder Verwirrung oder etwas ganz anderes?
    Bitte, bitte, bitte, erkennt sie, betete er innerlich.
    Und dann war es soweit. Die beiden sprangen gleichzeitig auf Riff zu – vielleicht sprang auch Riff auf sie zu. Im nächsten Moment waren sie in einer dreifachen Familienumarmung ineinander versunken. Weinend und lachend begannen sie, noch immer umarmt, sich nach links und nach rechts zu drehen. Es war wie ein verrückter, herrlicher Tanz.
    Es würde alles gut werden! Col fiel ein gewaltiger Stein vom Herzen. Und er fühlte sich noch besser, als seine Augen sich mit denen Riffs über die Schulter ihrer Mutter hinweg trafen: Ihre Augen schwammen in Tränen, und sie formte lautlos das Wort Danke .
    79
    Bald schon setzten sich die imperialistischen Juggernauts in Bewegung. Die Marseillaise auf der einen Seite des Schlachtfeldes, die Prinz Eugen und die Topkapı auf der anderen Seite. Sie wollten den Ort ihrer Demütigung so schnell wie möglich verlassen.
    Die russischen Truppen, die nun nicht mehr zu ihrem Juggernaut zurückkehren konnten, flüchteten über Land – verfolgt von Swolotschi. Was zurückblieb, waren die Toten und die Verletzten, verlassene Fahrzeuge und rauchende Trümmer. Pulverdampf hing noch immer in der Luft.
    Riff stellte Col ihren Eltern vor, und er nahm sogar an einer Viererumarmung teil. Aber er ging nicht mit ihnen, als sie zum Plankenweg gingen und sich dort hinsetzten. Sie mussten ihre persönlichen Erinnerungen austauschen und sich alles erzählen, was zwischenzeitlich geschehen war, und da würde er nur stören, fand er.
    Kurze Zeit später ließ der Liberator wieder Transportschaufeln zu Boden voller Dreckiger, Protzer und Sträflinge. Alle waren außer sich vor Freude, jubelten und zeigten den abfahrenden Juggernauts ihre Fäuste. Wie Col hatten auch sie geglaubt, dass ihr letztes Stündchen geschlagen habe, und umso süßer schmeckte ihnen ihr unglaublicher Triumph.
    Das Ausmaß der Niederlage der Imperialisten hätte sogar Lye zufriedengestellt. Bei dem Gedanken daran zog Col ein Gesicht. Zwar war nicht alles auf die Art und Weise geschehen, wie Lye es im Sinn gehabt hatte, aber trotzdem hatten sie ein Fanal der Hoffnung für alle Unterdrückten gesetzt. Und plötzlich hatte er Lyes Stimme im Ohr, wie sie mit ihrer typischen Intensität ausgerufen hatte: Unsere Wahrheit siegt über ihre Lügen! Unsere Gerechtigkeit über ihre Tyrannei! Unsere Zukunft über ihre Vergangenheit! Ja, es war Wahrheit geworden – die Zukunft lag vor ihnen, und die Ära des Imperialismus neigte sich ihrem Ende entgegen. Ihre Befreiung war kein Einzelfall mehr, denn auch die russischen Dreckigen waren befreit.
    Col machte sich zu den Transportschaufeln auf. Natürlich war Gillabeth in der allerersten gewesen, die unten ankam. Und da Gillabeth nun mal Gillabeth war, übernahm sie auch gleich das Kommando über die Aufräumarbeiten auf dem Schlachtfeld. Die Menschen liefen lachend herum und waren noch ganz benommen von dem Geschehen.
    »Colbert!« Er drehte sich um, als er seinen Namen hörte, und entdeckte Septimus und Professor Twillip, die direkt auf ihn zuliefen. Die Augen des Professors strahlten hinter seiner Brille, und Septimus grinste von einem Ohr zum anderen. Für einen Moment fanden sie alle keine Worte. Dann fielen sie sich einfach in die Arme und klopften sich wechselseitig auf den Rücken, bis der Professor keuchte und seine Brille zurechtrückte.
    »Was für eine Schlacht!«, rief Septimus. »Die mit ihren ganzen Spezialwaffen. Und wir haben sie alle geschlagen!«
    Professor Twillip zeigte auf eines der rauchproduzierenden

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