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Liberator

Liberator

Titel: Liberator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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den Hebel herunter; er spürte ein Rucken unter seinen Füßen. Schließlich trat er das Pedal nach unten – erst nur ein bisschen, dann stärker und stärker, bis die Kolben und Pleuelstangen sich in Bewegung setzten und mit ihnen die ganze Maschine.
    Riff rannte neben Col her und rief: »Ich leiste dir Gesellschaft.« Dann sprang sie zu ihm auf den Führerstand. Col trat das Pedal mit aller Kraft herunter, aber die Zugmaschine hatte bereits ihre Höchstgeschwindigkeit erreicht.
    »Springen wir einfach ab vor dem Aufprall?«, fragte Col. »Das wird sicherlich eine gewaltige Explosion.«
    »Kein Zusammenstoß«, sagte Riff. »Es gibt einen neuen Plan. Wir haben ja jetzt die Maximgewehre.« Sie zeigte auf die Seilgleiter, die ihnen in loser Formation folgten. »Habe alles mit Vassa besprochen.« Vassa musste die sein, die als erste herabgeschwebt war, wurde Col klar. Nicht mehr länger ein hirnloser Gesindling, sondern eine aufgeweckte Dreckige. Die Welt änderte sich wirklich!
    Der Kommandoturm stand am Ende des Plankenweges und ragte etwa fünfzehn Meter in die Höhe. Sein unterer Teil bestand aus einem offenen Rahmen mit acht eisernen Beinen, die mit den Flaggen der Franzosen, Russen, Österreicher und Türken umwickelt waren. Sein oberer Teil bestand aus einem soliden achteckigen Kasten, der auf jeder Seite Fenster mit Läden davor hatte. Schimmernde Messingfernrohre schauten zwischen den Läden jedes Fensters nach draußen, aber es war unmöglich, dahinter Gesichter zu erkennen. Auf dem Dach des Kastens waren riesige silbern glänzende gebogene Rohre angebracht, die mit ihren Schalltrichtern an Trompeten erinnerten.
    Col und Riff hatten sich dem Turm auf etwa dreißig Meter genähert, als die Fernrohre in ihre Richtung schwenkten. Als sie nur noch zwanzig Meter entfernt waren, schmetterten Lautsprecherstimmen aus den Trompeten. Die Generäle schienen die Gefahr, in der sie sich befanden, erkannt zu haben.
    Col drehte das eiserne Lenkrad, um den Tieflader an den eisernen Beinen des Turms vorbeizufahren. Er konnte jetzt Stufen erkennen, die spiralförmig nach oben in den achteckigen Kasten führten. Er nahm den Fuß vom Pedal, und die Zugmaschine hielt.
    Die Lautsprecherstimmen überschlugen sich inzwischen – sie hörten sich nicht mehr tief und gebieterisch an, sondern schrill und ängstlich. Anscheinend stritten sich die Generäle um die Verfügungsgewalt über die Lautsprecher. Auch wenn ihre Worte unverständlich blieben, so war doch eindeutig, dass sie ihren Truppen befahlen, den Tieflader – koste es was es wolle – außer Gefecht zu setzen.
    Riff sprang aus dem Führerstand, Col folgte ihr auf dem Fuß. Jetzt schienen die Lautsprecher um Hilfe zu bitten. Aber die Seilgleiter hatten das Terrain unter Kontrolle, und es zeigten sich in der Nähe weder Soldaten noch Offiziere. Niemand war so dumm, sich dem Kugelhagel eines Maximgewehrs auszusetzen.
    Col und Riff rannten los, um in einen sicheren Abstand zum Tieflader zu gelangen. Fünfzig Meter entfernt hatten die Seilgleiter ihre Maximgewehre in Stellung gebracht und zielten auf die zwei Glaskolben. Col und Riff warfen sich flach auf den Boden, als die Gewehre abgefeuert wurden.
    Rat-tat-tat-tat-tat-tat-tat-tat-tat-tat !
    Das spitze Geräusch von zerbrechendem Glas war zu hören, dann folgte die erste Explosion.
    Buuummm !
    Die zweite Explosion war hundertmal lauter.
    BUUUMMM !
    Eine Licht- und Hitzewelle hob Col in die Luft. Wie eine gigantische Faust schlug sie gegen seinen Kopf, und er verlor das Bewusstsein.
    78
    Als Col wieder zu sich kam, waren seine Augen noch immer geblendet. Das Gras vor seinen Augen konnte er nur in schwarz-weiß sehen. Er wandte den Kopf und sah zum Kommandoturm hinüber – aber da stand nichts mehr. Nur ein paar geschwärzte Trümmerteile waren übriggeblieben. Dort, wo die Glaskolben explodiert waren, flackerten zwei kleine Feuer.
    Col rollte auf die Seite und erblickte Riff, die neben ihm lag. Ihre Augen waren geschlossen, und er war sich nicht sicher, ob sie atmete.
    »Alles in Ordnung?« Er zupfte an ihrem Arm. »Kannst du mich hören?«
    Sie blinzelte und sah ihm dann in die Augen. »Es ist ein Wunder. Ich hab nicht gedacht, dass ich nach der Explosion je wieder hören könnte.« Sie hob ihren Kopf und betrachtete die Trümmer. »Wir haben’s geschafft! Wir haben’s wirklich geschafft!«
    Col setzte sich auf. Als seine Sehkraft sich langsam wieder einstellte, konnte er erkennen, wie die imperialistischen Truppen auf das

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