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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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womöglich gar nicht buchstäblich gemeint hatte, sondern irgendwie in einem übertragenen Sinn.
    Wie auch immer, es musste warten. Jetzt hieß es erst einmal, in einer der Werkstätten nach einer soliden Feile zu suchen, die er mitgehen lassen konnte, ohne dass es jemand bemerkte.
    Und dann musste er sich etwas ausdenken, wie er es anstellen konnte, von ihrem Balkonkäfig auf die sehr viel höhere Galerie zu kommen. Ziemlich abenteuerlich würde es wohl in jedem Fall werden. Aber ein bisschen Risiko und Nervenkitzel war es allemal wert, wenn es ihm damit gelang, den Lichttempel auf der anderen Seite der Bucht endlich vor Augen zu haben!

29
    Die Nacht war nicht mehr fern und um diese Jahreszeit würde die Dunkelheit fast schlagartig über das Valley fallen. Der Himmel über den östlichen Berggipfeln stand schon in Flammen und tiefe Schatten stiegen von den Hängen und wallten wie eine dunkle, lautlose Flut aus den Wäldern.
    Kendira wusste, wo sie nach Dante zu suchen hatte. Sie stieg den Pfad zum Rockcastle Hill empor, der einstigen Hinrichtungsstätte für lebend gefangene Nightraider. Der nur mit Gras und einigen niedrigen Büschen bewachsene und mit felsigem Gestein durchzogene Hügel erhob sich hinter dem Westtor und dem abgeflämmten Vorfeld aus dem bewaldeten Hang. An seinem höchsten Punkt reckte sich ein rostiges, weithin sichtbares Stangengitter in den Himmel, vor dem die Hinrichtungen erfolgt waren. Danach hatte man die Leichen der Hingerichteten zur Abschreckung am Gitter hängen lassen, damit sich Aasgeier und andere wilde Tiere über sie hermachen konnten.
    Dante saß unterhalb des schaurigen Gitters. Neben ihm im Gras lag die Schaufel, die er mitgebracht hatte.
    Kendira setzte sich neben ihn ins Gras.
    Eine ganze Weile saßen sie schweigend Seite an Seite und blickte hinunter auf die Lichtburg. Jeder wusste, was und woran der andere dachte. Und es war nicht die Tatsache, dass ganz Liberty9 seit Mittag fest in ihrer Hand war und sie alle wichtigen Vorbereitungen getroffen hatten. Es war auch nicht der Flug mit dem Lichtschiff nach Tomamato Island in wenigen Stunden und ihr vager Plan, nach der Landung in den Atommeiler einzudringen und die todgeweihten Freunde von dort zu retten.
    Es war Jaydan, dem ihre Gedanken galten.
    Dem Servanten und Dantes bestem Freund, der für sie alle den Weg in die Freiheit gefunden und mit seinem Leben dafür bezahlt hatte. Wenigstens war er schon tot gewesen, als man ihn hier auf das Gitter gebunden hatte. Dante hatte seine sterblichen Überreste begraben. Er hatte dafür kein großes Grab ausheben müssen. Viel war es nicht gewesen, was die Tiere von seinem Freund übrig gelassen hatten.
    » Das Leben ist ungerecht « , brach Dante schließlich das Schwei-gen. » Nicht ich, sondern Jaydan hätte jetzt hier sitzen müssen. Er hat den Eingang in das Höhlensystem gefunden und später auch noch den Gang, der oben im Totenwald herauskommt. Ohne ihn wäre all das nicht möglich gewesen. «
    » Ich weiß nicht, ob das Leben ungerecht ist oder wir bloß eine falsche Vorstellung davon haben, wie es eigentlich sein und mit uns umgehen müsste « , sagte Kendira. » Und ich wünschte wie du, dass Jaydan jetzt bei uns sein könnte. Aber eines tröstet mich ein wenig, nämlich dass er… «
    » … der öffentlichen Hinrichtung entkommen ist und im Wissen gestorben ist, den Weg in die Freiheit doch noch gefunden zu haben « , führte er den Satz für sie weiter.
    » Ja. «
    Er lachte freudlos auf. » Ein schwacher Trost. «
    » Wir werden ihm immer dankbar sein und ihn nie vergessen. Sein Andenken zu wahren, ist alles, was wir jetzt noch für ihn tun können. Und dass wir mit unserer so teuer erkämpften Freiheit das Richtige anfangen. «
    » Hailey hat uns dafür ein Beispiel gegeben, als sie nicht nur Scalper Skid, sondern gleich auch noch Sherwood und Whitelock umgelegt hat « , sagte Dante grimmig.
    » Das kannst du nicht im Ernst meinen! « Der mörderische Hass und die Kaltblütigkeit, mit der Hailey die drei Männer erschossen hatte, hatte Kendira zutiefst erschreckt. » Das war Lynchjustiz und wir hatten uns vorher doch alle dagegen ausgesprochen! «
    » Ja, schon « , räumte er ein, » aber verdient hatten sie es. «
    » Dass sie auch Whitelock in blindwütiger Rachsucht einfach so erschossen hat, hätte bittere Folgen für unser Vorhaben heute Nacht haben können! Wir können von Glück sagen, dass sich auch Bishop mit dem Funksystem auskennt und er vorhin zusammen mit

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