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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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konnte. Wo hatte er nur seine Augen gehabt?
    Nun, jetzt waren sie ihm endlich aufgegangen. Zwar reichlich spät, aber nicht zu spät, wie Colindas Reaktionen ihm verrieten.
    Er bog um eine Ecke und hörte wenige Schritte dahinter plötzlich Stimmen. Sie kamen aus einem kurzen Seitenkorridor zu seiner Linken, der in eine Treppe überging. Die Stahltür an ihrem Ende ließ sich nur mit einem Zahlencode oder einem jener Chips öffnen, über die nur die Insel-Oberen verfügten. Von seinem Standpunkt aus konnte er die Tür nicht sehen. So hoch reichte die Decke des Seitengangs nicht. Aber es klang so, als stünden dort oben zwei Männer in der offenen Tür oder direkt davor auf dem oberen Treppenabsatz. Denn ihre Stimmen drangen deutlich zu ihm hin. Eine davon, die unverkennbar dunkle und kratzige, gehörte Tec Master Patterson.
    » …unter den Betonklötzen eingestürzter Etagen. Das alles liegt auf dem Reaktor « , sagte Patterson gerade. » Selbst wenn die Außenmauern und der Rahmen der Schutzhülle halten, können jederzeit weitere Einstürze geschehen. «
    » Halten Sie eine weitere Explosion für möglich? « , fragte die andere Stimme.
    » So genau hat das ja bisher noch keiner überprüft. Aber wenn die inneren Teile vollends zusammenbrechen, kann es dazu kommen « , antwortete Tec Master Patterson. » Die Schutzhülle wird in dem Fall nicht halten, sondern aufgesprengt, und das war es dann. Die Brennstäbe sind ja noch alle drin, und bei der tödlichen Energie und Strahlung… nun, das brauche ich Ihnen ja nicht zu beschreiben. «
    » Nein, wirklich nicht! « , versicherte der andere. » Sie haben recht. Die innere Beschaffenheit und der Zustand der unteren Räume müssen unbedingt näher untersucht werden. «
    » Es dürfte notwendig sein, die innere Struktur des Reaktorrests erheblich zu verstärken, zusätzliche Träger einzuziehen und ein zuverlässigeres Messsystem einzurichten als nur diese kurzenwöchentlichen Prüfgänge « , sagte Patterson eindringlich. » Wir müssen eine große Menge an Messgeräten, Sensoren und anderen Geräten platzieren und sie regelmäßig austauschen, sonst gerät das Monster eines Tages doch noch außer Kontrolle. «
    Ein hoher Signalton und eine von statischem Rauschen und Knistern begleitete, unverständliche Stimme aus einem Sprechfunkgerät mischten sich in das Gespräch der beiden.
    » Ich glaube, ich werde da oben gebraucht « , sagte der Mann, der mit Patterson in der Tür am Ende der Treppe stand. » Wir bereden später, was unbedingt als Nächstes in Angriff genommen werden muss. «
    » In Ordnung, Harrington. «
    Die schwere Tür fiel mit einem lauten, nachhallenden Knall in das Sicherheitsschloss des Stahlrahmens und Schritte kamen die Treppe hinunter.
    Duke beeilte sich, den Seitengang möglichst weit hinter sich zu lassen, bevor Patterson in den Hauptkorridor einbog und ihn zu Gesicht bekam. Denn was er da eben gehört hatte, war ganz sicher nicht für seine Ohren bestimmt gewesen.
    Patterson und offenkundig nicht nur er hielt eine erneute Explosion im zerstörten Block III für möglich! Das zu wissen, ließ die auch so schon gefürchteten Prüfgänge, die sie als Electoren dort regelmäßig zu absolvieren hatten, in einem völlig neuen Licht erscheinen.
    Als zu seiner Rechten das große Panoramafenster auftauchte, durch das man hinunter auf das Herz von Block II blicken konnte, blieb er unwillkürlich stehen. Unter ihm lag im hellen künstlichen Licht die gewaltige Halle, über der sich eine Betonkuppel wölbte.
    Sein Blick ging hinunter zu der gelb gestrichenen Manipulierbrücke, den Seilwinden und Hebevorrichtungen und dem tiefen Reaktorbecken mit seinen Brenn- und Steuerstäben. Das Wasser, dessen Oberfläche glatt wie ein Spiegel war, leuchtete in einem intensiven, magisch unwirklichen Blauton.
    Dieses seltsame Blau, das sich nirgendwo in der Natur fand und doch jedem Reaktorbecken zu eigen war, hatte ihn vom ersten Tag an fasziniert. Es war von einer fast unwirklichen Transparenz und Leuchtkraft. Nun jedoch wirkte es auf ihn unheimlich, beunruhigend und verstörend, als er daran dachte, was er soeben gehört hatte.
    Tec Master Patterson hatte von der tödlichen Energie und Strahlung der Brennstäbe gesprochen!
    Aber das ergab überhaupt keinen Sinn. Nach allem, was sie in Liberty9 über die Atomkraft und den Prozess der Kernspaltung gelernt hatten, handelte es sich bei dieser Art der Energiegewinnung um eine in jeder Hinsicht saubere und gefahrlose

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