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Liberty 9 - Todeszone

Liberty 9 - Todeszone

Titel: Liberty 9 - Todeszone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Technik. Zur Explosion in Block III war es nur gekommen, weil sich im zentralen Treibstofflager der Dieselaggregate, die im Notfall den Betrieb der Kühlpumpen sicherten, Gase gebildet und entzündet hatten. Und was die hochgiftigen Substanzen betraf, die noch immer im zerstörten Block III lauerten, so rührten diese von diversen Baustoffen her, die von der Explosion freigesetzt worden waren und noch immer aus den Trümmern entwichen.
    Welche tödliche Energie ruhte tatsächlich dort unter der spiegelglatten Wasseroberfläche des Beckens, das von jenem unheimlichen blauen Leuchten erfüllt war?
    Die Schritte von Patterson, der in den Korridor eingebogen war, kamen schnell näher.
    Duke tat so, als stünde er schon eine Weile vor der Scheibe und als bemerkte er in seiner Gedankenversunkenheit gar nicht, dass sich ihm jemand näherte.
    » Was tust du hier, Elector? « , sprach Patterson ihn barsch an. Aber damit verhielt er sich nicht ruppiger als alle anderen Oberen. » Du bist einer der Neuen, richtig? Wie war dein Name noch mal? «
    Duke gab sich den Anschein, überrascht zu ihm herumzufahren. » Was? Oh… Duke… Mein Name ist Duke, Tec Master Patterson. «
    » Richtig! Du warst es, der Ashton gefunden und herausgebracht hat! « , erinnerte sich Patterson, ein kräftiger Mann Mitte vierzig von untersetzter Statur. Sein Gesicht, dessen wesentliche Merkmale eng zusammenstehende Augen unter zusammengewachsenen Brauen und ein nikotingelber Schnurbart waren, nahm einen freundlicheren Ausdruck an.
    Duke nickte.
    » Und? Was tust du hier? «
    » Ich bin etwas früh dran für meine Schicht im Maschinenraum von Block I « , sagte Duke. » Und da habe ich mir ein bisschen Zeit gegönnt, um von hier oben aus dieses unglaubliche Blau da unten im Becken zu… na ja, zu bestaunen. «
    Patterson lächelte nachsichtig. » Dieses einzigartige Blau ist die wahre Farbe der Atomkraft. «
    » Woher kommt sie? «
    » Von gewissen Partikeln, die bei der Kernspaltung freigesetzt werden und stark energiegeladen sind, um es mal ganz grob zu erklären und dich nicht mit einem langen wissenschaftlichen Vortrag zu langweilen « , sagte Patterson gönnerhaft. » Diese Partikel reagieren mit dem Wasser des Beckens und haben dabei eine Geschwindigkeit, die schneller ist als das Licht im Wasser. «
    Duke machte ein verblüfftes Gesicht. » Schneller als das Licht? «
    Patterson lachte. » Ja, du hörst richtig. Auf ihrem Weg durch das Wasser erzeugen sie sozusagen eine Schockwelle und damit einen Lichteffekt. Du kannst das mit dem Toneffekt vergleichen, dem Knall, der in der Luft beim Durchbrechen der Schallmauer entsteht. Im Wasser lösen die irrsinnig schnellen Partikel Lichtblitze im Farbspektrum von Blau und Ultraviolett aus. So kommt dieser einzigartige Blauton im Becken zustande. Man nennt das auch den Tscherenkow-Effekt. «
    » Das habe ich nicht gewusst « , sagte Duke.
    » Ihr wisst eine ganze Menge nicht « , versicherte Patterson mit einem eigenartigen Lächeln, » aber das soll dich nicht bekümmern. « Er schob kurz den linken Overallärmel zurück und warf einen raschen Blick auf eine Art Armbanduhr aus weißem Plastik an seinem linken Handgelenk, wie sie jeder Tec und Sec Master trug. » So, ich muss weiter! Und du sieh zu, dass du hinüber in den Maschinenraum von Block I kommst! «
    Duke nickte.
    Patterson eilte davon und verschwand wenige Augenblicke später im nächsten Quergang, der vom Herz des Reaktors weg und zu einer anderen Stahltür führte, die sich ebenfalls nur mit Chipkarte oder Zahlencode öffnen ließ.
    Duke sann noch immer darüber nach, was er zwischen Patterson und dem anderen Oberen aufgeschnappt hatte und was die Bemerkung bloß bedeuten mochte, als er den Maschinenraum von Block I betrat. Ohrenbetäubender Lärm schlug ihm entgegen. Er traf ihn wie eine wuchtige, unsichtbare Brandungswelle und ließ ihn beinahe wieder zurückweichen. Selbst mit dick wattierten Ohrenschützern verursachte der Krach fast körperliche Schmerzen. Das maschinelle Tosen kam von dem langen Monster des Turbogenerators, der sich über die Mitte der riesigen Halle erstreckte. Der Maschinenraum, von meterdicken und doppelt schallgedämpften Wänden umschlossen, war so groß, dass das Gym von Liberty9 mit Leichtigkeit viermal oder sogar noch öfter darin Platz gefunden hätte.
    Die tödliche Energie der Brennstäbe.
    Duke zwang sich, nicht länger darüber nachzugrübeln. Er hatte im Augenblick Wichtigeres zu tun. Zumal Patterson es

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