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Licht der Nacht

Licht der Nacht

Titel: Licht der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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die Farben. Nicht nur das von den
Schattenwesen gern getragene Rot, sondern auch Schwarz und Weiß
wirkten ausgeblichen, als hätte jemand den Regler für die
Farbsättigung ein ganzes Stück Richtung Null gedreht.
    Niemand wusste, wem die Häuser einmal gehört hatten, deren Reste
den Menschen als Behausung dienten. Regen gab es nicht, selbst der
allgegenwärtige Nebel brachte weder Feuchtigkeit noch Kühlung.
Dächer und Wände vermisste man nur, wenn man sich Privatsphäre
wünschte.
    Die Dämonen brachten regelmäßig Nahrungsmittel in Form von
graubraunen Pilzen, deren Geschmack an getrocknete Datteln
erinnerte.
    Als der erste Schock überwunden war, kamen die Fragen, die
Langeweile und Heimweh. Dabei konnten weder die Dämonen helfen,
noch Sundown, der sich nach Kräften bemühte, ein Multiplayer-Spiel
auf Gucki ans Laufen zu bekommen.
    »Kommst du mit?«, fragte Wanda.
    Schwarz sah auf. »Wohin?«
    »Erkundung.« Wanda trug einen augenscheinlich schweren
Rucksack.
    »Was hast du vor?«, fragte Schwarz.
    »Ich will wissen, was es in dieser Welt noch gibt.«
    »Wir sind schon kilometerweit herumgelaufen.«
    »Ich habe uns zwei Fahrräder geliehen.«
    Schwarz fehlten die Worte. »Fahrräder?«
    Wanda nickte und zeigte vage nach hinten. »Sie gehören einem
gewissen Thomas. Er leiht sie uns.«
    »Moment«, sagte Schwarz, »dieser Thomas hat gleich zwei
Fahrräder mit hierher gebracht?«
    »Sundown hat fünf Computer mitgebracht«, versetzte Wanda.
    Schwarz konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Verstehe. Und
du willst jetzt mit den Fahrrädern die Welt unserer Gastgeber
erforschen.«
    »Ja. Und mit dir.«
    »Weil es keine Atlanten gibt.«
    »Chuzrym hat behauptet, Karten wären nicht nötig, weil es
überall gleich aussieht.«
    »Dein Gefährte? Du hast ihn gesehen?«
    »Er hat mir … etwas besorgt.«
    Schwarz wusste nicht, was er zuerst fragen sollte. Wanda nutzte
sein Schweigen. »Komm, fahren wir.« Sie hielt ihm die Hand hin.
Schwarz ergriff sie und ließ sich hochziehen. »Hast du denn ein
bestimmtes Ziel?«
    »Ja«, entgegnete Wanda und ging ohne ein weiteres Wort
voraus.
     
     
    Die graue Ebene schien endlos. Der Boden bestand aus glattem
Fels und schwerem Sand, in dem dürre Kakteen und die braunen
Esspilze wuchsen. Nach einigen Kilometern hatten sie die Zone mit
den Mauerresten verlassen, inzwischen war kein Mensch mehr zu
sehen. Nicht einmal Dämonen ließen sich blicken. Schwarz versuchte,
die Gegend nicht unheimlich zu finden und trampelte hinter Wanda
her, die ein Tempo vorlegte, als wolle sie die Welt an einem Tag
umrunden.
    Was gut möglich war, da es hier weder Sonne noch Nacht oder
Tageslicht gab.
    »Pause«, rief Schwarz irgendwann, und Wanda bremste sofort. Sie
stellten die Fahrräder an einem Felsbrocken ab und machten es sich
im Sand bequem.
    »Mittagessen«, sagte Wanda und hielt Schwarz eine Papiertüte mit
Pilzstücken hin.
    »Danke.«
    »Wusstest du, dass ich drei Selbstmordversuche hinter mir
habe?«
    Schwarz hätte fast die Tüte fallen gelassen. »Nein«, entgegnete
er. »Das stand nicht in deiner Bewerbung.«
    Wanda schnaubte. »Wenn du mir den Job nicht gegeben
hättest … «
    »Hör auf«, bat Schwarz.
    »Depressionen sind wie dicke, klebrige Tinte im Kopf«, sagte
Wanda. »Einmal habe ich versucht, sie mit einem Spachtel
wegzukratzen.«
    »Hat nicht funktioniert«, vermutete Schwarz und schob sich ein
Pilzstück in den Mund.
    »Doch, für kurze Zeit«, korrigierte Wanda. »Jetzt hab ich Angst,
wieder welche zu kriegen. Und ich hab meinen Spachtel
vergessen.«
    Hoch konzentriert beäugte Schwarz sein nächstes Pilzstück, um
nicht loszulachen.
    »Meine Mutter war eine Versagerin«, fuhr Wanda fort. »Bis zu der
Sache mit dem Spachtel. Sie hatte ein schlechtes Gewissen wegen
mir, fühlte sich schuldig. Und war plötzlich unglaublich nett zu
mir.« Ihre Augen suchten direkten Kontakt. »Fällt dir was auf?«
    »Du isst gar nichts«, versuchte Schwarz.
    »Ist es nicht geradezu
unglaublich
, wie nett die
Dämonen zu uns sind?«
    Schwarz hörte auf zu kauen.
     
     
    »Olysso!«, schrie Schwarz. Schrie immer wieder den Namen seines
Dämonen. Er war heiser, sein Rachen schmerzte.
    »Komm da runter«, rief Wanda, aber Schwarz blieb stur auf dem
Felsen stehen, drehte sich um seine Achse und rief seinen
Gefährten.
    »Olysso! Komm zu mir, du verfluchter Mistdämon!«
    »Es funktioniert nicht«, schüttelte Wanda den Kopf.
    »Er muss kommen! Ich glaube an das Vieh!«, donnerte

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