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Licht (Gone) (German Edition)

Licht (Gone) (German Edition)

Titel: Licht (Gone) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Grant
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jagten ihm fürchterliche Angst ein. Andere Menschen konnten bestimmte Dinge ausblenden, sie konnten sich schützen. Pete konnte das nicht. Jedenfalls nicht, solange er noch in seinem Körper gesteckt hatte.
    Dieser Körper war das eigentliche Problem gewesen. Er und der hochgradige Autismus, der ihn zum Krüppel gemacht hatte.
    Als ihn seine Schwester Astrid, das Mädchen mit den stechenden blauen Augen und dem gelben Schlangenhaar, aus dem Fenster geworfen hatte, war er in Wirklichkeit froh darüber gewesen.
    Seither war sein Körper zwar tot, aber Pete konnte sich neu erschaffen und einen eigenen Raum für sich erobern. SeineKraft war ihm geblieben, nur hatte er schlimme Dinge damit angerichtet. Das war ihm inzwischen klar. Er sah, was er Taylor angetan hatte. So etwas durfte er nicht. Er durfte nicht mehr mit den abstrakten Mustern spielen, die in Wirklichkeit menschliche Wesen waren.
    Jetzt verblich er langsam. Als würde jemand am Schalter einer dieser Lampen drehen. Im Haus seiner Kindheit, das es inzwischen längst nicht mehr gab, hatten sie so etwas gehabt. Eine Dimmlampe, wie seine Mutter das Ding im Esszimmer immer genannt hatte.
    Das Licht, das Pete war, wurde schwächer und schwächer.
    Er konnte die Dunkelheit sehen. Und sie konnte in seinen Raum eindringen.
    Eine Zeit lang war die Kreatur, die sich Gaiaphage nannte, auch immer schwächer geworden. Doch seit Kurzem befand sie sich in einem Körper, der ihr Halt gab, und sie wurde wieder stärker.
    Manchmal konnte Pete die Gedanken des Gaiaphage hören. Er wusste, dass er ihn beobachtete. Ihn auslachte, weil er an Kraft verlor, zugleich aber auch nervös war, so als hätte er Angst vor ihm.
    Die Dunkelheit hatte ihre Fühler schon so oft nach ihm ausgestreckt, sich von hinten an ihn angeschlichen, nach ihm gesucht und ihm Dinge einreden wollen.
    Die Dunkelheit wartete förmlich darauf, dass Petes Licht ausging. Denn mit Pete würde auch seine Kraft verschwinden.
    Sie flüsterte ihm auch jetzt etwas zu: Es tut nicht weh, kleiner Nemesis. Es ist nur das Ende – wie bei den Geschichten, diedeine Schwester dir früher vorgelesen hat. Erinnerst du dich, wie sehr du dir immer gewünscht hast, dass sie zu Ende gehen, weil dir die Stimme und die Augen und das gelbe Haar deiner Schwester wehtaten?
    Kämpfe nicht dagegen an, Nemesis.
    Der beste Teil einer Geschichte ist immer ihr Ende.
    Orc war kurz vor Sonnenuntergang bis zum Trotters-Kamm hinaufgestiegen und befand sich nun hoch über der Stadt. Inzwischen war es dunkel geworden, doch je näher er der Barriere kam, desto tiefer duckte er sich, weil er befürchtete, seine Silhouette könnte im Sternenlicht auffallen. Die letzten Meter legte er auf dem Bauch robbend zurück.
    Wenn man die Barriere anfasste, bekam man einen elektrischen Schlag. Das hatte sich also nicht verändert. Aber jetzt konnte man durch sie hindurchsehen. Wie durch eine Glasscheibe. Und das bedeutete, dass die Leute auf der anderen Seite auch hineinsehen konnten.
    Bei dieser Vorstellung wurde ihm übel.
    Er lag hinter hohen Grasbüscheln verborgen und spähte durch die dürren, vergilbten Halme. Und da war sie. Die andere Seite. Das Draußen.
    Hier oben auf dem Kamm hielt sich niemand auf. Sie waren alle unten, auf dem Highway, zu beiden Seiten der Straße und dahinter.
    Draußen war es unglaublich hell. So viele Lichter. Die Burgerbude, die Hotels – das alles erstrahlte in einem Lichterglanz, als kostete es nichts. Dazu die Scheinwerfer der Autos undWohnmobile, die den längsten Stau bildeten, den er je gesehen hatte. Und das blinkende Blaulicht der Einsatzfahrzeuge.
    Die Polizei versuchte, den Verkehr zu regeln, was aber kaum möglich war, da der Highway an der Barriere endete. Obwohl sie einen Wendeplatz frei gebaggert hatten, funktionierte das mit dem Umkehren nicht, denn zu beiden Seiten der Straße parkten Autos und eine lange Schlange aus roten Hecklichtern kroch langsam in die andere Richtung.
    Direkt an der Barriere standen die großen Trucks der Nachrichtensender. Sie waren mit Antennen, Satellitenschüsseln und riesigen Scheinwerfern ausgerüstet. Nicht weit vom Highway entfernt befand sich eine Art Militärstützpunkt – zumindest hatte Orc eben noch grüne Uniformen und ein paar Humvees gesehen.
    Und über all dem ragte das rot-gelbe Sternschild mit dem weißen Carl’s-Jr.-Schriftzug empor.
    Orc lief das Wasser im Mund zusammen. Mann, für eine Tüte Pommes und einen Schokoshake wäre er zu fast allem bereit gewesen!
    Die

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