Licht
einigen Tagen häufig geregnet). Der Regen verstärkte sich in kurzer Zeit, so daß Signore Gastoni sich gezwungen sah, die Fahrt in der Nähe von Leonforte zu unterbrechen (die Sichtweite auf der Autobahn betrug nur wenige Meter). Während das Taxi auf einem Parkplatz stand, versuchte Signore Gastoni, sich mit der Signora zu unterhalten. Er sagt, sie habe unbeweglich im Wagen gesessen, nur wenig gesprochen und auf Fragen ausweichend geantwortet. Sie habe einen erschöpften Eindruck gemacht. Nachdem die Fahrt bei Caltanisetta ein zweites Mal unterbrochen werden mußte, sei die Signora in Panik geraten. Sie habe das Taxi bezahlt und behauptet, in Caltanisetta übernachten zu wollen. Signore Gastoni erbot sich, sie in ein Hotel zu bringen, was sie ablehnte. Er fuhr daraufhin nach Catania zurück. Gegen 23 Uhr 30 erschien die Signora in der Bar Matteo am Rand von Caltanisetta. Sie war durchnäßt, bestellte Kaffee und erkundigte sich nach einer Bahnverbindung. Sie hielt sich etwa 20 Minuten in der Bar auf. Danach verschwand sie ohne Kopfbedeckung im Regen.
Am folgenden Morgen, dem 10. Dezember um 8 Uhr, wurde Signora Schubert von zwei Schulkindern, den Geschwistern Antonio und Carlo Sinisgalli am Abhang auf halber Höhe zwischen der Viale Barberini und einem tief gelegenen Bachbett entdeckt. Die Signora lag mit dem Kopf hangabwärts zwischen Steinen und Abfall (ihre Reisetasche wurde später im Bachbett gefunden). Die Kinder benachrichtigten einige Anwohner. Es wurde festgestellt, daß die Signora lebte. Sie wurde in das nächste Haus getragen, gleichzeitig wurde ein Arzt, Dottore Zephan, benachrichtigt. Er kam wenig später, untersuchte die Signora, die immer noch ohne Bewußtsein war, und veranlaßte ihre sofortige Überführung in das Hospital am Ort. Er benachrichtigte auch die Polizei. In der Manteltasche der Signora fand man die Adresse der Firma sowie die Adresse des Hotels in Catania. Firma und Hotel wurden telefonisch vom Zustand der Signora verständigt.
Mister Hopkins traf um 9 Uhr 15 mit dem Flugzeug in Catania ein. Ich holte ihn in seinem Wagen vom Flughafen ab, und wir fuhren ohne Verzögerung nach Caltanisetta (es regnete immer noch ungewöhnlich stark). Signora Schubert befand sich im Koma auf der Intensivstation des Hospitals. Die Diagnose lautete auf Schädelbruch und innere Blutungen (Dottore Mantovani). Ein Uberleben schien kaum wahrscheinlich. Die Rekonstruktion des Unfalls durch die Polizei ergab, daß die Signora sich auf der unbeleuchteten Straße im Regen verirrt habe (warum sie sich auf dieser Straße, die nicht zum Bahnhof führte, befand, ist nicht zu ermitteln). Sie sei auf den Abhang geraten und abgestürzt, dabei mit dem Kopf gegen einen Betonpfeiler geschlagen und nach halber Umdrehung bewußtlos liegengeblieben. Während des Sturzes entfiel ihr die Reisetasche und rollte in das Bachbett. Eine Gewalttat wurde ausgeschlossen. Mister Hopkins und ich verbrachten mehrere Stunden auf dem Flur des Hospitals, dann fuhr ich in seinem Wagen nach Catania zurück. Mister Hopkins weigerte sich, das Hospital zu verlassen. Eine Operation wurde als aussichtslos abgelehnt. Am 11. Dezember um 19 Uhr 12 setzte trotz intensiver Bemühungen der Ärzte das Herz der Signora Schubert aus.
Am darauffolgenden Morgen veranlaßte Mister Hopkins einen Transport des Leichnams nach Catania. Er begleitete die Tote im Transportwagen. Er verhandelte mit Behörde, Polizei und Friedhofsverwaltung und erreichte trotz erheblicher Schwierigkeiten, daß die Signora auf dem Cimitero in Catania beigesetzt wurde. Die Beerdigung fand am 15. Dezember um 11 Uhr statt.
Anwesend waren Mister Hopkins, ein Angestellter der Friedhofsverwaltung und ich.
Die Kosten der Beerdigung trägt Mister Hopkins. Dokumente und Reisetasche der Signora bleiben in seinem Besitz. Klinik- und Polizeibericht befinden sich in der Präfektur von Caltanisetta.
gez. Bianca Fortini
Warum bist du nicht zu mir gekommen? Wollten wir nicht zusammen Wein trinken gehn? Ich lade dich in meine Wohnung, heute abend oder in sieben Jahren. Wirst du kommen? Licht und Geheimnis!
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