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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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Ein feines Glühen durchzuckte die Leiche von einem Hölzchen bis zum anderen. Dünne Rauchfäden stiegen aus der Kleidung des toten Polizisten. Flämmchen züngelten über den Stoff, und ein modriger Geruch zog durch die Gasse. Nach und nach verbrannte der Leib zu Asche, unter einem Zauberfeuer, das nur ab und zu heller aufflackerte, aber niemals ganz erlosch. Am Ende blieben nur graue Flocken, die der Regen fortwusch.
 
    In der Pension fand Bloma nur seinen Freund Wisbur vor. Wisbur saß an dem viel zu hohen Tisch, hatte seine Ausrüstung aus der Uhr geholt, hatte sie vergrößert und ordnete sie gerade. Als er die Tür hörte, blickte er auf und legte die Hand auf die Blaspistole. Er atmete auf, als er Bloma erkannte.
    »Alles in Ordnung, Bloma?«, fragte er.
    »Nenn mich ›Knochenklinge‹, Wisper«, erwiderte Bloma. »Keine Namen im Einsatz. Man weiß nie, wer zuhört. Aber ja, alles gut gelaufen.«
    Er holte die Tasche unter seiner Jacke hervor. Dann sah er sich um. »Wo sind Greif und Reißer?, fragte er.
    Wisbur »Wisperwind« Unterbusch zuckte die Achseln. »Unterwegs«, meinte er.
    Bloma runzelte die Stirn.
    Einen Augenblick lang herrschte unbehagliches Schweigen, dann redete Wisbur weiter: »Der Pensionswirt hat Kaution verlangt. Weil wir Gnome sind, verdammter Rassist. Segga und ... ich meine, Greif und Reißer waren sauer. Sie wollten dem Burschen zeigen, was Gnome sind.«
    Bloma schüttelte den Kopf. »Davon kriegen wir die Kaution erst recht nicht wieder.«
    »Nur wenn der Wirt ihre Streiche bemerkt, bevor wir abreisen. Sie wollten im Keller eine Flasche Wasser hinter die Schränke kippen, damit der Kerl einen hässlichen Schimmelfleck kriegt. Oder ein Heizungsrohr anbohren. Irgendwas, was erst später auffällt.«
    »Ich wäre beruhigter, wenn sie bei so was geschickter wären«, erwiderte Bloma. »Wenn sie auffallen, können wir ernsthafte Schwierigkeiten kriegen. Und damit meine ich nicht die Kaution.« Er wies beiläufig auf die Päckchen, die er mitgebracht hatte.
    »Da fällt mir noch eine Menge mehr ein, wie wir auffliegen können«, sagte Wisbur. »Sobald sie die Elfen haben, kommen sie auch uns auf die Spur.«
    »Nein.« Bloma widersprach entschieden. »Die Frettchen schnappen sich die elfische Widerstandsgruppe, von der wir die Bomben haben, klar. Aber damit haben sie genau die Schuldigen, die sie haben wollen. Was kümmern sie ein paar Gnome, wenn sie elfische Terroristen haben?«
    Wisbur musterte seinen alten Freund skeptisch. Der aber legte ihm die Hand auf die Schulter, lächelte und meinte: »Ich sag's dir, Wisper, genau so wird es laufen: In zwei Tagen brennen wir den Herren ihre Insel der Seligen nieder, den Elfen wird man die Schuld daran geben, und die Großen werden sich untereinander zerfleischen.
    Und am Ende wird der Bund der Knochenmesser triumphieren, wie in alten Tagen.«
 
    Die Insel der Seligen - so stand es in verschnörkelten Buchstaben auf dem großen Schild an der offiziellen Zufahrt zum Anwesen. Die Gnome mieden die Vorderseite und näherten sich dem Grundstück von der Seite.
    In ihrer großen Gestalt liefen sie den Hügel empor, bis zu einer Sperre aus Stacheldrahtrollen. Sie legten die Päckchen ab, zogen ein Tarnnetz darüber und gingen dahinter in Deckung. Hinter dem gerollten Stacheldraht ragte ein höherer Zaun aus Maschendraht auf. Der Geruch nach Ozon hing in der Luft. Dann und wann sahen die Gnome Funken tanzen, wenn Insekten die stromführenden Drähte kurzschlossen. Ein noch höherer Zaun aus dünnem Stahlrohr verlief als dritte Linie dahinter und ließ einen schmalen Korridor frei bis zum vorherigen Zaun.
    Es dauerte nicht lange, bis dort eine Patrouille entlangkam. Zwei dunkel gekleidete Menschen, die Hunde mit breiter Schnauze an der Leine führten. Die schwarze Uniform gab in der finsteren Nacht eine gute Tarnung ab, aber die Gnome sahen trotzdem genug. Die Menschen allerdings würden trotz ihrer Nachtsichtbrillen Schwierigkeiten haben, die flachen Päckchen im Gras zu erkennen. Die Gnome hofften darauf, dass den Hunden ihre Anwesenheit ebenfalls entging. Sie hatten sich dick genug eingesprüht mit einem Mittel, das die empfindlichen Hundenasen täuschen sollte.
    Die Wachen gingen weiter, und die Gnome machten sich bereit. »Greifenklaue« und »Reißzahn«, daheim im Tal auch einfach als Segga und Waldron bekannt, liefen in ihrer kleinen Gestalt auf den Zaun zu. Es war ein langer Weg für sie, und sie würden eine Weile brauchen, bis sie auf der

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