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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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hinter einigen Fenstern brannte, war so trübe wie Leuchmadans Zeitalter.
    Von seinem Verfolger war nichts zu sehen, aber Bloma wusste, dass er da war - ein Frettchen in Zivil, ein Geheimpolizist, der ihm schon vom Hotel aus gefolgt war.
    Bloma ging langsam, bog dann unvermittelt in eine dunkle Seitengasse ein und fing an zu rennen. Bald hallten rasche Schritte hinter ihm wie ein Echo. Der Gnom lief um zwei Ecken und drückte den Stoffbeutel fest an die Brust. Er würde die Päckchen später sorgfältig prüfen. Wenn bei dieser Verfolgungsjagd etwas losgerüttelt worden war, konnte das ihr Leben in Gefahr bringen.
    Oder schlimmer: den Erfolg ihrer Mission!
    Im Laufen schon nestelte er die Uhr vom Handgelenk. Die Tasche hatte er sich unter den Ellenbogen geklemmt, und das Herz schlug ihm bis zum Hals bei dem Gedanken, dass sie hinunterfallen könnte!
    Bloma war ein Stück in die Gasse hineingelaufen, dann sah er sich um. Keine Zeugen in der Nähe! Hastig stellte er die Tasche ab. Er legte die Uhr vor sich auf den Boden - und machte sich klein.
    In Käfergröße stand er auf dem nassen Pflaster. Das Wasser umspülte seine Beine, schoss durch die Ritzen zwischen den Steinen wie ein wilder Bergbach. Die Uhr ragte vor ihm auf, ein Metallgehäuse, so groß wie ein Wagen. Gleich neben dem Stellrad für die Zeiger zeichneten sich die Umrisse einer Klappe ab. Sie war durch einen Riegel verschlossen, so fein, dass er für einen großen Betrachter bloß aussah wie ein Relief.
    Hinter der Klappe lag ein Hohlraum, ein begehbarer Schrank für den geschrumpften Gnom, voll mit Kleidung und Ausrüstung. Bloma sprang hinein, riss die Blaspistole aus Formbein aus einer Halterung und holte eine kleine Schachtel aus der Schublade darunter. Im Nu war er wieder auf der Straße. Aber nun war er nicht mehr allein!
    Er spürte die Anwesenheit des anderen, kaum dass er die metallene Hülle verlassen hatte. Neben dem Regen, der in Tropfen, so groß wie eine Eimerladung Wasser, auf das Kopfsteinpflaster hämmerte, neben den schmalen Wildwassern, die in den Ritzen schäumten und gurgelten, war noch etwas anderes da, eine Masse und eine Ansammlung von Lauten, die der winzige Gnom mehr fühlte, als dass er sie mit seinen natürlichen Sinnen wahrnahm.
    Bloma schaute entsetzt nach oben, ob schon ein Fuß auf seine Uhr niederging und ihn achtlos zertreten würde ... Doch er zögerte nicht lange und machte sich groß. Während er sich konzentrierte, brachte er schon die Pistole in Anschlag.
    Seine größer werdende Gestalt stieß in den Regen. Tropfen trafen ihn mit der Wucht von Pflastersteinen, und benommen stand er in seiner natürlichen Gestalt wieder auf der Straße. Der Mensch vor ihm war ein dunkler Umriss, vor Schreck erstarrt, als der Gnom unvermittelt vor ihm auftauchte.
    Bloma zielte in Richtung der verschwommenen Silhouette und drückte ab. Zischend fuhren die Giftpfeile aus dem Lauf, zweimal, dreimal. Bloma blinzelte sich das Wasser aus den Augen.
    Als sein Blick wieder klar wurde, lag der Mensch schon auf dem Boden. Er war tot - die Mischung in den Bolzen wirkte schnell. Bloma schlug den Mantel des Toten zurück und fand rasch die Dienstpistole, den Ausweis, ein Sprechgerät. Er hatte den Richtigen erwischt.
    Der Gnom zog die Schachtel hervor, die er aus der Uhr mitgenommen hatte. Er schob sie auf, und knapp zwei Dutzend Holzstäbe mit verdicktem Kopf kamen zum Vorschein. Sie sahen aus wie besonders große Zündhölzer.
    Bloma starrte darauf und fluchte.
    Rot und Grün.
    Bei diesem Licht und im Regen wirkten die Streichholzköpfe selbst für die scharfen Augen eines Gnoms alle gleichermaßen grau. Wie sollte er da ein passendes Paar finden?
    Er kniff die Augen zusammen und drehte die Packung hin und her. Aber die Gasse, in die er seinen Verfolger gelockt hatte, war vollkommen dunkel. Schließlich glaubte er, winzige Unterschiede in der Schattierung erkennen zu können. Er holte zwei Hölzer hervor, hielt die Köpfe gegeneinander. Ja. Das mussten zwei verschiedene Farben sein!
    Bloma beugte sich zu dem toten Menschen. Die Hölzer liefen zum einen Ende hin spitz zu, und er drückte das eine Hölzchen an einer weichen Stelle in den Kopf des Menschen, bis es fast ganz verschwunden war. Ein dünner Blutfaden lief dem Toten über die Wange und wurde vom Regen davongespült. Dann ging Bloma zu den Beinen, zog an dem toten Körper, bis der ausgestreckt dalag, und steckte das zweite Holz in die Wade.
    Dann sprang er hastig zurück.
    Es knisterte.

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