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Lichtbringer - Lichtbringer

Titel: Lichtbringer - Lichtbringer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Lohmann
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organischer Materie, die sich unter Druck und Hitze in beliebige Formen pressen lassen. Formbein wird meist aus pflanzlichen Rohstoffen gewonnen, die durch alchemistische Verfahren verflüssigt und destilliert werden.
    Die Herstellung von Formbein ist mit einem gewissen Aufwand verbunden, doch da als Ausgangsmaterial Abfallprodukte verwendet werden können und wegen der vielfältigen Bearbeitungsmöglichkeiten, erfreut sich der Stoff in der Fertigung dennoch einer steten Beliebtheit. Inzwischen sind zahlreiche Varianten mit unterschiedlichen Materialeigenschaften entwickelt worden. Manche Hersteller werben damit, dass ihre Formbeinvarianten es mit der Festigkeit von Stahl aufnehmen können.
    Die Bezeichnung »Formbein« oder auch »künstlicher Knochen« geht vor allem auf die weiße bis schmutzig graue Färbung zurück, die zu Anfang im Herstellungsprozess als angestrebtes Ziel für die Grundsubstanz galt - nicht zuletzt, um einen neutralen Ausgangszustand für die künstliche Färbung des Endprodukts zu schaffen. Alternative Bezeichnungen wie »künstliches Holz« beschrieben zunächst nur einzelne Endprodukte, wurden im Handel allerdings rasch als Begriff für die gesamte Stoffklasse übernommen, da die Assoziation mit »Knochen« vielfach als unvorteilhaft empfunden wird.
     
    Aus: »T ECHNIKLEXIKON «, V ON I SKWELZA VON D AUGAZBURG
     
    Drei Tage zuvor, im äußersten Westen von Bitan
 
    Der schäbige Stehimbiss lag in einem Altbau in Marikantos. Die Decke war hoch, das dunkle Mauerwerk zeigte sich überall unter dem abbröckelnden Putz, und die wenigen Gäste hielten den Kopf gesenkt und kümmerten sich nicht umeinander. Regen schlug gegen die große Scheibe, die innen von einem dicken Film überzogen war, sodass man fast nicht hindurchsehen konnte.
    Bloma der Gnom stand seinem Lieferanten gegenüber, einem Elfen mit strähnigem blonden Haar, eingefallenen Wangen und einer spitzen Nase. Der Kerl hatte sich einen Tisch im hintersten Winkel der Imbissstube ausgesucht, möglichst weit weg von der einzelnen nackten Glühbirne, die über dem Tresen von der Decke hing.
    »Hier.« Der Elf holte ein Päckchen aus seinem Mantel und schob es über den Tisch. Dabei schaute er sich so auffällig verstohlen um, dass Bloma unwillkürlich seufzte.
    Bloma Sockels, genannt die »Knochenklinge«, konnte Stümper nur schwer ertragen. Aber was machte das schon - seine Laune war bereits im Keller, und aufgeflogen war er ohnehin.
    Drei weitere Päckchen folgten. »Ich weiß immer noch nicht, warum ihr meine Hilfe braucht«, fuhr der Elf fort. »Ihr hättet die Ware viel besser selbst durchs Land schmuggeln können. Mit euren spe-zi-ellen Gnomenkünsten!« Er zwinkerte Bloma verschwörerisch zu.
    Wenn Bloma mit den Zehenspitzen auf der Fußstütze balancierte, konnte er gerade eben über die Platte des kleinen Stehtisches schauen. »Du glaubst nicht, wie oft wir unterwegs von den Frettchen gefilzt worden sind«, sagte er und zwinkerte ebenfalls. »Man könnt fast meinen, die Polizei traut uns Gnomen alle Verbrechen zu. Keine Ahnung, wo der Ruf herkommt.«
    »Menschen eben«, fuhr der Elf mit gesenkter Stimme fort. »Mich schaut hier jeder für einen Terroristen an, nur weil ich ein Elf bin. Und wenn man mich mit dem Zeug erwischt hätte ... Ich hab mich nur drauf eingelassen, um Geld für die Reise zu kriegen. Fort von dem verseuchten Boden.«
    »Ja, ja, klar«, sagte Bloma, ohne genau hinzuhören. Er schob die Päckchen in eine Stofftasche und ließ sich von der Trittstange gleiten. Erst da fiel ihm auf, dass der Elf die Hand erwartungsvoll über den Tisch streckte. Bloma griff in die Innentasche seiner Jacke und warf achtlos einen Packen Geldscheine hin. Einige der menschlichen Gäste unterbrachen ihre Unterhaltung und starrten den Elf an. Bloma trat rasch durch die Tür und hinaus in die Nacht.
    Marikantos war eine Hafenstadt im Westen Bitans. Die jahrhundertealten Bauten der Altstadt zeugten von vergangener Größe, doch inzwischen war der Ort zu einer verschlafenen Kleinstadt herabgesunken. Seit Menschen und Finstervölker in einer Union verbunden waren, hatte das Leben sich in den Osten verlagert. Der Handel mit den Südlanden erreichte Marikantos kaum.
    Es war eine graue Nacht. Der Wind drückte den Regen vom Meer in die Straßen, und die wenigen Passanten trugen die Mantelkragen hochgeschlagen oder fochten mit widerspenstigen Schirmen gegen die steife Brise. Die meisten Straßenlaternen waren zerschlagen. Das Licht, das

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