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Lichthaus Kaltgestellt

Lichthaus Kaltgestellt

Titel: Lichthaus Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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an. »Verlassen Sie auf der Stelle den Tatort. Sie sind suspendiert, wenn ich Sie daran erinnern darf.« In seinem Blick glomm unverhohlene Abneigung.
    Lichthaus zuckte die Schultern und ging, ohne seine Wut zu zeigen. Erst als er fast außer Hörweite war, verließ ihn die Beherrschung. »Ich bin ja schon weg, aber vielleicht finden Sie ja einen Bischof, der als Täter infrage kommt.« Er hatte nur halblaut gesprochen, doch konnte er hören, wie Müller scharf die Luft einsog. Er hatte ohnehin genug gesehen und würde den Rest später erfahren.
    Als er auf die B 52 auffuhr, kam ihm die Presse entgegen. Trierischer Volksfreund und kurz darauf der Südwestfunk. Müller bekam seine Presse, ob er wollte oder nicht.
    *

Sie kam spät nach Hause. Er grinste. Schließlich hatte er ihr viel Arbeit gemacht. Müde stieg sie aus dem Auto und ging langsam auf den Eingang zu, die Frau Kommissarin, die andere auf ihn schießen ließ. Sie würde sein Schlüssel zum Gral werden. Er wusste es genau. Schön und stolz war das Weib. Sie war das Zentrum, auf das seine Aufgabe zulief. Er spürte es. Sie war das Ziel. Ihre Demütigungen und Schmerzen sollten alles übersteigen, was bisher war. Ein neues Niveau. Die Krone. Verstecken würde er sie nicht. Präsentieren musste er sie. Genauso wie das Weib davor, so wie früher die Hingerichteten. Und alle, die sie sahen, würde eine schreckliche Angst lähmen.
    *
    Wolfgang Federer schrie auf einen jungen Mann ein, der gelangweilt zur rohen Betondecke hinaufschaute, als Lichthaus auf die Baustelle kam. Die beiden standen knöcheltief in einer grauen Brühe, die den Boden des Rohbaus bedeckte. »Du Idiot, da läuft uns doch die ganze Soße hinter die Isolierung.« Er bemerkte ihn im Eingang. »Ich habe jetzt keine Zeit, warten Sie draußen. Und du machst die Folie dicht.« Er wandte sich dem jungen Mann zu und schien ihn bereits vergessen zu haben.
    Lichthaus verließ achselzuckend den Rohbau, setzte sich auf einen Stapel Paletten und wartete. Das Wetter war spätsommerlich schön, und er genoss einen Augenblick die warmen Strahlen auf der Haut. Er hatte in Erfahrung gebracht, dass Federer Estrichleger war und gemeinsam mit einem weiteren Meister einen Betrieb führte, der zehn Angestellte hatte. Zurzeit gossen sie Fließestrich auf einer Großbaustelle in Feyen, am südlichen Ende von Trier. Alle schienen in Hektik zu sein und liefen aufgeregt umher.
    Am vergangenen Abend war er früh zu Bett gegangen und hatte endlich mal wieder gut geschlafen. Er war entspannt aufgestanden und eine halbe Stunde Joggen gegangen. Die Bewegung hatte ihm gut getan, doch die innere Unruhe war zurückgekommen. Seine Stellung hing am seidenen Faden. Müller würde alles daransetzen, um ihn loszuwerden. Umso mehr, wenn er sich nicht aus den Ermittlungen heraushielt. Nur genau das konnte er nicht.
    Das Gefühl, versagt und Scherers Leben verspielt zu haben, nagte ununterbrochen an ihm. Claudias Versuche, ihm das auszureden, hatten nichts gefruchtet. Sie würde am kommenden Wochenende nach Hause kommen, und er freute sich schon auf sie und vor allem die Kleine.
    Die Zeitungen waren voll von dem vermeintlichen Serientäter, der in Trier und Umgebung sein Unwesen trieb. Im Regionalsender hatte er ein Interview mit Müller gesehen, der sich sichtlich unwohl fühlte und die Sackgasse, in der er steckte, mit dem Verweis auf fahndungstaktische Notwendigkeiten kaschierte.
    »Sie sind der Polizist, nicht wahr?« Federer war unbemerkt von hinten herangetreten und ließ sich mit einem Seufzer auf den Palettenstapel sinken. Lichthaus nickte und schaute ihn forschend an. Der Mann war mittelgroß, untersetzt und neigte zu einer Glatze. Die Augen waren von unzähligen kleinen Falten umgeben, die zeigten, dass er gerne und oft lachte. Jetzt aber zeigte sich kein Lächeln auf seinem Gesicht, sondern verhaltene Neugier. Er hatte eine Thermoskanne mitgebracht, aus der er sich nun Kaffee in den Becherdeckel goss.
    »Haben Sie schon mal mit Idioten zusammengearbeitet?« Schlürfend nahm er einen Schluck.
    »Täglich.« Lichthaus grinste, und Federer lachte auf.
    »Dann wissen Sie ja, was ich hier durchmache. Termindruck ohne Ende, und die Kerle machen nur Mist. Kleben die Folie nicht richtig ab, und uns läuft der Fließestrich direkt auf die Isolierung. Na, Gott sei dank war keine Fußbodenheizung drunter. Nur Idioten!« Er straffte sich. »Was kann ich für Sie tun, Herr Kommissar? Ragnhild, also Andrea, hat etwas von alten

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