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Lichthaus Kaltgestellt

Lichthaus Kaltgestellt

Titel: Lichthaus Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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hiesige Mordkommission.
    »Genau, bloß haben wir keinen Tatort, sondern nur einen Fundort. Das ist ein Problem.« Er dachte einen Augenblick nach. »Trotzdem sollten wir hierdurch die Region festlegen, in der wir nach ledigen Pajero-Fahrern suchen, die in unsere Altersklasse passen. Das Verfahren ist dann zwar nicht lehrbuchmäßig, aber besser als nichts.«
    Die Kollegen nickten beifällig. »Wenn wir dann Ergebnisse haben, können wir die Zielgruppe ja weiter eingrenzen. Ich werde ein vorläufiges Fahndungsprofil entwerfen.«
    »Ansonsten haben wir ja noch den Knopf«, warf Steinrausch ein.
    »Was für einen Knopf, Herr Steinrausch?« Müller war verwirrt. Steinrausch erklärte es ihm.
    »Das ist sehr vage.« Müller schaute zweifelnd in die Runde.
    »Aber der einzige direkte Bezug zum Täter, außer der Toten natürlich. Die Idee ist, dass wir in einer bestimmten Region Personen befragen, die mit der, sagen wir mal, Mittelalter-Szene zu tun haben«, fuhr Steinrausch fort. »Wir haben hier mehrere solcher Vereine. In Klüsserath zum Beispiel, der heißt Vinland. Die sind mehrmals auf mittelalterlichen Märkten aufgetreten und machen da Schauschwertkämpfe. Außerdem gibt es fahrende Händler und Gaukler. Vielleicht erinnert sich jemand an diesen doch sehr auffälligen Knopf? Möglicherweise erfahren wir dann, wer solche Knöpfe verkauft oder an seiner Verkleidung trägt?«
    »Ich halte das für unwahrscheinlich. Was ist denn das für ein Wikingerverein?«, wollte Müller wissen.
    »Laut Vereinsregister wurde der Verein vor dreiundzwanzig Jahren gegründet. Neben allerlei Vereinsgemache bieten die Mitglieder im Internet die Teilnahme an Schaukämpfen an, sind im Grunde aber eigentlich Laien. Schaut man sich ihre Terminliste an, waren sie bei allen Mittelaltermärkten und ähnlichen Veranstaltungen in den vergangenen Jahren vor Ort.«
    Lichthaus schüttelte den Kopf. Er war im vergangenen Jahr im luxemburgischen Vianden in ein Spektakel geraten. Claudia und er hatten sich die schön restaurierte Burg über dem Grenzfluss Our anschauen wollen, als unvermittelt ein Zeitsprung stattfand. Schmiede schwangen den Hammer, Bettler hauten sie mit hochtrabenden Sprüchen an und Pseudoritter, wie offenbar auch die von Vinland, veranstalteten ein Turnier. Er fand es lächerlich, wenn sich erwachsene Menschen heutzutage in Lederwams, Reifröcke oder Ritterrüstungen zwängten, um Mittelalter zu spielen. Am schlimmsten war, dass die Teilnehmer ihre Sache todernst nahmen. Regeln wurden aufgestellt, und irgendeiner spielte den großen Zampano. Das erinnerte ihn an seine Zeit bei den Pfadfindern im Westerwald: Mit dreizehn war er kurz Mitglied gewesen und hatte diesen Vereinskleingeist hassen gelernt.
    Zu ihrem Ärger war die Burg an diesem Sonntag nicht geöffnet, und auf der Flucht vor schrägem Minnesang und dem ganzen Kostümspektakel war ihnen zu allem Überfluss im Gedränge der Fotoapparat gestohlen worden. Wenn er seitdem die Ankündigung mittelalterlicher Veranstaltungen las, wusste er sehr genau, wo er nicht hinfahren würde.
    Steinrausch nahm seine Unterlagen zur Hand. »Im Internet gibt es Hunderte von Angeboten. Die Leute von Vinland mimen eine Wikingergruppe. Man kann da beitreten und ist ein Jahr lang unfrei, erst danach wird man als volles Mitglied aufgenommen. Ist alles geregelt. Die machen Feste mit Wettbewerben im Baumstamm- oder Axtwerfen und Bogenschießen. Minnesang gibt es auch.« Steinrausch grinste schief.
    Lichthaus schaute zu Scherer rüber, der feixte: »Da können wir doch auch mal mitmachen. Ich werde Thor.« Die anderen grinsten.
    »Keine Torheit. Ruhe, bitte!« Müller blickte streng in die Runde, doch seine Mundwinkel zuckten amüsiert.
    »Nun«, fuhr Steinrausch fort, »die Vinland Gruppe veranstaltet jeden Dienstagabend mit anderen Vereinen namens Trebeta, Farmadur und Gripandilag ein Freikampftraining auf einer Wiese in Klüsserath. Außerdem scheint der harte Kern der Szene gar nicht so groß zu sein. Ich denke, da sollten wir mal hin und sie befragen.«
    »Ich bin Ihrer Meinung«, entschied Lichthaus. Das war immerhin ein Anfang, der ihm vielversprechender schien, als blindlings irgendwelche Leute nach dem Knopf zu fragen, auch wenn es der Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen glich. »Die Wahrscheinlichkeit ist sicherlich nicht hoch, aber wir können im Augenblick wirklich nicht ermessen, wo wir ansetzen sollen. Da müssen wir auch die kleinste Chance nutzen. Ich werde morgen Mittag mit

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