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Lichthaus Kaltgestellt

Lichthaus Kaltgestellt

Titel: Lichthaus Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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mit dem Schwert auf den Schild eines zweiten Ritters ein, der sich tapfer verteidigend zurückzog. Die Kämpfe fanden in einem speziell abgezäunten Bereich statt, der von mehreren hundert Zuschauern umstanden wurde. Anschließend verflachte der Film und zeigte die Verkaufsstände und Met saufende Pseudoritter. Kurz darauf war er zu Ende.
    »Vom Roten Ritter haben Sie keine Aufnahme?« Wenk verneinte. »Schade. Gehen Sie bitte noch mal zurück zum Kampfplatz.« Lichthaus lehnte sich vor, während Wenk die Sequenz erneut startete. Der Bereich grenzte unmittelbar an die Verkaufsbuden und war von der Seite aus völlig uneinsehbar. »Wir wollen ihn dort abfangen. Die Absperrungen dürfen diesmal nicht so dicht an den Buden stehen. Wenn es Ärger gibt, kann er hier durch.« Wenk nickte.
    »Ist samstagabends auch so viel los?«
    »Noch mehr. Ich habe Ihnen den Film mitgebracht, damit Sie sich ein Bild machen können. Im vergangenen Jahr war ich kurz davor, den Zugang zum Gelände zu sperren. Wenn Sie Überwachungsteams einsetzen, sind die lange auf sich gestellt, bevor Kollegen zu ihnen durchkommen.«
    »Wie wollen wir zugreifen? Wir wissen ja nicht, ob er tatsächlich der Täter ist«, meldete sich Scherer.
    Lichthaus zögerte. »Mit Nachdruck und Härte. Ich will kein Risiko eingehen. Wenn wir falsch liegen, halte ich auch den Kopf dafür hin, kein Problem.«
    Die Kollegen grinsten schief.
    »Wenn der Kampfplatz von allen Seiten her zugänglich und frei einsehbar wäre«, er dachte einen Augenblick nach, als Steinrausch, was er selten tat, das Wort ergriff.
    »Wir sollten mit einem der Schwertkämpfer ausmachen, dass er gegen den Roten antritt. Er kann sich langsam in eine Richtung zurückdrängen lassen. Da stellen wir ein Team auf. Auf ein Zeichen hin werden wir zuschlagen, während sich unser Kämpfer zurückzieht. Das Risiko ist dann minimal.«
    »Die Chancen ihn zu fassen auch«, maulte Marx. »Wenn der etwas mitbekommt, ist er vorher weg, und wir können nur zuschauen. Mit so wenigen Leuten ist das doch russisches Roulette.«
    Die Diskussion dauerte an. Letztendlich einigten sie sich auf Steinrauschs Plan, beschlossen jedoch, mit Teams den Platz zu überwachen. Nach etwa zwei Stunden waren sie mit den Details durch. Sie erwogen gerade, Müller um weitere Beamte zu bitten, als Lichthaus’ Handy vibrierte. Er schaute kurz aufs Display, nahm das Gespräch entgegen, lauschte kurz und beendete es ziemlich schnell.
    »Sie haben das Auto von Karla Springer gefunden. Warten wir ab, was da herauskommt. Thomas, du fährst mit nach Manderscheid und koordinierst den Aufbau.«
    In seinem Büro fand er die erwartete Videokassette aus Wiesbaden vor und legte sie ein. Die Bänder waren von schlechter Qualität. Nur der unmittelbare Bereich vor dem Tor war deutlich erkennbar, das weiter hinten stehende Gebäude, in das Stefanie Cordes hineingezogen worden war, sah man nur undeutlich. Nichts passierte, bis auf einen PKW, der dorthin abbog. Lichthaus versuchte zu zoomen, doch es war noch nicht einmal möglich, den Fahrzeugtyp zu erkennen. Er telefonierte mit Spleeth, der ihn beruhigte und auf die Aufbereitung des Materials durch neuartige Verfahren vertröstete. Es blieb also ein wenig Hoffnung, er brachte die Kassette zur Spurenauswertung.
    *

Lichthaus schaute missmutig aus dem Fenster und beobachtete einen Jugendlichen, der unmittelbar vor ihm zwischen Wohnwagen und Hauswand kotzte. Es war mittlerweile halb elf, und er glaubte nicht mehr, dass der Rote Ritter auftauchen würde. Auch wusste er nicht, ob er das noch wollte. Er wünschte sich nach Hause. Das Warten war zermürbend, es fiel schwer, die Aufmerksamkeit hoch zu halten. Bei den Besuchern hingegen schien die Stimmung auf dem Höhepunkt zu sein. Und hier, am Rand des Geschehens, zeigten sich die Folgen. In der vergangenen Stunde hatten drei Männer an dieselbe Stelle gepinkelt. Außerdem war sich ein Pärchen so nahe gekommen, dass ihr unterdrücktes Stöhnen deutlich zu vernehmen war.
    Sie hatten den Wohnwagen außen als Büro gekennzeichnet. Er stand hinter dem großen Bierstand. Aus dem Rückfenster hatte man einen guten Blick auf die Bühne und das Gelände. Die Turnierwiese konnte man von hier aus nicht einsehen. Im hinteren Teil befand sich ein Techniker, der darauf achtete, dass der Funkkontakt nicht unterbrochen wurde, und der dauernd an seinen Armaturen drehte. Dabei erzeugte er ständig Rückkopplungen, die unangenehm in Lichthaus’ Ohren quietschten. Alle fünf

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