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Lichthaus Kaltgestellt

Lichthaus Kaltgestellt

Titel: Lichthaus Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Walz
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und fasste kurz zusammen, wie er die Leiche gefunden hatte.
    »Ist er irgendwie verdächtig?«
    Sophie Erdmann schüttelte den Kopf.
    »Gut, dann kümmere ich mich später um ihn. Er soll hier warten. Ich gehe erst zum Fundort. Befragen Sie bitte die Leute hier unten, die haben jetzt den nötigen Respekt.« Er grinste sie an. »Thomas, du kümmerst dich um die Sperrung sämtlicher Zugangswege. Und lass dir bitte die Vermisstenbeschreibungen durchgeben, vielleicht wissen wir dann schnell, mit wem wir es zu tun haben. Fang mit Eva Schneider an.«
    Er ging zum Einsatzwagen und zog einen Papieroverall heraus. Dann folgte er den Beamten in den Wald. Hinter einer Biegung sah er den Bagger am Wegrand stehen. Enders lehnte an dem Fahrzeug in der Sonne und drehte der Grube den Rücken zu. Als der drahtige Hochwälder Lichthaus sah, richtete er sich auf, nickte dem Ankömmling zum Gruß entgegen und wünschte ihm einen guten Morgen. Der etwa Fünfzigjährige hatte wache Augen.
    »Morgen. Gut ist der ja wohl nicht.« Lichthaus grinste schief, zog den Overall an und stieg auf den Bagger, um sich einen Überblick zu verschaffen.
    Enders folgte ihm und zwängte sich neben ihn in die Kabine. »Wir hatten Glück, dass der Baggerfahrer kotzen musste.«
    Unter den Bäumen war es duster und Lichthaus’ Augen mussten sich zuerst an das schwache Licht gewöhnen. Was ihm augenblicklich auffiel, war der Geruch frisch aufgebrochener Erde, dann erst erkannte er das Erbrochene, an dem sich bereits Käfer und Ameisen zu schaffen machten, und endlich sah er auch den Fuß. Er verstand, worauf Enders hinauswollte. Dupré hatte die Erde zunächst flach abgetragen. Hierbei hatte sich der Fuß oder das Hosenbein, das er jetzt auch erkennen konnte, an der Baggerschaufel verfangen und war freigelegt worden. Hätte Dupré den Grabprozess nicht unterbrochen, wäre der Körper im nächsten Arbeitsgang unweigerlich in die Höhe gehoben worden, was wichtige Spuren zerstört hätte. Es schien der Fuß einer jungen Frau zu sein. Unter dem Dreck schimmerte glatte, straffe Haut.
    »Ich frage mich, wie sie hierher gebracht und vergraben worden ist. Kann man unbemerkt mit dem Auto bis zu dieser Stelle fahren?«
    »Es gibt eine Unzahl von festen Wegen, die sich wie ein Netz über den ganzen Wald legen. Ich schätze, dass Sie von wenigstens zehn unterschiedlichen Stellen aus hierher gelangen können, ohne gesehen zu werden.«
    Lichthaus blies die Backen auf »Da haben wir was zu tun. Na, mal sehen, was die Spezialisten herausfinden.«
    Das Team der Spurensicherung verfügte über zwei Fahrzeuge, die bis obenhin mit Technik vollgepackt waren. Ein mittelgroßer LKW mit eigenem Labor für Auswertungen vor Ort und ein großer Lieferwagen, der keine fest installierte Laboreinrichtung hatte, wegen des geringeren Gewichts jedoch an unwegsamen Tatorten zum Einsatz kam. Für den hatte man sich entschieden, um hier zu ermitteln.
    Kaum hatte der Bus angehalten, sprang Holger Spleeth heraus, gefolgt von Dominik Winkelmann. Spleeth, der Leiter der Spurensicherung, war ein schlaksiger Typ – an die zwei Meter groß, hager und mit hervorstehendem Adamsapfel. Lichthaus wusste, dass er ein introvertierter Grübler war, der wie ein Bluthund auch die kleinste Spur verfolgte. Ideal in dieser Funktion. Den Mitarbeitern seines Teams war er hingegen ein Gräuel. Man merkte Spleeth an, dass er es hasste, Menschen zu führen. Dementsprechend unwirsch war er zu ihnen. Sie hielten sich daher lieber an Dominik Winkelmann. Obwohl gut einen Kopf kleiner als sein Chef, dafür aber doppelt so breit, sprühte er nur so vor Energie. Die beiden hatten stillschweigend eine Aufgabenteilung vorgenommen. Winkelmann war für Organisation, Führung und die Struktur der Tatortarbeit zuständig, Spleeth für deren penible Umsetzung.
    Lichthaus hatte sich einen Eindruck vom Fundort gemacht. Er sah ein, dass er hier im Augenblick überflüssig war, und ging zurück.
    *

Als er den Parkplatz erreichte, kam Staatsanwältin Cornelia Otten auf ihn zu. Er atmete erleichtert auf. Die Staatsanwältin gehörte zu denen, die ihre Kriminalbeamten arbeiten ließen und wenn nötig unterstützten, anstatt sich dauernd einzumischen. Otten hatte sich im Laufe der Zeit eine raue Schale zugelegt.
    »Guten Morgen.«
    Sie ergriff seine Hand. »Gut? Dass ich nicht lache. Morgen läuft meine Bereitschaft ab und am Montag wollte ich zu meiner Tochter nach Rom fliegen. Das kann ich jetzt vergessen.« Lichthaus zuckte bedauernd

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