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Lichtjahreweit

Lichtjahreweit

Titel: Lichtjahreweit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Wahrheit der Öffentlichkeit zugänglich machen, wollen wir eine Katastrophe verhindern, neben der die Sache mit Brokdorf ein Klacks wäre. Zu der atomaren Bedrohung hat sich die genetische Gefahr gesellt – eine Tatsache, die von der Friedensbewegung bisher übersehen wurde.«
    Robby nickte bekräftigend. Gerlinde Oh setzte die Milchtüte an die grüngeschminkten Lippen. Und im Direktionsbüro versuchte Hubert Andreas Galle, in den Analtrakt seines Privatsekretärs einzudringen – vergeblich.
    »Alle friedliebenden Bürger«, diktierte Robby, »sind aufgerufen, gegen den atomaren Rüstungswahnsinn und gegen die selbstmörderischen Experimente der Gen-Ingenieure vorzugehen. Heilbronn ist das erste Opfer. Muß es noch weitere geben, ehe wir einschreiten?«
    Alf gähnte. »Du läßt nach«, stellte er fest. »Wo bleibt der Pfeffer?«
    »Schreib!« verlangte Robby. »Leute, macht den Burschen Feuer unter den Hintern. Jagt sie in die Wüste. Besetzt ihre Tessiner Villen und ihre oberbayerischen Skihütten. Für ein einziges Jagdflugzeug können wir viertausend Wohnungen bauen. Also bauen wir sie!«
    »Das ist ja revolutionär!« kreischte Gerlinde Oh. »Ihr Bastarde ruiniert mir meinen Job!«
    »Wenn die Bomben fallen«, wehrte Alf ab, »wird mehr als nur dein Job ruiniert.«
    Ohne daß sie davon wußten, hatte sich auf dem Platz der Kultur eine riesige Menschenmenge eingefunden. Die Verseuchung Heilbronns und die Verknollung zahlloser mündiger Bürger brachte in vielen stillen Seelen das Faß zum Überlaufen. Die spontanen Demonstrationen, zu denen es in Ruhrstadt und vielen anderen Metropolen der Republik kam, veranlaßten den pensionsreifen Chef des Bundeskanzleramts zu der historischen Bemerkung: Diese Arschlöcher machen uns alles kaputt.
    »Ich möchte zu gern wissen«, murmelte Alf, »was jetzt in Heilbronn los ist.«
    In Heilbronn hatte der Verknollungsprozeß die gesamte Bevölkerung erfaßt. Mit dem fatalen Resultat, daß die Sporen auf der Suche nach neuer Beute über die Stadtgrenze hinausschwärmten und die Bundeswehreinheiten befielen. Ob General oder Latrinenwart – keiner der olivgrün Uniformierten blieb von dem schauerlichen Los verschont. Knollen in den Panzern und in den Geländewagen; Knollen hinter NATO-Stacheldraht und im Stabszelt; Knollen auf den eilig herangekarrten Trockentoiletten. Selbst der Bundesverteidigungsminister, der seinen Urlaub auf den Bahamas vorzeitig abbrach und nach Heilbronn jettete, wurde ein Opfer der Sporen:
    Verknollt taumelte er in eine Bundeswehrlatrine, verlor das Gleichgewicht und ertrank in den Ausscheidungen seiner tapferen Soldaten. »Das sagt mehr über das Versagen dieser Regierung als alle Worte«, kommentierte der Oppositionsführer den tragischen Zwischenfall und schlug gleich darauf Neuwahlen vor. Im Gegenzug solidarisierte sich das Bundeskabinett mit dem ertrunkenen Ressortminister. Der amerikanische Präsident verkomplizierte die Situation weiter: Hiram »Cokie« Spoon erhob sich überraschend von seinem Totenbett, beschimpfte die europäischen Verbündeten als Waschlappen und beklagte den desolaten Zustand der NATO. Sein Appell, sich von einigen Knollen nicht in der Wachsamkeit gegenüber dem östlichen Reich des Bösen irritieren zu lassen, verhallte ungehört. Die Massendemonstrationen in der Alten Welt nahmen weiter zu. In dem ganzen Durcheinander achtete niemand auf eine sensationelle Meldung der NASA: Die amerikanische Plutosonde wurde von unbekannten Flugobjekten mit obszönen Funksprüchen belästigt.
    »Außerirdische?« sagte Alf nach einem Blick auf die Telefaxmeldung. »Soll das ein Witz sein?«
    »Mitnichten«, erwiderte Robby. »Ich vermute eher, daß sich die NASA wieder ins Gespräch bringen will.«
    Es klopfte an der Tür.
    Gerlinde Oh verschluckte sich an ihrem Rum und rutschte unter den Schreibtisch. Alf und Robby wechselten einen vielsagenden Blick.
    »Machen Fie auf!« rief jemand.
    »Der Hauschdetektiv«, brabbelte Gerlinde Oh.
    »Im Namen def Gefetfef«, lispelte der Hausdetektiv und hämmerte gegen die verriegelte Tür. »Machen Fie fofort auf!«
    Der Telefax ratterte.
    »Ich will verdammt sein!« sagte Robby. »Diese widerliche Spore nähert sich Ruhrstadt mit einer Geschwindigkeit von dreißig Kilometern pro Stunde. In Bonn sind Überlegungen im Gange, die Stadt zu evakuieren. Nur weiß keiner, wohin mit den drei Millionen Menschen.«
    Alf nickte düster und setzte die Rumflasche an, ohne auf das Geschrei des Hausdetektivs zu

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