Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
Vom Netzwerk:
durch die Nacht, während Corso in der Heckkabine schlief. Spät am nächsten Morgen wachte er auf, keine fünfzig Kilometer vom Camp entfernt, und befahl dem Vehikel anzuhalten, damit er frühstücken konnte; die Verpflegung bestand zumeist aus Vorräten, die sie alle zwei Monate in dem einzigen ihnen gebliebenen Landungsschiff von der im Orbit schwebenden Fregatte auf die Oberfläche brachten.
    Beim Frühstücken sah er ein Licht, das sich wie eine Fackel den Weg durch die Atmosphäre nach unten bahnte und wusste, dass ein Landungsschiff von der California auf dem Weg zu ihnen war.
     
    »Senator Corso.« Die Frau, die sich gerade neben ihn gesetzt hatte und ihm grüßend die Hand reichte, sah unglaublich gesund aus. Sie war auch hübsch, mit ihrem kurzen schwarzen Haar und den großen runden Augen. Ihre Haut fühlte sich so seidenglatt an, dass er dem Impuls widerstehen musste, sie zu streicheln wie ein nach Liebe ausgehungerter Gefängnisinsasse an seinem ersten Tag in Freiheit.
    »Ich bin schon sehr lange kein Senator mehr, Miss …«
    »Zukovsky. Meredith Zukovsky. Ich bin der Verbindungsoffizier der California.« Durch ein Fenster des Fertighauses konnte man das Landungsschiff draußen deutlich sehen, ein massives, gedrungenes Boot, das auf einem Dutzend Stützen ruhte.
    Nachdem er so viele Nächte in der winzigen Kabine des
Trucks geschlafen hatte, störte Corso die eigene Körperausdünstung; entweder besaß Meredith keinen Geruchssinn oder sie täuschte überzeugend vor, dass sie seinen Gestank nicht bemerkte.
    Außer ihm selbst und den anderen Gestrandeten saßen jetzt ein Dutzend Crewmitglieder der California um einen langen Tisch im größten geschlossenen Raum der winzigen Siedlung – eine Kantine, in der die vier Schiffbrüchigen sich zu den Mahlzeiten trafen, wann immer sie alle zur selben Zeit auf der Oberfläche weilten. Nun reichte der Platz kaum für die sechzehn Personen aus – viermal mehr Menschen, als sich im letzten halben Jahrzehnt hier versammelt hatten.
    Der Tisch war gedeckt mit verschiedenen Speisen, an die Corso sich kaum noch erinnern konnte. Der Kommandant der California, Casimir Anders, ein breitschultriger Typ mit einem rauen, aber herzlichen Gebaren, unterhielt sich gerade mit Martinez und Lamoureaux.
    »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Meredith. Entschuldigen Sie meine schlechten Manieren und meinen Geruch. Mitunter kriege ich über lange Zeiträume keinen Menschen zu Gesicht, und die Hygieneeinrichtungen hier lassen immer noch viel zu wünschen übrig.«
    »Aber das Wichtigste ist doch, dass Sie jetzt wieder ins Konsortium zurückkönnen.«
    »Tja, das hängt davon ab …«
    Sie zog die Augenbrauen hoch und legte den Kopf ein wenig nach hinten, wie um ihn besser ansehen zu können. »Ihre persönlichen Umstände sind mir durchaus bekannt, Mr. Corso«, bemerkte sie. »Die politische Situation auf Redstone hat sich immer noch nicht stabilisiert, und Sie brauchen mich nicht darauf hinzuweisen, dass es für Sie gefährlich sein könnte, in Ihre Heimat zurückzukehren. Und für die meisten von Ihnen gilt das Gleiche.«
    Er biss sich auf die Lippe und blickte sie nachdenklich an; dann gelangte er zu dem Schluss, dass es für ihn keinen Grund gab, nicht aufrichtig zu sein. »Ich gebe zu, dass ich mich in manchen Momenten, in denen ich ehrlich zu mir selbst war, gefragt habe, ob eine Rückkehr überhaupt sinnvoll wäre, wenn die Rettung eines Tages einträfe. In gewissem Sinn ist das hier …«, mit einem Wink schloss er den gesamten Wohnkomplex ein, »mein neues Zuhause. Außerdem habe ich bei den Versuchen, die gefundenen Aufzeichnungen zu entschlüsseln, echte Fortschritte erzielt. Ich … ich kann mir gar nicht vorstellen, das alles einfach aufzugeben. Obwohl mir wohl gar nichts anderes übrigbleibt, darüber bin ich mir natürlich im Klaren. Schließlich bin ich nicht irgendein verrückter Einsiedler. Ich möchte nicht für immer ganz allein hierbleiben.« Ihm fiel selbst auf, wie enttäuscht er klang.
    Zukovsky nickte und lächelte breit; offenbar war sie zufrieden mit dieser Antwort. »Das ist genau das Thema, über das ich mit Ihnen sprechen will. Könnte es Ihnen denn gefallen, sich für länger hier häuslich einzurichten?«
    Er schielte sie an, als glaubte er, sie mache sich über ihn lustig.
    »Ich sollte wohl ein bisschen freimütiger sein«, fuhr sie fort. »Wir kamen nicht nur hierher, um nach Ihnen zu suchen, obwohl das auch ein Grund war. Tatsache ist, dass

Weitere Kostenlose Bücher