Liebe
bleibt Ihr inneres Gefühl der Liebe davon unberührt.
Ich weise Sie nochmals daraufhin: Orientieren Sie sich nicht auf mich.“
„Ja, ich habe das verstanden“, atmete er erleichtert auf. „Nun, Gott sei gelobt.“ Damit verabschiedeten wir uns.
Die Liebe zu den Menschen ist ein sehr großer Wert, sie bringt Fähigkeiten und Talente hervor. Und wenn der Mensch beginnt, seine Fähigkeiten und sein Talent zu realisieren, dann lässt er sich immer von der innerlichen Stimme der Liebe zu den Menschen leiten, doch hinter dieser Stimme muss immer unhörbar und machtvoll eins stehen — die Liebe zu Gott. Wenn diese nicht vorhanden ist, wird es dem Menschen nicht gestattet, sein Talent zu entfalten, damit er seine Verehrer nicht betrügen und verleiten kann. Ich habe begriffen, worin die Anziehung der Stimme Edith Piafs besteht, als ich die Geschichte ihrer Kindheit erfuhr. Im Alter von sieben, acht Jahren war sie blind, und die Ursache ihrer Blindheit war, wie ich gesehen hatte, ihre Liebe zu den Menschen und zur Welt gewesen. Wenn man die Welt mehr als Gott liebt, dann beginnt man, das Sehvermögen zu verlieren, um sich weniger auf sie zu orientieren. Viele verlieren mit zunehmendem Alter das Sehvermögen, weil sie sich allzu sehr an die Welt binden. Und als die Frauen in der Stadt, in der das Mädchen lebte, zu Gott beteten und ein Wunder erwarteten, hat ihr großes gemeinsames Bemühen die Seele des Mädchens geheilt, deshalb erlangte es sein Augenlicht wieder. Gerade die Überwindung aller Wertesysteme beim Streben zu Gott gestattet uns, die Umwelt zu fühlen und zu würdigen.
Der junge Mann in meiner Sprechstunde erzählte lange von seinen Problemen.
„Ich bin schon überall gewesen — sowohl bei Wunderheilerinnen als auch Sensitiven. Im besten Fall trat eine Erleichterung für eine gewisse Zeit ein, doch die Behexung konnte niemand entfernen.“
„Auf Ihnen ruht kein Zauber“, erklärte ich ihm. „Sie haben eine starke unterbewusste Aggression gegenüber Frauen. Mit einfachen Worten gesagt, Sie sind unglaublich eifersüchtig. Ihre Seele ist allzu sehr auf Familie, den geliebten Menschen und den Wunsch orientiert, Kinder von der geliebten Frau zu haben. Wenn Sie das verlieren, entsteht bei Ihnen Aggression. Revidieren Sie Ihr Leben, ändern Sie Ihre Haltung zu den Menschen und Ihren Charakter.“
Einen Monat später saß er erneut bei mir in der Sprechstunde.
„Ich bin begeistert“, erzählte er. „Mein Zustand hat sich bedeutend gebessert. Ich spüre, dass ich bereits nicht mehr auf Beziehungen orientiert bin. Ich stelle mir vor, dass man sich mit mir gestritten und mich verraten hat, doch ich bekunde keine Aggression, die Liebe in der Seele bleibt erhalten.“
„Ja, auf Liebe zum nahe stehenden Menschen, d. h. auf Ethik, sind Sie nicht mehr orientiert. Doch Ihre Seele ist allzu stark an die Liebe zu den Menschen gebunden.“
„Ich dachte immer, dass das gut ist“, wunderte er sich.
„Liebe zu den Menschen ist ein großes Glück und großer Reichtum. Doch wenn wir sie über Gott stellen, verwandelt sie sich in Unglück. Liebe zu den Menschen darf nicht Selbstzweck sein, sie ist nur ein Mittel für die Liebe zu Gott. Wenn der Mensch Geld zum Ziel macht, dann werden seine Kinder als Bettler geboren, um ihre Seele zu reinigen. Entweder gibt ihnen Gott kein Geld oder sie verzichten selbst darauf, um zu überleben. Wenn die Eltern Ethik zum Ziel machen, werden die Kinder ohne Ethik geboren oder sagen sich selbst von Ethik los, wollen Intellekt, Fähigkeiten und Moral nicht entwickeln. Wenn der Mensch die Liebe zu den Menschen zum Ziel macht und diejenigen verachtet und verurteilt, die deren Vertrauen enttäuscht haben, dann entzieht Gott seinen Kindern die Liebe zu den Menschen — das sind dann jene, in deren Seelen sich der Teufel eingenistet hat. Oder sie entsagen selbst der Liebe zu den Menschen und werden Schurken und Gewalttäter. Sie sind weder auf das Irdische noch das Göttliche orientiert. Sie haben alle eine Orientierung auf die Liebe zu den Menschen.“
Einen Monat später kam der junge Mann wieder.
„Bei mir ist alles normal, doch es kam ein Gefühl von Vampirismus gegenüber Frauen auf. Ist das der Fall?“
„Ja, so ist es!“, antwortete ich. „Für Sie bleibt die geliebte Frau weiter Ziel und nicht Mittel. Wir leben auf Kosten des Ziels und entziehen ihm Kraft. Wenn wir Gott zum Ziel machen, dann nehmen wir Kraft und Liebe von ihm, und das ist wirklich zum Guten. Doch
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