Liebe
und die unterbewusste Aggression. Doch wenn sich dabei nicht die Weltauffassung ändert, dann erhält der Mensch, nachdem er physisch genesen ist, Schicksalsschläge, d. h. das Problem wird vom Körper auf einen anderen Aspekt übertragen. Es ist notwendig, erneut das ganze Leben durchzugehen und in jeder Situation Gott zu sehen, egal wie unlogisch, dumm und ungerecht sie auch gewesen sein mag. Dann verschwindet die innere Unzufriedenheit mit der Umwelt, und die Schicksalslinie gleicht sich dementsprechend aus.“
Das Modell mit der Bezeichnung „Vollkommenheit“ wollte ich möglichst bald auch an mir selbst überprüfen. Einige Tage später hatte ich die Gelegenheit. Neben dem Gebäude, in dem ich meine Sprechstunden abhielt, befand sich im Erdgeschoss ein Raum, in dem Rennwetten abgeschlossen wurden. Ich habe nie am Totalisator gespielt, doch nun verspürte ich irgendwie einen Drang dazu. Ich verließ das Office, ging nach links und stand 15 Minuten später vor der Tür, hinter der Dutzende Wettlustige ihr Glück versuchten. An den Wänden aufgestellte Fernsehgeräte zeigten, was auf der Rennbahn geschah. Ich wusste leider nicht, was auf Englisch „Ich möchte auf das und das Rennen und auf das und das Pferd setzen“ heißt. Fünf Minuten lang ging ich einfach durch den Raum und beobachtete mit Interesse das Geschehen. Dann machte ich kehrt und ging in mein Office zurück. Ein Mitarbeiter der Firma, der sich in meiner Sprechstunde aufhielt, hatte meinen Ausflug beobachtet.
„Wie, interessierst du dich für Pferderennen? Möchtest du deine Kräfte am Totalisator ausprobieren?“
Ich stimmte zu:
„Also gut, nenne mir die Pferde der vorigen Rennen, und ich werde versuchen zu bestimmen, welches gewonnen hat“, schlug ich vor.
Wir begannen zu experimentieren. Das Energiefeld des Pferdes, das gewonnen hatte, musste sich ändern. Der Zustand des Jockeys übertrug sich auf es. Ich machte einige Versuche, doch sie waren erfolglos. Und als ich zu klären versuchte, warum ich keine genauen Informationen erhielt, stieß ich auf ein Gefühl von Angst, Unsicherheit und Bedauern, was durch die Orientierung auf etwas hervorgerufen wurde. Wie sich herausstellte, war es diese Struktur der Zerstörung der Vollkommenheit. Eine Stunde lang beseitigte ich die Orientierung auf Vollkommenheit. Dann bat ich meinen neuen Bekannten, das Experiment zu wiederholen. Er nannte erneut die Nummer des Rennens und die Nummern der Pferde.
„Im dritten Rennen siegte die Sieben“, sagte ich.
„Exakt!“, rief mein Gesprächspartner verwundert aus. Dann nannte er langsam die Namen der Pferde des vierten Rennens.
„Das Pferd mit der Nummer 3 hat gesiegt“, meldete ich.
Er staunte und nickte erneut.
„Nehmen wir das fünfte Rennen“, fuhr ich fort. „Die Sieben hat gesiegt.“ Er sah mich lächelnd an. „Vollkommen richtig.“
„Machen wir weiter“, geriet ich in Eifer. „Das sechste Rennen.“
Ich hörte die Pferdenamen, die er langsam, mit Unterbrechungen, vorlas. Im sechsten Rennen siegte das Pferd mit der Nummer 4. Das sechste Rennen fand erst in fünfzehn Minuten statt. Das hieß, die Vier würde siegen.
„Nehmen wir das siebente Rennen.“
Ich konzentrierte mich erneut auf die Pferdenamen, die mein Gesprächspartner nannte. „Im siebenten Rennen wird die Acht siegen.“ „Wie viel willst du im sechsten Rennen setzen?“ „20 Dollar“, antwortete ich. Nach fünf Minuten kehrte er zurück.
„Ich habe 20 $ gesetzt, die Vier hat die Quote 1:4. Wenn sie gewinnt, ist der Reingewinn 80 $. Wenn also die Vier gewinnt, wie viel willst du auf die Acht setzen?“
„80 $.“
„Die Acht hat die Quote 1:10; wenn sie siegt, erhältst du 800 $. Aber sie wird kaum siegen.“
„Warum nicht?“, fragte ich interessiert.
„Weil ich von Pferden lebe und weiß, welches als Sieger hervorgeht. Ich berechne analytisch, welches Pferd siegen wird. Monatlich habe ich durchschnittlich 5000 $. Die Pferde ernähren mich nicht schlecht.“
„Gut, welches Pferd müsste also im siebenten Rennen siegen?“
„Jedes beliebige, nur nicht die Acht.“
„Du hast mein Interesse geweckt. Gehen wir nach unten und sehen uns die Rennen im Fernsehen an.“
Wir schafften es noch zum sechsten Rennen. In dem großen Raum schauten einige Dutzend Leute gespannt auf die Bildschirme. Ich sah die Reihenfolge der Pferde des sechsten Rennens, auf den Untertiteln standen die Nummern der ersten vier Pferde. Meine Vier lag in Führung. Ich empfand Stolz
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