Liebe 2000 - erotic science fiction
getötet worden. Aber er hat dein Fenster erreicht und klettert in die Kemenate. Du weichst zurück gegen die Wand. Du zitterst am ganzen Leib. Was wird der Mann tun? Gewalt anwenden? Sicher nicht, denn er war intelligent genug, deine Verteidigungsanlage zu zerstören. Und wenn dies einer der beiden Männer ist, die aus dem Zoo ausgebrochen sind?
Jetzt hast du entsetzliche Angst, Sooni. Aber es ist bereits zu spät, die Keuschheitsrüstung anzulegen. Deine Beine sind so schwach, daß sie dich kaum tragen können. Wirst du die Kraft haben, ihm deinen Giftzahn in die Zunge zu bohren, wenn er dich küßt?
Der Mann steht da und betrachtet dich. Und er spricht. Sooni, wirst du dieses Wesen überhaupt töten können? Der Mann hat nicht die Gestalt eines wilden Tieres, seine Hände sind nicht zu Klauen geformt, die gierig nach dir greifen. Er hat sanfte, fast wehmütig blickende Augen, in denen kein Funken Lüsternheit liegt. Und seine Stimme ist tief, aber warm und freundlich. Er spricht von Liebe, und du wendest dich gequält ab, Sooni. Er spricht eindringlich, wird aber nicht fordernd. Er hat dich schon lange beobachtet. Andere Männer tun das bei anderen Burgen. Die Männer wissen, daß es genug einsame Frauen wie dich gibt: Wesen mit Gefühlen, die von der Sterilität ihrer Burgen erdrückt werden. Der Mann hat erkannt, wie einsam du hier bist. Er will erkannt haben, daß du anders als die anderen Amazonen bist.
Warum hast du das noch nicht selbst erkannt, Sooni?
Der Mann sagt dir in einfachen Worten, was du mit komplizierten Umschreibungen zu erklären versucht hast. Er könnte dich jetzt nehmen, Sooni, aber er tut es nicht. Er spricht, um dich noch mehr zu zermürben, um dich gefügig zu machen. Er ist nicht die Verkörperung der Wollust, sondern er ist die Inkarnation der Verführung. Er umgarnt dich mit seinen Worten, und du wehrst dich nicht dagegen. Denn niemand weiß besser als du, wie wahr er spricht.
Du glaubst ihm, daß du in der Abgeschiedenheit deiner Burg am falschen Platze bist. Du brauchst die Freiheit, du gehörst hinaus ins Leben, bist selbst ein Teil der Natur, bist Weib, dazu geschaffen, an der Seite des Mannes zu leben. Seine Worte offenbaren dir das, was bisher unverstanden in dir geschwelt hat. Wie dankbar du ihm dafür bist, daß er deine Augen für die wahren Dinge geöffnet hat, und er könnte dich nehmen.
Aber er will mehr.
»Komm mit mir. Die Welt gehört uns. Wir zwei und die vielen anderen Liebenden, wir sind die Zukunft der Erde.«
Kaum hat der Mann das gesagt, da wird die Tür aufgestoßen. Ein Schatten springt herein, stürzt sich auf ihn. Etwas Langes, Schmales bohrt sich in seinen Körper, schlitzt ihn vom Nabel bis zur Brust auf, wird aus der Wunde gezogen und zu einem zweiten Schnitt geführt. Der Mann strauchelt, er scheint nicht zu wissen, was mit ihm passiert. Er kniet da. Die Hände gegen die Wunde gepreßt, versucht er den Fluß zu stoppen, der aus ihm quillt.
Vor deinen Augen beginnt sich alles zu drehen, Sooni, dir ist so übel, daß du augenblicklich sterben möchtest. Wie wahr es ist: Du möchtest tot sein! Aber da ist etwas, das dich noch quälen will. Irgendein Wesen, maskulin, aber nicht Mann. Ein häßlicher, verdorrter Racheengel, der das Blut seines Dolches abwischt.
»Ich konnte dir dieses Erlebnis nicht ersparen, Sooni«, sagt Schwester Im. »Jetzt weißt du, welche magische Kraft Männer entwickeln können. Und ich glaube, daß du als geheilt gelten kannst. Jetzt kann ein neuer Abschnitt deines Lebens beginnen, Sooni.«
Und auf welchem Fundament sollst du dein neues Leben aufbauen, Sooni? Etwa auf dem Sarg, in den der tote Mann gelegt wird …
»Nein, nein, er ist nicht fort! Er ist bei mir!« Auf ihn, auf seine Güte, seine Wärme, auf sein Verständnis wirst du deine Zukunft aufbauen. Und wenn sie gegangen sind, der robotische Totengräber und Schwester Im, die weiseste und stärkste aller ach so starken Amazonen, dann wirst du an die Verwirklichung deiner Träume gehen.
Du hörst nicht hin, als deine dienstbaren Geister zu ihrem kalten, gefühllosen Leben erwachen.
»Bist du krank, Sooni?«
»Siehst du nicht, daß sie keinen Quacksalber nötig hat! Was sie bedrückt, das drückt auf die Seele …«
Du läßt sie schwatzen. Nun bist du wirklich darüber erhaben. Du steigst die Wendeltreppe hinauf zur obersten Plattform des höchsten Turmes und blickst von dort auf den grünen Teppich hinunter. Welch herrlicher Anblick, noch nie hast du ihn so
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