Liebe 2000 - erotic science fiction
geliebt, weil sie Erlebnisse von einmaliger Faszination waren. Aber beim Erwachen warst du immer ernüchtert. Du hast dann immer den Zorn des Herrn erwartet, Sooni, erinnerst du dich? Du erinnerst dich und zitterst. Nein, nein, Frauen waren nie fruchtbar und werden es nie sein können.
»Du irrst, Sooni. Jede Frau hätte die Macht, Leben in sich zu schaffen. Nur nehmen wir mit der Nahrung Stoffe auf, die den Keim der Fruchtbarkeit abtöten. Das Mädchen, von dem ich berichtete, nahm jedoch natürliche Nahrungsstoffe zu sich. Das löste ihre Hemmungen, die Hure in ihr gewann die Oberhand, und sie war dem Mann ausgeliefert. An diesem Beispiel sollst du erkennen, daß Männer oft mit mehr als bloßer Muskelkraft kämpfen.
Es ist jetzt spät, Sooni. Ich gehe. Wir sehen uns bald zur zweiten Lektion.«
Es hat zu regnen aufgehört. Die Sonne kommt noch einmal durch die Wolken, spiegelt sich kurz in den Fenstern der nachbarlichen Burgen und verschwindet dann hinter dem grünen Tep-pich der Vegetation. Dann folgt die kurze Dämmerung, es wird Nacht. Eine windige, unruhige Nacht. Dich fröstelt, Sooni, während du in deiner Kemenate die Rüstung ablegst, die deine Keuschheit schützen soll. Die Keuschheitsrüstung! Was nützt sie schon, wenn das Böse, das Schlechte unsichtbar und wesenlos ist. Es durchdringt jede Rüstung spielerisch.
Und das Schlechte ist bereits in dir. Denn du hast die Füchse nicht an der Paarung gehindert. Du fällst den Tannenbaum vor deinem Fenster nicht. Manchmal, in Momenten besonderer Melancholie, hast du ihn sogar schön gefunden.
Auf welches Niveau sinkst du, Sooni? Du starrst schon wieder aus dem Fenster deiner Kemenate. Deine Augen wandern den dunklen Stamm des Nadelbaumes hinunter zu jener Stelle, wo sich heute morgen die Füchse … Da steht ein Mann!
Schließ schnell das Fenster, Sooni. Der Wind hat den Geruch von Schweiß zu dir heraufgeweht. Dein Magen rebelliert. Aber das redest du dir nur ein, denn die Rebellion sitzt viel tiefer: in deinem Schoß.
Es steckt in jeder Frau, hat Schwester Irn gesagt.
»Aber nicht in mir!« Recht so, Sooni, schrei es in die Welt hinaus: nicht in dir!
Der Wind rüttelt an den geöffneten Läden des Fensters. Was mag sich der Mann da unten denken? Wird er den Aufstieg wagen? Vielleicht. Hoffentlich tut er es, dann kannst du ihn im elektrisch geladenen Gitternetz schmoren sehen, Sooni.
Er kommt sicher. Er kommt !Du hörst die Geräusche, die er beim Aufstieg verursacht. Du wartest auf seinen Todesschrei.
Du möchtest dich daran weiden. Zitterst du deshalb? Oder zitterst du aus einem anderen Grund?
»Was willst du? Was regt sich in dir, was leitet dich? O Sooni, warum komplizierst du alles so sehr. Steig in die Rüstung, richte die Brustgeschütze auf das Fenster aus und warte, den Finger am Abzug. Der Mann kommt bestimmt. Er muß ein besonders intelligentes Exemplar sein, wenn er den tödlichen Fallen unter dem Efeu ausweicht. Du hörst bereits sein Keuchen. Deine überreizte Phantasie malt dir aus, wie er Halt auf einem Mauervorsprung sucht und mit der Hand zur nächsthöheren Ranke greift, sich daran emporzieht …
»Musiker, spiel meine Lieblingsmelodie!«
Aber die »Estampie« erklingt nicht, der Musikus schweigt. »Doc, eine Spritze. Schnell!«
Der Arzt rührt sich nicht.
»Zofe, was hat Boccaccio vom zehnten Tage berichtet?«
Die Zofe schweigt.
Die Hand des Mannes erscheint im offenen Fenster.
Sieh nur: Sooni fürchtet sich. Aber wovor? Der Spiegel verrät es dir. Deine Augen glühen, der Schlag deines Herzens wird schneller, immer schneller. Angst? Natürlich hast du Angst vor der Begegnung, aber noch mehr verspürst du wohliges Schaudern. Deine Erwartung ist groß, Sooni. Wie haben dich Hila und Schwester Irn nur verkannt! Betrachte die Männer im Zoo und du verlierst deine Scheu, haben sie prophezeit. Und Hila wollte dir gar einen Mann zum Geschenk machen. Du hättest ihn sicherlich genommen – wenn er nicht tot, mausetot und erschlafft gewesen wäre.
Warum schreist du so gequält auf, Sooni. War das nicht eben eine wahrheitsgetreue Definition deiner Gefühle? Sei ehrlich zu dir selbst. Du willst gar nicht, daß der Mann tot ist, bevor er nicht deine Kemenate erreicht hat. Was nützt es, wenn du die Kontrollen deiner Verteidigungsanlage prüfst, was hat es für einen Sinn, die Stromzufuhr des Gitternetzes ständig aus-und einzuschalten? Wenn sie funktionierte, dann wäre der Eindringling schon lange von den Stromstößen
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