Liebe 2000 - erotic science fiction
vollkommen, und wir sind weit von göttlicher Glorie entfernt. Wir sind von Eva und Ida belastet. Ihnen haben wir es zu verdanken, wenn wir Zweifel spüren. Du, ich – wir haben alle ein wenig von einer Hure in uns!«
Schwester Irn! Du bist schockiert, Sooni, denn noch nie hast du so derbe Worte von einer heiligen Schwester gehört. Dirnen! Wir alle sollen Dirnen sein? Aber wenn dem so ist, dann muß es das vordringlichste Problem sein, die Ursache der Versuchung zu beseitigen. Und der Mann ist diese Versuchung. Er, dieses triebhafte Tier, beschmutzt den Begriff Homo sapiens. Wir sollten uns reinigen, Schwester Irn!
»Du bist naiv, Sooni. Deine Worte zeigen, daß du dir vollkommen falsche Begriffe vom Mann machst. Und warum? Weil du dich in dich zurückziehst. Anstatt dich mit der Wirklichkeit abzufinden, verkriechst du dich vor ihr in dein Schneckenhaus. Wenn du dich nicht bald mit den Tatsachen abfindest, wirst du noch an der Existenz des Mannes zerbrechen. Warum nimmst du nicht an Aufklärungskursen teil? Warum gehst du nicht in den Zoo und betrachtest einmal einen Mann aus der Nähe? Er verliert viel von seinem Schrecken, wenn du ihn nackt und hilflos hinter Gittern siehst.
Du bist gut gewappnet, Sooni. Ich sehe, daß deine Brustgeschütze blankgeputzt und gut justiert sind. Bestimmt triffst du damit jeden Mann auf zweihundert Meter Entfernung. Und im Nahkampf bist du sicher auch stark. Auf den Spitzen deiner Rüstungshaken glitzern die Gifttropfen. Ich bin überzeugt, daß du deinen Gifttank täglich auffüllst. Und ich ahne, daß du sogar noch unüberwindlich bist, wenn ein Mann so nahe kommt, daß er dir den Helm vom Kopf reißen kann. Sollte ein Mann dich küssen, dir die Zunge in den Schlund stoßen, dann wird dein Giftzahn ihn treffen. Dein Haß scheint stark genug zu sein. Aber Männer sind nicht nur brutale, zottige Tiere. Die Realität sieht ein wenig anders aus als deine Traumwelt, Sooni. Die Männer haben sich gewandelt, sie haben gelernt, sie kämpfen nicht mehr mit bloßer Muskelkraft. Und das ist die besondere Gefahr: Haß wohnt gleich neben Liebe. Nimm dich in acht, Sooni!« Schwester Irn beschuldigt dich der Unzucht. Warum tut sie das? Hat sie spioniert? Weiß sie, daß du die Füchse beobachtet hast? Und hat sie eine Ahnung von dem Mann, der deine Burg umschleicht, Sooni?«
»Du mißverstehst, Sooni. Du bist die reinste Frau, der ich je begegnet bin. Aber ich habe auch noch keine Frau gesehen, die der Wirklichkeit so ratlos gegenüberstand wie du. Und ich äußere nur die Befürchtung, daß du im Ernstfall falsch handeln könntest.«
Du wirst in jeder Situation das Richtige tun, Sooni. Du weißt es. Egal was passiert, du wirst dich gegen einen Mann genauso zu wehren wissen wie gegen ein ganzes Rudel. Du kennst alle Methoden und Tricks der Selbstverteidigung. Nie wird ein Mann sich an dir vergehen können!
»Ich kannte vor tausend Jahren ein Mädchen, das prahlte genau wie du, Sooni. Sie war stark und fintenreich wie du, aber seelisch ebenso unfertig. Sie war ein zerrüttetes Geschöpf. Und dann kam die Stunde der Wahrheit. Nachdem sie bereits mehr als fünfzig Männer im Kampf getötet hatte, fand sie ihren Meister. Er war kein Tier wie die anderen. Er fiel nicht gleich über sie her, sondern lockte sie in den Dschungel, wo sie ihm ausgeliefert war. Er nahm sie gefangen und hungerte sie aus. Schließlich legte sie ihre Rüstung freiwillig ab: Sie tat es für eine einzige Frucht. Sie dachte, daß sie auch ohne Rüstung gegen jeden Angriff gewappnet sei, denn sie besaß ja noch ihren Giftzahn. Aber der Mann rührte sie nicht an. Er fütterte sie weiterhin mit Früchten und Tierfleisch. Das ging lange so, und das Mädchen wähnte sich sicher. Sie hatte von impotenten Männern gehört und schätzte sich glücklich, an so ein mutiertes Exemplar geraten zu sein. Und dann passierte es eines Tages. Ich traf das Mädchen nach zwanzig Jahren während der Frühjahrsjagd. Ihr Körper war gezeichnet von unzähligen Geburten. Ich gab ihr den Gnadenstoß.«
Was bezweckt Schwester Irn mit dieser Lügengeschichte? Sie erzählt dir doch Lügenmärchen, Sooni, das ist klar. Denn aus einer Frau kann nie und nimmer ein Zuchttier werden. Was Schwester Irn sagt, ist unwahr. Du weiß es, denn du selbst bist unfruchtbar, so unfruchtbar wie alle Frauen. Manchmal hast du schon von einem unbeschreiblichen Gefühl der Glückselig keit geträumt, weil du spürtest, daß Leben in dir wächst. Du hast diese Träume
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