Liebe auf den ersten Klick
Von heiterer Gelassenheit erfüllt. Ein Wimmern entringt sich meiner Kehle.
Ich lese ein paar Kommentare von Gruppenmitgliedern. Vermutlich sollte ich mich bei ihnen bedanken und mich formell abmelden. Ich sehe aus dem Fenster. Es dämmert bereits. Die Tage werden merklich kürzer, die Abende frisch, und mein verrückter Sommer neigt sich dem Ende zu. Ich denke an die wenigen heißen Tage, die ich gemeinsam mit Max verbringen durfte. Sieht ganz so aus, als hätte ich meine Chance auf die große Liebe verpasst. Ich sehe wieder auf den Bildschirm, zupfe ein Papiertaschentuch aus der Schachtel und putze mir die Nase. Dave taucht auf und schmeichelt um meine Knöchel. In diesem Moment kommt eine neue Nachricht.
Hey, V, ich bin’s.
M x
Mein Herz macht einen Satz, doch dann wird mir klar, dass mich nur jemand verarschen will. In den letzten Wochen haben sich so viele für Max ausgegeben. Ich werde die Nachricht nicht beachten. Trotzdem starre ich auf die Worte … Was, wenn er es doch ist und ich meine Chance ein zweites Mal verpasse? Aber natürlich ist er es nicht. Er würde anrufen, oder? Bestimmt ist das irgendein durchgeknallter Blödmann.
Andererseits … fragen kostet nichts.
Wenn du es bist, Max, ruf mich in fünf Minuten an.
V x
Ich warte. Nichts. Ich warte noch ein bisschen länger. Ach, das ist doch Blödsinn. Ich gehe in die Küche und schenke mir ein Glas Orangensaft ein. Kein Alkohol mehr. Ich wollte mich schließlich ändern. Ich gehe ins Wohnzimmer zurück, sorgsam darum bemüht, nicht auf den Monitor zu sehen. Stattdessen setze ich mich aufs Sofa und blättere die Zeitung durch. Dave miaut und beginnt, das Stuhlbein zu traktieren. Dieser elende Kater!
»Hör auf, sonst lasse ich dich ausstopfen!« Er springt auf den Stuhl, dann weiter auf den Tisch und reibt schnurrend sein Gesicht am Laptopmonitor. »Das ist mein voller Ernst«, warne ich, als mir dämmert, dass Dave mir möglicherweise etwas sagen möchte, wie Lassie es immer getan hat. »Na, mein Junge, was gibt’s? Ist das eine Nachricht von deinem Herrchen? Ist er in einen tiefen Brunnen gefallen und sitzt fest?« Dave starrt mich an. Dann blinzelt er. Ich stehe auf und gehe zum Tisch.
Bin in Spanien. Hohe Berge. Kein Empfang.
M x
Ich werde mich nicht darauf einlassen. Da erlaubt sich irgendein Schwachkopf einen Scherz und findet sich wahnsinnig komisch, das ist doch klar. Aber …
Woher weiß ich, dass du es auch wirklich bist?
V
Ich warte und kraule Daves Kopf. Er schnurrt wie ein Motor. Die nächste Nachricht kommt.
Wie bist du denn drauf? Ich bin’s!
M x
Ich starre auf den Bildschirm. Wage kaum zu hoffen. Mein Herz ist genauso zerrissen wie seines. Wenn das ein Scherz ist, verliere ich endgültig den Verstand.
Beweis es.
V
Ich kann nicht tatenlos herumsitzen, also marschiere ich im Wohnzimmer auf und ab, dann sehe ich wieder auf den Bildschirm. Nichts. Wusste ich es doch! Das ist nicht Max. Ich ziehe meinen Morgenmantel enger um mich und streiche mir das Haar hinter die Ohren. Dave sitzt immer noch schnurrend neben dem Bildschirm. »Er ist es nicht. Mach dir bloß keine falschen Hoffnungen.« Ich trage mein Glas in die Küche. Auf dem Rückweg sehe ich wieder auf den Bildschirm. Nichts.
34
DINGE, DIE ICH ÜBER VIVIENNE SUMMERS WEISS
Von Max Kelly
Auf ihrer rechten Pobacke hat sie ein Muttermal, das wie die Umrisse von Irland aussieht.
Sie hat die dreckigste Lache, die ich je gehört habe.
Sie ist stur wie ein Esel.
Sie steht nicht auf Motorräder, Arsenal und Tattoos, aber auf mich steht sie … genauso wie auf ihre verrückte Oma und englische Rosen.
Sie trinkt morgens Tee, nach dem Mittagessen Kaffee und zu allen anderen Gelegenheiten trockenen Weißwein.
Sie konnte noch nie gute Gedichte schreiben, und zeichnen kann sie auch nicht.
Am schönsten finde ich sie, wenn sie lächelt.
Sie hat keine Ahnung, wie viel sie verträgt.
Ihre Lieblingsfarbe ist Pink, obwohl sie glaubt, es sei Blau.
Sie kommandiert andere gern herum und ist ungeduldig, zugleich aber auch nett und freundlich.
Es hat mir das Herz gebrochen, als sie an der Seite eines anderen Mannes in die Galerie kam, aber ich kann nicht ohne sie leben, deshalb komme ich nicht um sie herum.
Wenn sie glaubt, dass sie mich liebt, gehört mir die Welt.
Keine ist so sexy wie sie.
Sie ist meine wunderschöne, kluge und witzige Freundin.
Ich hätte sie so gern bei mir.
Ich habe gehört, sie sucht nach mir, und frage mich, ob sie vielleicht Lust hätte, für eine
Weitere Kostenlose Bücher