Liebe auf den zweiten Blick
war jedoch alles, was sie sagte.
Er sah ganz anders aus als mittags, als er in seiner verschwitzten Arbeitskleidung im
„Sherry’s Steak and Soup” gegessen hatte. Jetzt trug er eine graue Hose und ein weißes Hemd. Das schwarze Haar betonte seine ausgeprägten Gesichtszüge. Amelia hätte am
liebsten seine gebräunten Unterarme berührt, um festzustellen, ob sein Körper genauso heiß war, wie er wirkte.
Nachtschmetterlinge flatterten auf dem Parkplatz herum. Eine sanfte Brise zerzauste
Amelias Haar. Das Zirpen der Grillen war zu hören.
Tylers Hände zitterten, als er Amelia eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich.
„Wohin bringen Sie mich?” fragte Amelia.
In mein Bett, dachte er unwillkürlich. „Das wird eine Überraschung.”
„Ich liebe Überraschungen.”
„Dann kommen Sie mit, hübsche Dame. Ihre Kutsche wartet schon.”
Amelia lächelte. „Für mich sieht das mehr nach einem Pick-upaus.”
„Das Aussehen kann täuschen.” Er zwinkerte.
Ihr Lächeln erlosch, als sie sich ins Auto setzte. Ach Tyler, dachte sie, du hast ja keine Ahnung, wie sehr.
Tyler fragte sich, was er getan hatte, um dieses Lächeln erlöschen zu lassen. Aber als er neben ihr Platz nahm, war das Lächeln wieder da, und er vergaß den Vorfall. Der Abend würde für sie beide eventuell ein bisschen unbehaglich sein. Er wusste ja gar nichts über Amber, abgesehen von ihrem Namen und wo sie arbeitete. Alles zu seiner Zeit, dachte er, während er losfuhr.
Bald darauf waren sie am Ziel. Als er Amber an die Hand nahm und mit ihr zum Fluss
hinunterging, lächelte sie.
Er verschränkte seine Finger mit ihren. „Vorsicht. Der Boden ist uneben.”
Solange Tyler ihre Hand hielt, hätte es Amelia auch nichts ausgemacht, wenn der Boden aus glühenden Kohlen bestanden hätte. Und dann blickte sie auf.
„Tyler!”
Der Schaufelraddampfer „Savannah River Queen” lag vor ihnen am Steg, mit
Lichterketten behängt.
„Wenn Sie lieber woanders hingehen möchten …”
„Ich war noch nie auf einem Schaufelraddampfer!” Das klang fast ehrfürchtig, und Tyler musste lächeln.
Ein Pfiff ertönte, was darauf hinwies, dass sie sich beeilen sollten. Rasch gingen sie an Bord und stellten sich zu den anderen Passagieren an die Reling, während der Dampfer langsam ablegte.
Tyler stand hinter Amelia und stütze sich mit beiden Händen rechts und links von ihr auf der Reling ab. Amelia erschauerte, als sie Tylers Körper an ihrem Rücken spürte.
„Ist Ihnen kalt?” flüsterte er ihr ins Ohr.
Ihr war überhaupt nicht kalt. Sie spürte eher Hitze in sich aufsteigen. Amelia schüttelte den Kopf. In diesem Moment konnte sie unmöglich sprechen.
Die anderen Fahrgäste zogen sich von der Reling zurück und ließen Amelia und Tyler allein im Dunkeln zurück.
Tyler wollte sich nicht von der Stelle rühren. Soweit es ihn anging, waren die Schatten und die Einsamkeit perfekt.
Das große Schaufelrad neben ihnen war beleuchtet. Die Geräusche der Stadt wurden von denen des Motors und des Wassers übertönt.
Amelia fühlte sich wie verzaubert. Impulsiv drehte sie sich in Tylers Armen um, um ihn auf einen Delfin aufmerksam zu machen, der gerade von einer Schiffslampe angestrahlt wurde.
Doch dann sah sie Tylers Gesichtsausdruck und vergaß alles andere.
Sein Blick war sehr intensiv, und seine Augen glänzten. Dann seufzte er, strich über Amelias Arme und ihren Nacken und schob schließlich seine Finger in ihr Haar. Der Dampfer
schwankte leicht, während sie an einem anderen Schiff vorbeikamen. Amelia geriet aus dem Gleichgewicht, und dann lag sie in Tylers Armen.
Sie hörte ein Aufstöhnen. Ihr war nicht klar, ob es von ihm oder von ihr selbst kam. Sie beugte sich vor, und dann war es zu spät für Bedenken. Tyler küsste sie, direkt auf den Mund.
Obwohl Amelia den Kuss fast gierig erwiderte, war sie es, die Ihn beendete. Sie lehnte ihre Stirn gegen Tylers Schulter, atmete seinen Duft ein und spürte, wie sein Körper auf sie reagierte. Aufgeregt und verlegen zugleich erstarrte sie.
Tyler war hochgradig erregt, und an Ambers Reaktion erkannte er, dass sie es wusste.
„Ich werde mich nicht dafür entschuldigen.” Er trat widerstrebend einen Schritt zurück.
Amelia sah ihn an. Ihre Augen wirkten dunkler als sonst, und sie atmete schneller, während sie sich bemühte, wieder klar zu denken. Dann brachte sie ein Lächeln zu Stande.
„Das solltest du auch nicht.” Sie lachte nervös. „Also, was kommt als Nächstes? Muss ich
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