Liebe bringt die höchsten Zinsen
kann warten."
Daniel gehorchte. Kurz darauf erschien auch Stefanie, beide nahmen nebeneinander Platz. Sie aßen, als müsste es eine ganze Woche und sieben Autopannen lang reichen.
Aber sie sprachen kein Wort.
Nach dem Frühstück erhob sich Daniel, um sich am Brunnen zu waschen. Mit freiem Oberkörper stand er in der Morgensonne, als Stefanie aus dem Bauernhaus trat. Sie konnte nicht umhin, seinen athletischen Oberkörper zu bewundern: Nicht schlecht, wie er gebaut ist, dachte sie anerkennend. Sieht man dem Schreiberling sonst gar nicht an.
In diesem Augenblick führte der Bauer vier seiner Pferde auf die Koppel.
Daniel wollte wissen: „Dürfen die auch geritten werden?"
Der Bauer wehrte ab: „Nicht von Anfängern..."
Daniel trat an eines der Pferde heran, einen wunderbaren schwarzen Rappen. Er hielt ihm seine Hand unter die Nüstern, ließ das Pferd seinen Geruch aufnehmen – und plötzlich saß er auch schon auf dem Pferderücken.
Staunend sah Stefanie zu, wie er mit dem Pferd davon galoppierte, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan. Laut bellend rannte der Hund des Bauern neben Pferd und Reiter her. Nach wenigen Minuten kehrte Daniel zurück, hielt den schnaubenden Rappen vor Stefanie an und reichte ihr die Hand. Bevor sie protestieren konnte, hatte er sie vor sich auf das Pferd gezogen.
„Nein!", rief Stefanie, „lass' mich sofort runter. Ich bin seit meiner Kindheit nicht mehr geritten!"
„Halt dich einfach an mir fest!"
„Das glauben Sie..."
„Festhalten!"
Daniel legte den linken Arm fest um Stefanies Taille und trabte langsam an.
„Halten Sie mich ja fest!"
Statt einer Antwort nahm er sie noch enger in den Arm und ritt vom Hof. Nach 50 Metern lockerte er die Zügel und das Pferd fiel in einen Galopp. Daniel lenkte es in Richtung der nahen Felder.
Stefanie war viel zu beeindruckt, um zu protestieren. Sie musste sich eingestehen, dass sie in seinen starken Armen ein wunderbares Gefühl der Sicherheit empfand: Wenn er mich nur noch fester an sich drücken würde, dann könnte mir nichts mehr im Leben widerfahren...
Laut sagte sie: „Hätte gar nicht gedacht, dass ein Schreibtischtäter auch reiten kann."
„Hätte gar nicht gedacht, dass es mit einer Bankbesitzerin so viel Spaß macht..."
Beide mussten grinsen.
In diesem Augenblick näherte sich in der Ferne eine Staubwolke. Als sie näher kam, erkannten die beiden einen blauen Kastenwagen, der den Staub hinter sich herzog.
„Das wird der Mechaniker sein", vermutete Daniel, „wir müssen zurück."
„Schade!"
Langsam, um die Situation auszukosten, ritt Daniel mit Stefanie im Arm zurück.
Kopfschüttelnd empfing sie der Bauer: „Sie sind wohl Cowboy von Beruf... Wofür brauchen Sie noch ein Auto?"
Daniel lockerte seinen Griff um Stefanies Taille und ließ sie - an seinen Beinen entlang – behutsam zu Boden gleiten.
Als sie abgestiegen war, blickte sie zu ihm empor: „Danke!"
Daniel schaute tief in ihre Augen. Glücklich erwiderte sie seinen Blick. Ihr Gesicht war gerötet vor Aufregung, aber es war erstmals frei von Ungeduld und Rechthaberei.
Der Mechaniker brachte die Ersatzteile. Als ihr Wagen wieder fahrtüchtig war, stiegen die beiden unverzüglich ein und brachen auf.
Noch bevor sie auf eine Landstraße abbogen, hielt Daniel das Fahrzeug an, stieg aus und pflückte einen Strauß roten Mohns vom Wegesrand.
Sie atmete tief ein und genoss den Duft der stillen Zuneigung.
Woher weiß er, dass ich diese Blumen besonders liebe, fragte sich Stefanie. Als hätte er mir in die Seele geschaut...
Sie ließ sich nichts anmerken – aber die Feldblumen hatten endgültig ihr Herz geöffnet.
47. Begierde und Seerosen
Kathi und Thomas waren am späten Dienstagvormittag in Talstadt aufgebrochen. Noch immer hatten sie keinen Kontakt zu Stefanie; ihr Mobiltelefon war immer noch „vorübergehend nicht erreichbar".
Und auch bei Frau Zupfert hatte sie sich noch nicht gemeldet. „Sie wird auf dem Weg zurück nach Talstadt sein", hoffte Kathi. Sie war zwar beruhigt, dass Stefanie noch lebte, aber ganz wohl war ihr nicht. „Also ziehen wir das alleine durch", entschied sie. „Meine Schwester wird stolz auf uns sein..."
Thomas Rottmayer steuerte seinen Porsche auf die Überholspur, als wäre sie extra für ihn gebaut
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