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LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)

LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition)

Titel: LIEBE DEINEN NÄCHSTEN Noah Fitz Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noah Fitz
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aus einem Horrorfilm. Seine Hose glich einem unterdimensionierten Zelt, das nur von einer mickrigen Stange gespannt wurde.
    „Noch einen Schritt näher, und ich schlitze dich auf, du Arschloch.“ Selbst Christian erschrak vor seiner Stimme, sie klang nicht mehr kindlich. Krächzend und brüchig brüllte er seinen Angreifer an. Einem Untier gleich fauchte der Junge den Eindringling an. Christian stand da, die kindlichen Hände zu Krallen gekrümmt, er würde lieber sterben, als sich wieder den unerträglichen Schmerzen und der Erniedrigung unterziehen zu lassen. Das Böse kroch aus seinem Innersten heraus und hinterließ tiefe Kratzspuren in seinem kindlichen Körper, die nie wieder verheilen würden. Die Bestie, lateinisch Bestia, würde er nie wieder bändigen können, es würde bald viel mächtiger und stärker sein als er. Das würde Christian noch früh genug erfahren. Er würde zu einem Untier mutieren und von dem unbändigen ‚Es‘ geführt werden. Im unterbewussten Teil seines Verstandes, seines menschlichen Ichs, würde er es wissen, dass nicht er der Herr seiner Handlungen war, sonder SIE, die Bestie. Er hätte alles dafür gegeben, damit sein Leben einen anderen Weg genommen hätte, doch es war sein Schicksal, dieses Kreuz zu tragen.
    „Willst du wieder in die Psychiatrie? Soll der Deppendoktor dir Tablettchen verschreiben, von denen du ganz weich in der Birne wirst? Ich kann das mit Leichtigkeit bewerkstelligen. Und werde dich des Öfteren besuchen kommen. Ja? Ich sage einfach, du bist nicht mehr ganz klar im Kopf.“ Dabei nickte sein Lehrer mit dem dicken, kahlen Schädel. So, als wäre Christian ein schwachsinniger Primat. „Dann wirst du alles tun, was dein Herr dir befiehlt. Wenn ich das will, auch jede Nacht, vielleicht auch mehrmals, ich werde auch meine Freunde aus dem Kloster mitnehmen, oder ich werde dich dorthin mitnehmen zu einer Rehabilitation. Ich als dein Seelsorger werde es dürfen.“ Langsam trat er an den Jungen heran, er war sich nicht mehr so sicher. Seine Beute wurde jedes Jahr stärker und aggressiver. Er bewegte sich zaghaft, mit Bedacht, nichts umzuschmeißen, denn viele Utensilien beinhalteten ätzende Säuren und Laugen, dass wusste der Kirchenmann. Sein fetter Körper war schwerfällig, einer dicken Robbe gleich schwabbelte er auf den vor Furcht erstarrten Jungen zu.
    Zum Glück teilten sie sich den Religionsraum mit dem Chemieraum. Zufall oder Schicksal? Die zwei Worte begleiteten den kleinen Christian sein ganzes Leben lang. In Chemie war er schon immer der Klassenbeste. Chemie war sein Element. Jetzt erwies sich sein Wissen als nützlich, sogar lebensrettend. Da er als Assistent seines Lehrers fungieren durfte und bei vielen Experimenten mehr als erfolgreich war, war es für ihn ein Kinderspiel, nach der Salpetersäure zu greifen, die Flüssigkeit einfach dem Fetten, der mit seinem Reißverschluss beschäftigt war, ins Gesicht zu spritzen, danach beim Rausgehen mit Benzin zu übergießen. Die Wirkung war verheerend. Er schloss das Zimmer, da er wusste, dass sein Lehrer lichterloh brannte, weil Salpetersäure das Benzin wie von Zauberhand entzündete. Er half aber zur Sicherheit mit einem Bunsenbrenner etwas nach. Es schepperte in dem kleinen Raum, Gläser, Kolben und Petrischalen flogen um, und der dicke, verschwitzte, vor Wollust zerfressene Mann schrie wie am Spieß.
    Christian ging zum nächsten Feuermelder und löste den Alarm aus. Die Feuerwehr kam schnell, ihr schneller Einsatz nützte der verbrannten Leiche nichts mehr. Alle fragten sich danach, was ein Religionslehrer im Chemieraum zu suchen hatte. Die Nachsitzstunde war nirgends gemeldet. Christian schwieg auch darüber.
    Nicht mehr lange, und er durfte wieder aufwachen, freute sich Gabriel. Er war es leid, so zu leben. Bald würde er sein Ziel erreicht haben.
     
     
    ******
     
    „Danach ging sein Leben etwas ruhiger voran, viele vermuteten, dass Gabriel nicht ganz unschuldig bei der ganzen Sache war, aber jeder hielt seinen Mund. Er absolvierte die Schule als Klassenbester, studierte Philosophie.“
    „Wieso, er war doch Naturwissenschaftler?“, unterbrach Raphael seinen Sohn.
    „Er wollte herausfinden, wer Gott tatsächlich ist. Die Naturwissenschaft langweilte ihn zum Schluss, da alles, was er tat, logisch war - und darum uninteressant.“ Jochen blinzelte seine Benommenheit weg und beeilte sich, weiter zu erzählen. So langsam begann es ihn zu frösteln, ein sicheres Zeichen seiner

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