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Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest

Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest

Titel: Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Zurhorst
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Dinge von ihrem Vater und ihrer Mutter heilen - weit über das hinaus, was wir bis heute vom anderen annehmen können, weit über das hinaus, was ich mir heute auch nur vorstellen kann ...
    Abtreibung - Zeit zur Trauer
    Auch wenn das ein schöner Schluss für dieses Kapitel gewesen wäre - ein weniger schönes Thema darf ich einfach nicht auslassen, wenn es um Kinder geht: die Abtreibung. Bis hierhin habe ich beschrieben, dass es eine der gewaltigsten Revolutionen für eine Beziehung ist, wenn Kinder ins Leben kommen. Und ich habe beschrieben, wie viele Beziehungen eine solche Revolution nicht heil überstehen. Aber manchmal fürchten Mütter oder Väter auch die riesige Kraft und Herausforderung, die durch ein Kind in ihr Leben gebracht werden könnte, so sehr, dass sie dieses Kind nicht auf die Welt bringen wollen. Gründe gibt es unzählige, die gegen die Geburt eines Kindes sprechen: mangelnde Tragfähigkeit der Beziehung, eine mögliche
    Behinderung
    des
    Kindes,
    Angst
    vor
    der
    Verantwortung, die Lebensumstände oder die berufliche Situation ... Ich habe viele unterschiedliche Begründungen gehört, aber ich habe in allen Fällen etwas gelernt, das mich doch verblüfft hat: Jedes auch noch so früh abgetriebene Kind ist ein Kind. Was ich damit sagen will ist: Eine Abtreibung ist nicht ein kurzer medizinischer Eingriff, bei dem eine Ansammlung von Zellen entfernt wird. Bei einer 349

    Abtreibung stirbt ein Mensch. Und wenn ein Mensch stirbt, gehört es zum Wesen des Menschen, dass er sich von diesem Menschen verabschieden und ihn ausreichend betrauern darf.
    Ich sage dies jenseits von jedem kirchlichen Dogma, jeder religiösen Moral. Ich sage es aus Erfahrung mit meinen Klienten. Für mich war Abtreibung immer eine hilfreiche Möglichkeit der modernen Medizin in Notsituationen. Nie hatte ich auch nur das leiseste Unbehagen, was einen solchen Eingriff in begründbaren Fällen anging. Dann verrutschte meine Spirale, und ich wurde von einem Mann schwanger, den ich nicht wirklich gut kannte. Eines Nachts lag ich alleine im Bett und hatte ein Gefühl von Verbundenheit, das ich so noch nie in meinem Leben erlebt hatte. Ich war aufgewacht und hatte das Gefühl, jemand wohnt in mir. Natürlich dachte ich: Was für ein Quatsch! Aber ich konnte nicht wieder einschlafen, weil dieses Gefühl so stark war. Auf einmal dachte ich: Ich bin schwanger!
    Und gleichzeitig kam mir wieder: Was für ein Quatsch! Du hast doch eine Spirale, und deine Tage sind noch nicht beunruhigend überfällig. Trotzdem ging ich nach der zweiten Nacht, in der ich von diesen seltsamen Gefühlen übermannt wurde, in die Apotheke. Ich war schwanger! Ich konsultierte die Frauenärztin: Ich war tatsächlich schwanger! Nun kam die Frage, die ich immer bei allen Freundinnen mit einem klaren Ja beantwortet hatte: Soll ich abtreiben? Alles in mir schrie förmlich: Nein!
    Nach einer halben Stunde innerem Hin und Her war mir von den Haarspitzen bis zu den Zehen klar: Ich würde dieses Kind zur Welt bringen, ganz egal, was kommen würde.
    350

    Dieses Erlebnis, diese Eindeutigkeit hielt ich aber nur für meinen persönlichen Ausnahmefall, meine individuelle, mir unerklärliche Gefühlsanwandlung. Ich zog daraus keine Rückschlüsse über das Für und Wider von Abtreibung an sich.
    Im Laufe der Jahre danach lernte ich dann in meiner Praxis, dass es neben der Geburt eines Kindes einen zweiten wichtigen Beweggrund für die Vergiftung und Spaltung einer Beziehung gibt: die Abtreibung. Die meisten Frauen waren selbst überrascht, wenn sie entdeckten, dass mit diesem Umstand im wahrsten Sinne des Wortes etwas zwischen ihnen und ihrem Partner erstorben war. Ein Paar machte mir schließlich besonders deutlich, worum es ging: Der Mann hatte die Frau dazu gedrängt, das Kind abzutreiben. Im Verlauf unserer Arbeit sprach er immer von »der Abtreibung«, sie sprach immer von
    »unserer Klara« und weinte in tiefer Trauer, obwohl alles schon sechs Jahre zurücklag und die beiden längst ein zweites Kind hatten. Im Verlauf der Arbeit mit diesem Paar habe ich deutlicher denn je begriffen, dass sich im Moment der Zeugung eine Seele zu uns gesellt. In diesem Fall war es »Klara«. Die beiden hatten nach dem Eingriff nie weiter darüber geredet, allerdings
    war
    ihre
    Sexualität
    danach
    systematisch
    eingeschlafen. Der heilende Prozess, der sich dann während unserer Sitzungen entfaltete, war sehr schmerzlich, aber von verblüffender Klarheit: Es brauchte lediglich Raum für

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