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Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest

Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest

Titel: Liebe Dich Selbst Und Es Ist Egal, Wen Du Heiratest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maria Zurhorst
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den sie so ablehnt, abends nicht rechtzeitig nach Hause kommt. Sie hat Angst, ohne ihn in Urlaub zu fahren oder das Wochenende zu verbringen. Ständig hält sie ihn an zu kommen und zu bleiben. Aber wenn er da ist, kann sie die Nähe kaum ertragen, nervt er sie, beginnt sie mit ihm zu streiten, an ihm herumzunörgeln. Während Katarina das alles erzählt, ist sie verwirrt und entsetzt über sich selbst. Schließlich sei sie doch zu mir gekommen, weil sie ihre Ehe retten wolle. Sie sagt, irgendwie liebe sie ihren Mann. Aber irgendwie finde sie ihn auch unerträglich. Gleichzeitig schämt sie sich für ihre harte, ablehnende, sogar angeekelte Haltung ihm gegenüber. In diesem inneren Durcheinander fühlt sie sich hilflos, kommt sie sich sogar verrückt vor.
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    Diese Geschichte ist nur eins von unzähligen Beispielen aus meiner Praxis, an deinen man die tiefe innere Spaltung deutlich erkennen kann. Die erwachsene Beziehung von Katarina zu ihrem Mann ist gestört. Derweil gibt es unzählige alte kindliche Sehnsüchte und kindliche Reaktionen in vielerlei Gestalt. Überall dort, wo unsere Entwicklung vom Säugling zum Kind, vom Kind zum Heranwachsenden, vom fugendlichen zum Erwachsenen in unserer Herkunftsfamilie nicht sicher und schadlos gesättigt wurde, bleiben emotionale und seelische Lücken wie Narben in unserer Persönlichkeit. Verletzte, ungesättigte nicht ausreichend von Vater oder Mutter wertgeschätzte und geschützte Teile von uns bleiben in ihrer seelischen Entwicklung stecken. Später, im Kontakt mit unserem Partner, suchen diese kindlichen Teile unbewusst nach Heilung.
    Wenn der erwachsene Teil von uns dann auf unseren Partner wie ein Erwachsener reagiert, ist der ehemals verletzte, noch nicht gereifte kindliche Teil zur gleichen Zeit unter Umständen bedürftig, ängstlich oder abwehrend. Wir sind verwirrt und zweifeln womöglich an unserer Beziehung.
    So verzehrt sich die bewusste Katarina nach Sex, während das verängstigte Kind sich ihr zur gleichen Zeit an Papa klammern will.
    Katarina erinnert sich an ihre Kindheit nur mit einer tiefen Spaltung: Es gibt die Zeit »davor« und die Zeit »danach«. Mit der Zeit »davor« meint sie ihre ersten Jahre als Kleinkind. Damals hat ihr Vater mit ihr getobt und Quatsch gemacht. Wenn sie von dieser Zeit der spielerischen Körperlichkeit mit ihrem Vater erzählt, strahlt ihr Gesicht. Dann, im Alter von etwa zehn oder elf Jahren, hörte dieser
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    Kontakt abrupt auf. Der Vater zog sich wortlos zurück. »Ich kann mich nicht entsinnen, jemals danach auf seinem Schoß gesessen oder mit ihm geschmust zu haben«, erzählt sie. Katarina ist mit dieser Erfahrung kein Einzelfall.
    Unzählige Väter aus der Generation unserer Eltern haben in dem Moment, in dem aus ihrem Kind ein Mädchen wurde, große Unsicherheit in Bezug auf ihre eigene Körperlichkeit gespürt.
    Scham und Hemmung standen plötzlich unausgesprochen im Raum. »Wie weit darf ich mich annähern? Was, wenn sich etwas in mir regt? « Das alles passierte unbewusst, war aber für die Betroffenen im Inneren zutiefst spürbar. Viele Väter und Töchter fanden sich so in einer viel zu frühen, schmerzlichen Trennung wieder. Die Entwicklung zur Frau fand für viele Mädchen hier eine abrupte Unterbrechung. Unbewusst wurde ein Programm in die Seele geschrieben, das etwa folgenden Inhalt hatte: »Ich bin nicht anziehend. Männer wollen mich nicht. Für körperliche Lust muss ich mich schämen. Ich bringe Männer mit dem Erblühen meines Körpers in Schwierigkeiten...« Während das Mädchen äußerlich trotzdem weiter heranreift, bleibt ein wichtiger Teil der Persönlichkeit stecken.
    Um diesen Mechanismus wirklich zu verstehen, stellen Sie sich doch einmal vor, dass sich im Falle von Katarina nicht nur diese eine Frau mit diesem einen Mann, sondern viele Personen begegnen. Stellen Sie sich die beiden jeweils oben in der Spitze des Dreiecks vor, und nehmen Sie einmal an, dass unter der Bewusstseinsoberfläche verborgen lauter weitere kleine Katarinas soufflieren, argwöhnen oder dazwischenplappern.
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    Oben in der Spitze des Eisberges sagt die Ehefrau: »Ich liebe meinen Mann. « Unten im Rumpf findet derweil ein Tumult statt: Da verzehrt sich eine junge vitale Frau nach Leidenschaft und Sinnlichkeit, ekelt sich aber vor ihrem (Vater-)Mann. Da will ein pubertäres Mädchen Aufmerksamkeit, darf aber vom (Vater-)Mann nicht mehr angefasst werden. Da will ein heranwachsendes Kind Zärtlichkeit, verspürt

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