Liebe im Spiel
riskieren, ihm zu begegnen.”
“Das wird noch ein paar Stunden dauern”, sagte sie. “Und dann sollten wir noch eine weitere Stunde warten, um sicherzugehen, dass er auch eingeschlafen ist.”
“Gut. Ich warte.” Er ließ sie halb gehen, hielt aber noch ihre Hand fest und drückte sie bedeutungsvoll. “Sei vorsichtig.”
“Keine Sorge”, wiederholte sie unbekümmert. “Ich habe keine Angst vor Lester.”
Sorgfältig legte Natasha das silberfarbene Kleid zusammen und hängte es über eine Stuhllehne. Sie nahm ein weites schwarzes T-Shirt und Jeans aus dem Kleiderschrank, zog beides an und bürstete sich das Haar, bevor sie es im Nacken locker zusammenband.
Dann setzte sie sich hin und las in einem Buch, um die Zeit totzuschlagen. So vergingen einige Stunden, bis sie plötzlich Lester kommen hörte - mit schwankenden Schritten. Er stieß gegen etwas und fluchte. Gut - er war betrunken. Das bedeutete, er würde fest schlafen. Und Debbie war nicht bei ihm. Auch das war gut.
Natasha gab Lester eine halbe Stunde, dann schlich sie den Gang entlang bis zu seiner Tür und lauschte. Er schnarchte laut. Dennoch achtete sie darauf, kein Geräusch zu machen, als sie auf Zehenspitzen über die Hintertreppe die Stufen vom Apartment hinunterging.
Die Küche war leer. Natasha nahm den Schlüssel aus dem Büro des Küchenchefs und öffnete die Hintertür, spähte hinaus in die Dunkelheit und rief leise: “Hugh?”
Ein Schatten löste sich aus dem Dunkel unterhalb der Bäume und schob sich durch die geöffnete Tür. “Keine Probleme?”
“Nein. Lester ist betrunken, schläft tief und fest und schnarcht so laut, dass man ihn bis Miami hören kann.”
Er lachte und legte ihr einen Arm um die Taille, um sie eng an sich zu ziehen. Als er jedoch den Kopf neigte, wandte sie das Gesicht ab.
“Wir müssen uns beeilen”, erinnerte sie ihn steif und zog sich von ihm zurück. “Da entlang.”
Sie schloss die Tür hinter ihnen, ließ den Schüssel in ihre Tasche gleiten, dann ging sie mit hoch erhobenem Kopf Hugh voraus durch die leere Küche. An der Hintertür angekommen, öffnete sie die einen Spaltbreit, um die Halle zu überprüfen. “Alles klar”, flüsterte sie angespannt. “Jetzt schnell rauf.”
Hugh folgte ihr die beiden steilen Treppen hinauf. Auf dem obersten Absatz blieb sie stehen, die Hand an der Tür zum Apartment.
“Eins möchte ich noch klarstellen”, sagte sie in entschiedenem Ton, “du wirst nichts aus dem Safe herausnehmen, verstanden?”
“Ja.” Er lächelte. “Du hast es dir doch nicht etwa anders überlegt, oder?” fragte er leise.
“Natürlich nicht”, behauptete sie kalt. “Die ganze Sache kommt mir sehr gelegen. Wenn du eine Möglichkeit hast, Lester aus dem Weg zu räumen, werde ich dir auf jede erdenkliche Art dabei helfen.”
Er lachte ein tiefes, heiseres Lachen und zog sie an sich, um ihre Lippen flüchtig mit seinen zu berühren, bevor sie sich abwenden konnte. “Dann vertrau mir einfach”, flüsterte er und blickte ihr tief in die Augen.
Rasch senkte sie die Lider, drehte sich um und öffnete die Tür. “Ich will mich nur kurz vergewissern, ob Lester noch schläft.”
Das Schnarchen ertönte ununterbrochen. Natasha blieb kurz stehen und lauschte. “Okay -
hier entlang”, flüsterte sie, winkte Hugh im Dunkeln zu und führte ihn ins Wohnzimmer zu dem Bücherregal, in dem der Safe versteckt war. “Hier ist er.” Sie löste den verborgenen Riegel und schwang das Bücherbord zur Seite. “Wie willst du ihn öffnen?”
“Durch Ausprobieren.” Er zog eine kleine Taschenlampe hervor und richtete den Lichtstrahl auf den Safe. Dabei bemerkte sie, dass er dünne Latex-Handschuhe trug, wie Chirurgen sie benutzten. Er ging in die Hocke und begann, den Schließmechanismus sorgfältig zu untersuchen. “Was ist Lesters Geburtsdatum?”
Überrascht sah sie ihn an. “Der zehnte Juni.”
Er nickte und begann, am Kombinationsrad zu drehen. “Eins, null, sechs …”
Neugierig kauerte sie sich neben ihn und sah ihm zu.
“Welches Jahr?” fragte er.
Sie nannte es ihm und hielt den Atem an, als er das Rad drehte. Nichts tat sich.
“Gut, probieren wir es mit der Telefonnummer”, schlug er geduldig vor. Er versuchte es mit den ersten fünf Zahlen, dann mit den letzten fünf, aber keines von beiden funktionierte. “Was ist mit seinem Hochzeitstag?” fragte er.
Natasha lächelte. “Ich bezweifle, dass er sich daran noch erinnert. Es war der einundzwanzigste
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